Atemwegserkrankungen bei der Ratte
Atemwegserkrankungen bei Ratten erkennt man entweder an verstärkter (schnellerer) Atmung und/oder Flankenatmung, sowie an Atemgeräuschen, die sich in unterschiedlicher Form äußern können und von Rattenhaltern sehr unterschiedlich definiert werden.
Sie sagen, ihre Ratten "knacken, knattern, piepsen, keckern, rasseln, rattern, pfeifen". Ich habe sogar schon von einem Rattenhalter gehört, dass seine Ratte mit ihrem Menschen "spricht". Außer bei der innerartlichen Kommunikation gibt eine Ratte normalerweise keine Geräusche von sich, es sei denn, sie wird grob angefasst und äußert so ihr Unbehagen. Daher ist immer Aufmerksamkeit geboten, wenn man seine Ratte "sprechen" hört.
Manche Ratten niesen häufig und haben "rote (oder rosa) Tränen" und/oder rötlichen Nasenausfluss, was häufig mit Nasenbluten verwechselt wird. Die rote Färbung dieser Flüssigkeit, die _kein_ Blut ist, kommt durch das (Hämato)porphyrin (Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin), das aus den Harder'schen Drüsen (die hinter den Augen sitzen) mit der Tränenflüssigkeit abgesondert wird. Die Absonderung dieses Sekretes kann beispielsweise neben anderen Ursachen durch Stress ausgelöst werde, auf eine allgemeine Schwächung des Immunsystems oder auf eine bereits im Körper manifestierte Krankheit hinweisen.
Aber: Diese Erscheinung tritt bei bestimmten Rattenstämmen, besonders im Alter, auch unter normalen Bedingungen auf und muss nicht mit klinischen Symptomen einhergehen. Meist (jedoch nicht immer, wie oben beschrieben) handelt es sich um eine Infektion der Atemwege mit Mykoplasmen, die schnellstens behandelt werden sollte (eine weitere Ursache für "rote Tränen" kann auch eine Infektion mit dem Corona Virus sein). Ein Besuch beim Tierarzt ist daher gewöhnlich unerlässlich und dringend zu empfehlen.
Bereits bei den ersten Anzeichen ist eine volle Behandlung mit Antibiotikum ratsam. Ratten zeigen Symptome häufig erst spät, wenn Atemgeräusche hörbar sind , ist die Krankheit schon im vollen Schwung. Die Ratte wird dann ein entsprechendes Antibiotikum verabreicht bekommen (mittels Injektion oder auch oral). Gut geeignet sind beispielsweise die Wirkstoffe Enrofloxacin, Chloramphenicol, Doxycyclin /Penicillin und Tetracycline. Wichtig ist, dass die Medikamente in genügend hoher Dosis und über einen entsprechend langen Zeitraum (also auch einige Tage über das Abklingen der Krankheit hinaus) gegeben werden.
Soll die Ratte die Medizin oral einnehmen, so kann man diese entweder mit einer Pipette/Einwegspritze direkt ins Mäulchen geben, was jedoch bei einigen Ratten etwas Fingerspitzengefühl verlangt, da z. B. Baytril von vielen Ratten verabscheut wird. Man kann auch eine sehr kleine Menge Fruchtjoghurt unter die Medizin mischen und den Ratten anbieten. Dem Einfallsreichtum sind, was die Verabreichung von Medikamenten angeht (fast) keine Grenzen gesetzt. Das reicht von Leberwurst bis zu Nougatcreme. Eine sehr gute Alternative zu Milchprodukten, die von Ratten ja sehr gerne genommen werden, ist zum Beispiel Hafersahne (Reformhaus). Auch mit Fleischpaste oder Kürbiscreme (in Gläschen aus dem Reformhaus) nehmen manche Ratten ihre Medizin gerne ein.
Wichtig ist aber, dass z.B. Tetracykline (wie Chlortetracyclin, Oxytetracyclin, Doxycyclin) nicht zusammen mit Milchprodukten verabreicht werden sollen. Im Gegensatz zu Fluorochinolonen wie Enrofloxacin (Baytril).
Zur Stärkung der Immunabwehrkräfte kann vom Tierarzt Baypamun oder Duphamun verordnet werden.
Achtung: Heißt jetzt Zylexis!
Baypamun basiert auf Viren, die bei Schafen vorkommen. Sie sind inaktiviert, d. h. es sind tote Viren, die sich nicht weiter vermehren können. Sie haben jedoch die Eigenschaft, das Immunsystem sehr stark zu stimulieren. Dieses Virus, das ja eigentlich krank machen sollte, erzeugt jedoch eine so starke Immunstimulierung, dass es vom Wirt (Mensch oder Tier) dann beseitigt wird. Man unterscheidet das unspezifische und das spezifische Immunsystem. Das spezifische Immunsystem wird durch eine Impfung angeregt (z. B. Grippeschutzimpfung). Bei einer Behandlung mit Baypamun reagiert der Körper mit einem unspezifischen Reiz. Es kann gegen eine Vielzahl von Erkrankungen helfen oder die Abwehr unterstützen (bei einer Impfung z. B. wird nur gegen eine bestimmte Krankheit vorgegangen). Gerade bei Atemwegserkrankungen bei Ratten ist Baypamun sehr gut geeignet. Wichtig ist jedoch, dass es rechtzeitig verabreicht (injiziert) wird. Sind die Tiere erst einmal ernsthaft erkrankt, ist die Wirkung zweifelhaft.
Ratten, die großem Stress ausgesetzt sind, wie bei oder während einer Integration, werden anfälliger gegen Krankheiten und die körpereigenen Abwehrkräfte sinken rapide. Wird Baypamun vorbeugend eingesetzt, kann damit eine gute Wirkung erzielt werden. Viele Rattenhalter setzen auch auf homöopatische Mittel wie Echinacea. Auch Blütenpollen steigern die körpereigene Abwehr und werden von den meisten Ratten gut angenommen. Baypamun hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die effektivste Wirkung.
Ist eine Ratte bereits erkrankt, kann man zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit feuchte Tücher über eine Seite des Käfigs hängen, eventuell beträufelt mit einigen Tropfen japanischen Heilpflanzenöls. Zugluft und Kälte sind zu meiden.
Inhalation
Bei Infektionen der Atemwege leiden Ratten mehr oder minder, je nach Schwere der Erkrankung, unter Atemnot. Mitunter kann man der Ratte durch Inhalation Linderung verschaffen. Die "einfachste" Methode ist, dem Tier den heißen Dampf einatmen zu lassen. Geeignet ist z. B. ein kleiner Hamsterkäfig, in welchem die Ratte untergebracht wird. Direkt vor den Käfig stellt man eine hitzefeste Schüssel mit kochendem Wasser und deckt Käfig inklusive Schüssel mit einem großen Frotteetuch (am besten ein Badetuch) ab, so dass die Dämpfe in den Käfig ziehen und nicht so schnell entweichen können.
Dem heißen Wasser kann entweder eine Inhalationslösung, z. B. Salbutamol (wird zur Behandlung von Asthma bronchiale und anderen Erkrankungen, die mit einer Verengung der Atemwege einhergehen, verwendet) beigegeben werden (vom Tierarzt, da verschreibungspflichtig), oder aber ein Kamillenextrakt (wirkt beruhigend bei Katarrhen im Nasen-Rachenraum und beugt Entzündungen in den Bronchien vor), oder Babix-Inhalat N ( Pflanzliches Arzneimittel zur Anwendung bei Erkältungskrankheiten der oberen Luftwege, Bronchitis und grippalen Infekten). Kamillenextrakte sollten im übrigen nicht am Auge verwendet werden, da die Gefahr einer Bindehautentzündung besteht. Die Inhalationen sollten täglich zwei- bis dreimal fünfzehn Minuten lang durchgeführt werden.
Wichtig:
Den Käfig besonders sorgfältig verschließen, damit die Ratte nicht entweichen und sich womöglich verbrühen könnte.
Leider ist diese Methode nicht besonders effektiv, weil die Dämpfe auf diese Weise nicht ausreichend tief in die Bronchien vordringen, um entsprechend zu wirken. Besser geeignet sind Inhalatoren, mit deren Hilfe das Medikament vernebelt wird und so die fein verteilten Tröpfchen eingeatmet werden. Es gibt zwei verschiedene Varianten von Inhalatoren. Die einen vernebeln über Druckluft, störend dabei die etwas lauten Geräusche, an die sich die Ratten aber nach kurzer Zeit relativ rasch gewöhnen, die anderen arbeiten geräuschlos mittels Ultraschall, sind aber teurer in der Anschaffung.
Die Handhabung ist relativ einfach. Das Medikament wird mit einer kleinen Menge isotoner Kochsalzlösung (in jeder Apotheke erhältlich) in den Inhalator gefüllt. Auch hier verfährt man wie oben angegeben, bringt die Ratte am besten in einem kleinen Hamsterkäfig unter, über den ein großes Frotteetuch gelegt wird, die Schmalseite lässt man offen. Dort wird die Düse des Inhalators angebracht und die Dämpfe strömen fein vernebelt in den Käfig. Das Frotteetuch verhindert, dass die Dämpfe gleich nach hinten entweichen.
Bitte bei der Dosierung von Salbutamol besonders sorgfältig verfahren (lt. Anweisung vom Tierarzt), da eine zu hohe Konzentration unter Umständen starke Nebenwirkungen hervorrufen kann (z. B. kurzzeitige Hyperaktivität der Tiere). Eine Inhalation mit Emser Salz eignet sich nur bei einer leichten Infektion der oberen Atemwege, die jedoch bei Ratten in der Regel weniger häufig ist. Durch eine komplexe Mischung von Mineralstoffen, Kochsalz und Natron können Schwellungen der Nasenschleimhaut gemindert werden. Der Bronchialbereich wird mit Emser Salz nicht erreicht.
In der Regel handelt es sich bei Atemwegserkrankungen bei der Ratte um CRD (Chronic Respiratory Disease). Der Leitkeim ist Mycoplasma pulmonis, ein Bakterium. Alleine bewirkt er relativ wenig, die Ratten tragen den Keim im oberen Atmungstrakt, werden aber nicht zwingend krank. Kommen jedoch noch andere Infektionserreger dazu, wie eine Reihe anderer Pathogene (Viren: Sendai Virus, Pneumonievirus der Maus (PVM), Sialodacryoadenitisvirus (SDAV); Bakterien: CAR-Bazillus, Pasteurella pneumotropica, Bordetella bronchoseptica, so kommt es zu einer Erkrankung.
Bei einer Lungenentzündung (Pneumonie) sind zwar nicht immer Mykoplasmen beteiligt. Es gibt, wie oben angeführt, eine Reihe anderer Bakterien und auch diverse Viren, die Atemwegserkrankungen auslösen können. Die Viruserkrankungen werden jedoch meist von Bakterien gefolgt und eine Antibiotikum-Behandlung ist deshalb auch dann in jedem Fall empfehlenswert. Weitere Faktoren, die am Ausbruch der Erkrankung beteiligt sind, sind stark verschmutzte Käfige (hohe Ammoniakkonzentration), starke Temperaturschwankungen, evtl Allergien, Zigarettenrauch und Stress jeder Art (falsche Fütterung, zu wenig bis keine Rückzugmöglichkeiten, Dauerstreit unter Artgenossen usw). Die Gründe, warum für diese CRD der Ratte noch kein Mittel gefunden wurde, sind vielschichtig. Einer davon ist sicher die Tatsache, dass es sich nicht um eine "einfache" Krankheit handelt. Zum Teil sind Viren beteiligt und dagegen hat die Medizin noch nicht viel gefunden. Andererseits verstecken sich die Bakterien (insbesondere Mycoplasmen) richtiggehend vor den Antibiotika in Nischen, die von den Medikamenten nur schwer erreicht werden können. Dort überdauern sie dann eine Therapie und kommen danach in alter Frische wieder zum Vorschein.
Wenn die Krankheit schon sehr weit fortgeschritten ist, kann es sein, dass die Veränderungen so massiv sind, dass die Tiere sich nicht mehr erholen können. So hat es Fälle geben, wo nur noch ein Viertel der Lunge funktionstüchtig war. Der Rest war verwachsen, vernarbt und mit Eiter angefüllt. Ein Antibiotikum kann solche Bereiche gar nicht mehr erreichen.
Es bräuchte eine richtige Aufarbeitung des Falles. Da die Kosten für derartige Untersuchungen viel zu hoch sind, wird dies kaum gemacht. So müssten die Tiere gründlich von einem Tierarzt untersucht werden. Dazu gehört auch die Auskultation (Abhören) der Lunge. Ein Röntgenbild müsste gemacht werden. Abstriche von Nase, Rachen und evtl Luftröhre müssten entnommen und bakteriologisch untersucht werden. Die Bakterien müssten typisiert werden und von den pathogenen Keimen müss;te ein Antibiogramm (Resistenzprüfung um das richtige Antibiotikum herauszufinden) erstellt werden. Blut muss entnommen werden und auf Antikörper gegen Virusinfektionen untersucht werden.Ein Blutbild und eine Enzymbestimmung gäben weitere Informationen.
Ich kenne niemanden, der so etwas macht. Aber diese Untersuchungen sind Standard bei einem erkrankten Hund oder bei einer Katze (ganz zu schweigen vom Menschen).
Bei der Ratte sind die normalen Veterinärlabors nicht einmal in der Lage, die meisten dieser Untersuchungen durchzuführen. Dies bedeutet, dass wir häufig auf mangelhaften Diagnosen aufbauen müssen. Zwar wird versucht, die best mögliche Therapie zu finden. Aber oft ist diese nicht erfolgreich, da die korrekte Aufarbeitung des Falles nicht gemacht wurde (gemacht werden konnte).
Alles in allem eine sehr frustrierende Angelegenheit!
Die einzige Möglichkeit wäre wohl eine vollständige "Sanierung" (Euthanasie und Neubeginn mit nicht infizierten Tieren). Dies ist natürlich für Heimtiere keine gangbare Alternative, sondern allenfalls Versuchstierbeständen vorbehalten.
Sehr wichtig ist eine Prophylaxe. Eine optimale Haltung ist wichtig, sowie ein Vermeiden zu Beständen mit infizierten Tieren. Dann kann es selbst bei Vorhandensein von Krankheitserregern meist nicht zu einer klinischen Erkrankung kommen. Dazu gehört selbstverständlich auch eine optimale Gestaltung der Umgebung der Ratten, wie gut strukturierte Käfige, genügend Rückzugs,- Versteck- und Klettermöglichkeiten, richtige Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit, saubere Käfige (es darf keinesfalls nach Ammoniak riechen), gut ausgewogenes Futter.
Niemals eine Haltung zu vieler Tiere auf zu engem Raum!
Wenn es den Ratten gut geht, werden sie weniger krank! Ist jedoch ein Tier erkrankt, so sollte es so schnell wie möglich behandelt werden. Behandlungen mit Antibiotika sind in der Lage, die Symptome zum Verschwinden zu bringen. Die Infektionserreger bleiben aber erhalten und es kann zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu einem Ausbruch kommen. Jede Neuerkrankung ist schwieriger zu bekämpfen als die vorhergehende. Oft treten dann Resistenzen auf, d h, das Antibiotikum ist auf einmal nicht mehr wirksam.
Wichtig ist, dass die Therapie richtig durchgeführt wird. Das Antibiotikum muss in genügend hohen Dosen angeboten werden. Die Behandlung muss einige Tage über das Abklingen der Symptome hinaus fortgesetzt werden. Die Wahl des richtigen Medikamentes ist sehr schwierig.
Eingesetzt werden können unter anderem die bereits oben genannten Antibiotika.. Wie bereits erwähnt, ist das Wichtigste die Übertragung der Infektionserreger möglichst zu verhindern und die Umgebung der Ratten zu optimieren. Ist ein Tier sichtbar erkrankt, ist die Prognose bereits zweifelhaft.
Ein Ratte kann trotzdem problemlos mit 1/3 ihrer Lunge leben. Bei großer Anstrengung sind jedoch Atembeschwerden (Atemnot) zu erwarten.
Wenn ein Tier chronisch im Ruhezustand Atembeschwerden hat, so sollte es euthanasiert werden.
Die Übertragung der Erreger führt nicht unbedingt zum Ausbruch der Krankheit. Viele Ratten sind symptomlose Träger von Mycoplasmen, erkranken selbst nicht, können aber Artgenossen anstecken. Die Übertragung von Mycoplasmen findet in der Regel entweder bereits während der Geburt, also von der Mutter auf die Nachkommen, oder in den ersten Lebenstagen statt, durch direkten Kontakt von Ratte zu Ratte. Ebenso kann ein infizierter Rattenbock durch den Deckakt Mycoplasmen auf die Rättin übertragen, so dass die Babys bereits schon vor der Geburt infiziert sind. Da der Erreger auf die Ratte auch durch den Menschen übertragen werden kann, bedeutet dies, dass nicht unbedingt direkter Kontakt der Tiere untereinander nötig ist.
Mycoplasmen können in der Umwelt nicht sehr lange überleben. Infizierte Ratten schniefen und niesen häufig. Durch diese Aerosole können Mycoplasmen freigesetzt werden. Ratten, die sich in der Nähe aufhalten, können diese einatmen, sie sind jedoch nicht so sehr infektiös. Werden jüngere Ratten unter einem Jahr gut gehalten (z. B. in ausreichend großen Käfigen, gut kompatiblen Gruppen, mit entsprechendem Futter usw.) werden sie häufig nicht klinisch krank. Die Krankheit bricht meist erst nach einem, bzw. 1 1/2 Jahren aus. So lange leben die Ratten mit den Mycoplasmen in der Lunge oder auf den Schleimhäuten, trotzdem kommt es nicht zur Ausbildung einer guten stabilen Immunität. Bereits bei geringen Temperaturschwankungen (wie etwa heiße Sommertage) oder Stress (z. B. Veränderung der Haltungsbedingungen), können jedoch klinische Symptome auftreten.
Die Frage, ob Mycoplasmen von den Ratten auf den Menschen übertragen werden können, wird immer wieder gestellt.
Die wichtigste Mycoplasmenart beim Menschen ist M. pneumoniae. Ratten werden meist von M. pulmonis befallen, also von einer anderen Art! Mycoplasmen von Mensch und Ratte weisen zwar gewisse Gemeinsamkeiten auf, lassen sich jedoch eindeutig voneinander unterscheiden. Es ist nicht bekannt, dass eine Übertragung von Mensch (mit M. pneumoniae) zu Ratte oder umgekehrt (mit M. pulmonis) möglich ist. Eine Übertragung der Erreger (M. pulomonis) auf die Ratte ist jedoch durch den Menschen möglich, etwa durch (ungewaschene) Hände oder infizierte Kleidung (durch vorherigen Kontakt mit erkrankten Ratten).
Unter Heimtierhaltungsbedingungen, wie sie bei der Mehrzahl der Rattenhalter vorherrschen, gibt es keinen realisierbaren Weg, den Bestand von Mycoplasmen freizuhalten. Durch die vielen Kontakte der Rattenhalter und deren Ratten untereinander, durch Besuche in Zooläden, Rattentreffs, Messen und dergleichen können die Erreger in den eigenen Heimtierbestand eingeschleppt werden. Mycoplasmen gehören zu den am weitest verbreiteten Krankheitserregern von Ratten und sie können neben den Erkrankungen der Atemwege zusätzlich bakteriellen Infektionen den Weg bahnen.
Um eine Infektion mit Sicherheit auszuschließen, müssten die Ratten in einem gesonderten Gebäude untergebracht, sämtliche Neuzugänge vor jeder Integration untersucht werden und der Rattenhalter sollte Kontakte zu anderen Haltern und deren Ratten vermeiden, bzw. seinen Rattenraum durch eine Sicherheitsschleuse, wie diese in Labors üblich ist, betreten. Vor jedem Kontakt mit seinen Tieren ist zudem strikter Kleiderwechsel und Waschen/Desinfizieren der Hände nötig.
Die einzige Möglichkeit wäre deshalb die Entwicklung eines Impfstoffes.
Den Aussagen eines bakteriologischen Institutes zufolge wäre die Entwicklung eines generell wirksamen Mycoplasmenimpfstoffes, der grundsätzlich zur Prophylaxe von sämtlichen Rattenhaltern eingesetzt werden kann zwar ein aufwendiger Prozess, aber auch wenn die Entwicklungskosten hoch und die benötigte Zeit relativ lang wäre (2 Jahre), hätte dieser Impfstoff den Vorteil, dass er Deutschland- bzw Europaweit und in jedem Bestand für die Immunprophylaxe eingesetzt werden könnte. Der Impfstoff ließe sich in großen Mengen produzieren und somit könnte der Preis pro Impfdosis niedrig gehalten werden. Jeder Tierarzt könnte so eine kostengünstige Impfung der Ratten vornehmen. Der Impfstoff wäre bei allen Ratten einsetzbar, selbstverständlich auch bei solchen, die keine Anzeichen einer CRD haben, d. h. symptomlose Träger oder (noch) mycoplasmenfrei sind. In jedem Fall sollte diese Vaczine zur Immunprophylaxe eingesetzt werden, insbesondere bei neu in den Bestand hinzutretenden Tieren.
Ähnliche Symptome wie bei einer Infektion mit Mycoplasmen treten auch bei Streptococcus pneumoniae auf, die gelegentlich in der Heimtierhaltung vorkommt, jedoch bei weitem nicht so häufig sind wie Mycoplasmen. Die Symptome sind ähnlich wie bei einer Mykoplasmeninfektion: Die Tiere sind lustlos, können abmagern, haben Atemnot und niesen. Aufgrund klinischer Symptome ist eine Streptococceninfektion nicht von Mykoplasmen zu unterscheiden.
Die Infektion kann von anderen Nagern und von Ratten übertragen werden. Meist ist sie über Jahre in einem Bestand vorhanden. Die Ansteckung erfolgt über Aerosole und ein direkter Kontakt scheint nötig zu sein. Sie wird indirekt (über Geräte, Einstreu, Personen) nur schlecht übertragen. Die Behandlung erfolgt mit einem Penizillin-Derivat wie z.B. Amoxicillin. Diagnose: kultureller Nachweis aus Rachen, aber besser aus Luftröhre oder Lunge (nur an einem toten Tier mit Sicherheit möglich).
Mycoplasmen überleben außerhalb des Köpers nicht sehr lange, Streptokokken sind nicht so empfindlich, aber es kommt auf die Streptokokkenart an. Solche, die auf die Lunge spezialisiert sind, sind auch nicht sehr stabil in der Umwelt.
Lungenödem
Als eine der häufigsten Ursachen für ein Lungenödem (Ansammlung von Wasser in der Lunge oder im Lungengewebe) ist Herzinsuiffizenz (Herzschwäche) bekannt. Da Herzerkrankungen bei Ratten eher selten auftreten, sind Lungenödeme in der Regel eher weniger oft anzutreffen. Verantwortlich können aber auch Infektionen der Atemwege/Lungenentzündung sein, oder etwa ein Sturz, bei dem die Lunge "gequetscht" wird. Laute rasselnde/röchelnde Atemgeräusche, vermehrte Unruhe und akute Atemnot (pumpende Flankenatmung) können ein Hinweis auf Wasseransammlung in der Lunge sein. Die Feststellung eines "Lungenödems" kann immer nur eine "Verdachtsdiagnose" sein, da sich ein Lungenödem weder durch Abhören noch auf dem Röntgenbild ausreichend deutlich abzeichnet und die oben beschriebenen Symptome auch dann auftreten können, wenn sich kein Wasser in der Lunge befindet. Besteht zudem der Verdacht auf eine Infektion, ist es empfehlenswert, ein Antibiotikum zu verabreichen.
Bei akuter, massiver Atemnot empfiehlt sich die Gabe eines Diuretikums, ein Mittel zum Entwässern (z. B. Lasix oder Dimazon), das jedoch nur für kurze Zeit gegeben werden sollte, damit dem Körper nicht zu viel Flüssigkeit entzogen wird. Da Kortison gefäßerweiternd wirkt, ist es ratsam, dies parallel zu verabreichen, es erleichtert die Atmung und zusätzlich das Entwässern.