Die kranke Ratte - Schmerzen

Wenn Ratten leiden und/oder Schmerzen haben, ist das nicht immer zweifelsfrei richtig zu deuten, beziehungsweise für unbedarfte Rattenhalter manchmal nicht zweifelsfrei als Anzeichen von Schmerzen erkennbar.

Zahnschmerzen oder Schmerzen bedingt durch einen Abszess werden vom Rattenhalter oft nicht bemerkt (so lange der Abszess nicht deutlich sichtbar, bzw. an Größe zugenommen hat), obwohl man vom Menschen her aus Erfahrung weiß, dass eben diese Erkrankungen recht schmerzhaft sind. Schmerzen können auch Auslöser für Apathie sein. Wenn eine Ratte hinkt, wird dies vom Rattenhalter deutlich wahrgenommen, Apathie jedoch ist nicht so leicht als Ausdruck des Schmerzes erkennbar. Auch bestimmte chronische Schmerzen sind oft verbunden mit weniger gut erkennbaren Anzeichen vom Schmerzen. Es gibt jedoch noch viele Hinweise darauf, wenn eine Ratte Schmerzen hat. Sie sind sehr vielseitig und je nach Erkrankung unterschiedlichster Art.

Allgemeine Anzeichen von Schmerzen

Erste Anzeichen einer "Belastung" ist häufig ein schlechter Fellzustand und/oder Gewichtsverlust. Bei plötzlich auftretenden, starken Schmerzen können Ratten z. B. laut quietschen oder sich sogar auf dem Boden wälzen. Chronische Schmerzen können zum Beispiel durch häufiges Kratzen erkennbar werden (natürlich ist u. U. auch Juckreiz, wie z B bei Parasitenbefall oder Hautpilz Auslöser für verstärktes Kratzen). Haben Ratten Schmerzen, dann sitzen sie manchmal gekrümmt mit dem Kopf in der Bauchgegend (nicht verwechseln mit "normaler Ruhelage", gesträubtem Fell und schlafen mehr als üblich. Auch die Körpertemperatur kann absinken, daher kann es sinnvoll sein, "Fieber" zu messen.

Ohne Thermometer ist es sehr schwierig festzustellen, ob eine Ratte erhöhte Temperatur hat. Dass sich das Tier nun warm anfühlt (wenn es z. B. warme Füße hat),ist immer ein sehr subjektiver Eindruck. Wenn der Halter vermutet, dass eine Ratte Fieber hat, dann misst man er besten die Temperatur, um sicher zu sein. Gut eignet sich ein Babythermometer, das ist kleiner, bzw. hat eine dünnere Spitze. Die Spitze muss ganz eingeführt werden, sonst wird eine zu tiefe Temperatur angezeigt. Vor dem Einführen in das Rektum sollte die Spitze gleitfähig gemacht werden, um Irritationen zu vermeiden. Dazu eignet sich eine Gleitcreme wie z. B. Vaseline. Wegen der Verletzungsgefahr im Darmbereich sollte das Fiebermessen besser vom Tierarzt vorgenommen werden. Die normale Körpertemperatur beträgt zwischen 37,5 C und 38,5 C.

Bei bestimmten Erkrankungen können u. a folgende Symptome auftreten:

Rote Tränen, verstärkte Atmung, verbunden mit Atemgeräuschen und/oder Niesen, struppiges Haarkleid, blasse Hautfarbe, besonders erkennbar an Ohren und Füßen,

Durchfall oder Verstopfung, starker Durst, somit vermehrte Wasseraufnahme und dadurch bedingt vermehrte Urinausscheidung, z. B. bei Infektionen des Harntraktes oder Nierenentzündung.

Auch das Verhalten

der Ratten kann sich verändern, wie zum Beispiel:

plötzliches aggressives Verhalten gegenüber dem Menschen (bei Berührung etwa) oder Artgenossen gegenüber. Gestörter Tages-und Nachtrhythmus, der sich durch vermehrtes Schlafen, aber auch durch Schlaflosigkeit und Unruhe bemerkbar macht.

Bei Störung des Gleichgewichtes schwankender Gang (auch seitliches Wegkippen). Die zuletzt genannten Symptome können auf eine Erkrankung des zentralen Nervensystems hinweisen, schlimmstenfalls auf Gehirntumoren, die jedoch weniger häufig sind.

Eine wesentliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes geht oft mit einer starken Abkühlung einher. Die Ratte sollte dann in Absprache mit dem Tierarzt mit Rotlicht bestrahlt werden.

Dies sind nur einige Merkmale, die auf eine Erkrankung unserer Ratten hinweisen, daher ist es immer notwendig, die Tiere genauestens zu beobachten, damit bei jeder Veränderung sofort etwas unternommen werden kann. Bei kleinen Säugern, wie eben Ratten, können oft schon Minuten über Leben und Tod entscheiden.

Schmerzbekämpfung

Morphium wird eher wenig verwendet, da es eine kurze Wirkzeit hat und alle paar Stunden gegeben werden muss. Vom Tierarzt kann Buprenorphine verabreicht werden. Das ist ein Opiat-Teilagonist und hat eine längere Wirkungsdauer, 8-12 Stunden. Es kann subkutan gegeben werden, und zwar 2 mal pro Tag.

Viele Tierärzte waren (und sind) der Meinung, dass Tiere z. B. nach einer Operation keine Schmerzmittel brauchen. Die Schmerzen würden bewirken, dass das Tier ruhiger ist und die Operationsstelle schont. Dies ist eine veraltete Meinung, man weiß heute, dass Schmerzen den Heilungsprozess und die Erholung nach einer Operation beeinträchtigen kann. Und das zu einem Zeitpunkt, wo das Tier seine ganze Kraft braucht. Heute wird angenommen, dass alle Operationen, die beim Menschen Schmerzen verursachen, auch für die Tiere schmerzhaft sind. Schmerzmittel sollten deshalb nach einer Operation immer eingesetzt werden. Die Dauer hängt von der Schwere des Eingriffs ab. Als Standard der Dauer der Verabreichung können 3 Tage angenommen werden. Bei einem Lipom, insbesondere bei einem kleinen, kann das auf 1,5 Tage reduziert werden.

Aspirin ist eine Möglichkeit, hilft aber nur gegen mittelstarke Schmerzen. Es gibt bessere NSAIDs (nicht-steroide Anti-Entzündungsmedikamente, Aspirin gehört zu diesen) die besser wirken, z. B. Carprofen) Diese Medikamente werden normalerweise oral verabreicht. Allerdings sollte man sie nicht einfach ins Trinkwasser mischen, da Tiere mit Schmerzen oft weniger trinken und dann eine zu geringe Dosis Schmerzmittel bekommen. Die Medikamente können mit einer Spritze ohne Nadel direkt ins Maul der Ratte verabreicht werden.

Sehr gut bewährt hat sich bei stärkeren Schmerzen, auch nach Operationen/Kastrationen die Gabe von Metacam( Meloxicam). Bei Eingriffen kann der Tierarzt dieses Präparat postoperativ injizieren, der Rattenhalter kann es dann weiter zu Hause oral verarbeichen (Metacam-Tropfer)

In therapeutischen Dosen, also in der für Ratten angegebenen Dosierung ist Aspirin unschädlich. In (zu) hohen Dosen aber ist es (wie alle anderen Medikamente auch) toxisch.

Aspirin wirkt blutverdünnend, es reduziert die Fähigkeit des Blutes zu gerinnen. Beim Menschen wird Aspirin deshalb eingesetzt, um das Risiko eines Herzinfarktes/Hirnschlags (z.B. ausgelöst durch Blutgerinsel) zu reduzieren. Andererseits dauert es bei Verletzungen von Blutgefäßen länger, bis die Öffnung mit einem Blutgerinsel verstopft wird. Es gibt Rattengifte, welche die Blutgerinnung stören, so dass die Tiere innerlich verbluten, weil die natürlicherweise auftretenden Kleinstverletzungen der Gefäße nicht repariert werden können. Das hat natürlich nichts mit Aspirin zu tun, da dieses Mittel einen anderen Wirkungsmechanismus hat. Es sollte aber jedem klar sein, dass Tiere, die Rattengift aufgenommen haben, kein Aspirin erhalten sollten.

Dieser Hinweis nur, weil ich von einem Rattenhalter diesbezüglich gefragt wurde. Blut kann nicht durch Zellwände passieren (es enthält ja selbst Zellen, die roten und weißen Blutkörperchen). Blut passiert in der Regel zwischen den Zellen der Blutgefäße durch (oder durch kleine und kleinste Verletzungen). Diese Öffnungen werden aber sofort wieder mit Blutgerinseln verschlossen

Nach größeren Operationen mit starken Blutungen sollte daher Ratten Aspirin nicht verabreicht werden. Da es ohnehin als Schmerzmittel nur eine begrenzte Wirkung hat, sollte es in diesen Situationen sowieso nicht zum Einsatz kommen. Bei kleineren Eingriffen hat Aspirin jedoch durchaus seine Berechtigung (Kastration, Entfernen eines kleinen subkutanen Tumors, etc.). Schädigend für den Embryo ist Aspirin in (extrem) hoher Dosierung (400mg/kg/Tag).