Unterbringung - Einstreu




Als Einstreu verwende ich sehr grobe Hobelspäne mit wenig Feinanteil (ich habe das Glück, das ich diese am Ort direkt vom Sägewerk beziehen kann), die ich auch empfehlen kann. Aber es gibt auch im Handel inzwischen grobe Hobelspäne zu kaufen. Man muss eben verschiedene Läden durchforsten. Das Holz sollte unbehandelt sein. Bisher habe ich damit in vielen Jahren nur gute Erfahrungen gemacht. Der geringe Feinanteil fällt bis ganz nach unten auf den Boden. Darüber befinden sich dann die groben Späne. Es sollte eine Schicht von mindestens 5-7 cm (oder mehr) eingestreut werden, damit die Ratten buddeln und wühlen können. Auch wenn die Ratten hin und wieder graben, bleibt meist (sofern dick genug eingestreut) die unterste Schicht auf dem Boden liegen. Kranke Ratten (vor allem solche mit akuten Atemwegsinfektionen) leben bei mir ohnehin nicht mehr im Käfig/Becken, so dass sie keine Staubpartikel einatmen können.


Es ist ratsam, nicht bei jeder Käfigreinigung die komplette Einstreu auszutauschen, sondern statt dessen täglich nur die stark verschmutzten Stellen zu entfernen und auch nur diese Ecken frisch einzustreuen. Es mindert das Wohlbefinden der Ratten, wenn zu oft die gesamte Einstreu ausgetauscht wird, da jeglicher arteigene Duftstoff gleich mit entfernt wird. Auch sollten Bodenwannen nur mit lauwarmen Wasser gereinigt werden, ohne Zusatz von Seifen, Laugen oder gar Desinfektionsmitteln. Bei einer dicken Lage Einstreu ist das ohnehin nur hin und wieder erforderlich, wenn regelmäßig die verschmutzten Ecken gereinigt werden. Während der Reinigung des Käfigs, vor allem, wenn die Einstreu erneuert/ausgetauscht wird, sollten die Ratten so lange an einem anderen Ort (in einem extra Käfig) untergebracht werden, da es unvermeidbar ist, dass es dabei zu einer Staubentwicklung kommt. Die Tiere müssten dann nur unnötig diese feinen Partikel einatmen. Wenn die Einstreu erneuert ist, wartet man noch einige Zeit, bis sich der Staub gesetzt hat, dann dürfen die Ratten wieder in ihr Heim einziehen.

Über die vom Handel inzwischen unzählig angebotenen Sorten Einstreu und ihre Eignung gibt es geteilte Meinungen. Was der eine Rattenhalter für geeignet hält, wird vom anderen abgelehnt. Es gibt bislang keine wissenschaftlichen Studien darüber, welche Einstreu für das Wohlbefinden unserer Ratten besten ist und es gibt offensichtlich bisher kein Material, das allen Anforderungen gerecht wird. Die Einstreu sollte saugfähig sein, geruchsbindend, weich und nicht scharfkantig (spitze Teilchen, sowie steter Aufenthalt auf hartem Untergrund können an den Füßen kleinste Wunden verursachen und zum Beispiel "Bumblefoot" hervorrufen), das Material darf nicht toxisch sein, da Ratten schon mal Einstreu verzehren, möglichst wenig Feinanteil haben, damit die Staubbelastung so gering wie möglich gehalten wird, und den Tieren ein artgerechtes Verhalten bieten (graben, wühlen). Sie sollte zudem frei sein von Parasiten und keine Allergien auslösen.

Ich kenne jedoch keine Einstreu, die all diese Vorzüge miteinander vereint. Entgegen landläufiger Meinungen reagieren Ratten weitaus weniger häufig als angenommen allergisch auf Käfigeinstreu. Besonders auffallend ist, dass nach Aussagen vieler Rattenhalter es meist neue Ratten sind, die allergische Reaktionen zeigen. Aufmerksamen Rattenhaltern wird sicher aufgefallen sein, dass Ratten nach dem Einzug im neuen Heim nach einiger Zeit anfangen zu niesen. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass diese vermeintliche Allergie nicht in der Einstreu zu suchen ist, sondern in einer allgemein herabgesetzten Abwehrschwäche des Körpers, ausgelöst durch Stress als Reaktion auf die Umstellung (einschneidende Veränderungen im Leben der Ratte: neue Umgebung, fremde Artgenossen, Futterumstellung usw.). Jeder Rattenhalter sollte versuchen, ein Material zu finden, welches die meisten oben erwähnten Punkte in sich vereint, dann wird er, zumindest was die Grabtätigkeit betrifft, einer weitestgehend artgerechten Haltung nahe kommen.

Auf die wichtigsten Aspekte kann jeder selbst Einfluss nehmen, wie z. B. die Geruchsbelästigung, denn selbst die beste Einstreu wird versagen, wenn sie nicht regelmäßig bei Verschmutzung erneuert/ausgetauscht wird. Wird auf peinliche Sauberkeit geachtet und werden stark frequentierte Ecken wenn erforderlich täglich gereinigt, dann wird es auch keine unangenehmen Gerüche geben. Aus diesen Gründen verzichte ich auch auf eine "Bewertung" bestimmter Einstreusorten, da diese nicht objektiv sein kann. Wer jedoch seinen Ratten kranke Füße ersparen möchte, wird keine harte Einstreu verwenden (wie z. B. Buchenspäne), auch dann nicht, wenn sie dem Rattenhalter praktisch erscheint und einfach in der Handhabung sein mag. Wer seinen Ratten artgerechtes Verhalten ermöglichen will, wird einen Bodengrund wählen, in welchem die Tiere graben, wühlen und buddeln können, ohne sich an hartem und spitzem Material zu verletzen. Wer Atemwegserkrankungen vorbeugen möchte, sollte Einstreu mit keinem oder wenig Feinanteil wählen. Granulierte Maiseinstreu hat zum Beispiel eine hohe Bindungskraft für Flüssigkeit und verzögert die Ammoniakbildung. Nicht empfehlenswert finde ich in jedem Fall Buchenspäne (Hartholzeinstreu), Sand, Sägemehl, Torf, Blumenerde, Gartenerde und Granulat für Katzentoiletten.

Zum Auspolstern von Schlafplätzen und dem Bau von Nestern eignen sich nach wie vor Toilettenpapier, Küchentücher und geschreddertes (Zeitungs-) Papier (bitte nur Tageszeitungen, kein Glanzpapier oder sonstige Druckerzeugnisse). Von Heu und Stroh ist abzuraten, damit können Parasiten (Flöhe und Milben) eingeschleppt werden. Wer absolut nicht darauf verzichten möchte, kann Heu und Stroh in einer Tüte in die Gefriertruhe stecken. All diese Hautparasiten sind gegenüber extremen Temperaturen und Trockenheit empfindlich. Nur die Eier können höhere Resistenzen zeigen und z. B. eine 60°C-Wäsche überleben. Durch Tiefgefrieren werden auch die Eier abgetötet. Je nach Materialmenge muss aber darauf geachtet werden, dass auch der Kern genügend lange durchgefroren wird (mehrere Tage). Eine Haltung ohne Einstreu, ausschließlich auf Zeitungen, ist nicht zu empfehlen, weil dadurch natürliche Verhaltensweisen nicht ausgelebt werden können. Ebenso wenig kann, von mir bekannten Rattenhaltern praktisch erprobt, durch diese Haltungsform verhindert werden, dass Ratten an Atemwegsinfekten erkranken.

Wenn Käfige sehr schlecht und nur unregelmäßig gereinigt werden, kann es unter derart ungünstigen Bedingungen zu Ammoniakbildung kommen. Ein aufmerksamer Rattenhalter wird jedoch mit der Käfigreinigung auf keinen Fall so lange warten, bis es nach Ammoniak riecht (der Mensch kann Ammoniakkonzentrationen ab etwa 20-50 ppm (lässt sich leichter schreiben) riechen. Erhöhte Ammoniakkonzentrationen in der Käfigatmosphäre begünstigt die Anfälligkeit für Infektionen des Atemtraktes. Bei Ratten ist dies für Mykoplasmeninfektionen nachgewiesen.

Ammoniak entsteht unter anderem bei mikrobieller Zersetzung stickstoffhaltiger Verbindungen, Hauptquelle ist in "unserem" Fall der Harnstoff der Ratten, der durch das Enzym Urease abgebaut wird. Im Käfig von Nagern besitzen bestimmte Bakterienarten dieses Enzym, mit welchem sie den Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid aufspalten. Die Bakterien haften an den Tieren und gelangen so in die Einstreu. Wenn nun über die Ausscheidungen der Ratten Harnstoff produziert wird, vermehren sich die Bakterien explosionsartig und produzieren Ammoniak und Kohlendioxid.

Allerdings hängt die Vermehrungsrate dieser Bakterien sehr stark von der Urinmenge ab, die von den Ratten ausgeschieden wird (also nicht zuletzt von der Besatzdichte!), daraus resultierend vom Wassergehalt in der Einstreu und von der relativen Feuchtigkeit der Raumluft. Es sollte also auf keinen Fall (weder in Käfigen, noch in anderen Behältnissen) an Einstreu gespart werden, denn je mehr Einstreu, desto niedriger die Ammoniakkonzentration. Der Besatz sollte immer der Käfiggröße angepasst und nicht zu hoch sein! Die Ammoniakkonzentration liegt bei einer relativen Luftfeuchte von 85 % mit 175 ppm um das Siebenfache über dem Wert, der bei einer relativen Luftfeuchte von 45 % erreicht wird. Bei 25 % relative LF beträgt sie nur noch wenige ppm, bei jeweils gleicher Besatzdichte und sonstigen Haltungsbedingungen.

Die Angaben der Werte beruhen auf Untersuchungsergebnissen, welche belegen, dass es unter Berücksichtigung der bereits erwähnten Gesichtspunkte wie geringe Besatzdichte, konsequente Reinigung und regelmäßige Erneuerung der Einstreu, nicht zu einer gesundheitsgefährdenden Ammoniakkonzentration kommt, noch dazu, dass problematische C02-Konzentrationen erreicht werden! Zwar beeinträchtigt eine Ammoniakkonzentration von wenigen ppm die Aktivität der Flimmerhärchen in der Luftröhre, aber erst ab etwa 25 ppm (parts per million = Anteil der Wirkstoffanteile auf 1 Million Lösungsstoff-Anteile) ist die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten des Atmungstraktes erhöht!

Ammoniak entsteht nicht nur in geschlossenen Behältern (häufig kommen bei der Rattenhaltung auch Terrarien oder umgebaute Aquarien zum Einsatz), sondern bildet sich auch in schlecht gereinigten Käfigen. Bei der Haltung männlicher Ratten (unkastriert) steigt übrigens die Ammoniakkonzentration im Käfig sehr viel schneller an, als dies bei der gleichen Anzahl von Weibchen der Fall ist. Und natürlich: je mehr Tiere auf zu engem Raum gehalten werden, desto schneller und höher erfolgt der Anstieg der Ammoniakkonzentration, die zudem von der Einstreumenge abhängig ist. Denn je mehr Einstreu verwendet wird, desto niedriger auch die Konzentration in der Käfigatmosphäre.

Wenn Ratten die Einstreu dauernd "herumschaufeln", sorgen sie zum Teil selbst dafür, dass sie austrocknen kann. In den besonders frequentierten Ecken können jedoch Feuchtigkeitsnester entstehen, in denen sich Bakterien leicht vermehren können. Daher sollte der Rattenhalter durch regelmäßige Reinigung stets für saubere und trockene Einstreu sorgen. Entgegen anders lautender Aussagen ist Weichholzeinstreu unbedenklich und es besteht für Ratten keine gesundheitliche Gefährdung.

Nadelhölzer enthalten sehr viel Harz. Dieses wird von den Ratten aufgenommen (Einatmen von Harzdüften, Fressen von Einstreu). Die Harzstoffe gelangen ins Blut und werden in der Leber wieder abgebaut. Die Leber hat eine bestimmte Anzahl von biochemischen Wegen, über die solche Stoffe abgebaut werden. Wird ein Weg besonders häufig "gebraucht", so wird er "trainiert", das heißt, der Abbau dieses Stoffes wird beschleunigt. Das wird als "Gewöhnung" bezeichnet. Wenn eine Ratte also längere Zeit auf Nadelholz/Weichholzeinstreu gehalten wird, werden die Harzstoffe im Körper immer rascher abgebaut. Das ist für die Ratten nicht schädlich. Auch die Harzstoffe sind in den Konzentrationen, wie sie aus der Einstreu von den Tieren aufgenommen werden, nicht schädlich! Das bedeutet, ein Rattenhalter kann bedenkenlos seine Ratten auf diesem "natürlichen" Material halten und muss sich um die Gesundheit wegen eventueller Harzstoffausdünstungen keine Sorgen machen. Maßgebend ist, dass das Holz unbehandelt ist und frei von Chemikalien.

Zwar wird in Versuchslabors keine Weichholzeinstreu verwendet, das hat jedoch andere Gründe. Durch die Haltung von Versuchstieren auf Weichholzeinstreu können Versuchsresultate verfälscht werden. Sie können deshalb falsch sein, weil die Abbauwege der Harzstoffe die gleichen sind wie die anderer Substanzen, z. B. Barbiturate, was bedeutet, dass Tiere, die auf Weichholzeinstreu gehalten werden, andere, viel höhere Dosen benötigen, damit die gleiche Wirkung erzielt wird. Aber dies ist wohl für die Heimtierhaltung absolut nicht relevant.

Leider gibt es Rattenhalter, die ihre Ratten gänzlich ohne Einstreu und nur auf Zeitungspapier halten. Davon rate ich aus oben erwähnten Gründen dringend ab. Es herrscht die Meinung vor, ohne Einstreu könnten Atemwegserkrankungen verhindert werden. Aber dass dies nicht so ist, zeigen die Ergebnisse vieler Rattenhalter, die ihre Tiere jahrelang nur auf Zeitung hielten. Die Erkrankungen blieben dennoch nicht aus! Wichtig ist, bei Einstreu darauf zu achten, dass möglichst wenig Feinanteile dabei sind. Es besteht also keine zwingende Notwendigkeit, Ratten das Vergnügen am Buddeln zu untersagen. Meinen Ratten steht neben Papier in verschiedener Form und Ausführung auch geschreddertes Zeitungspapier zur Verfügung. Die Tiere können sich darin zwar gut verstecken, aber einen Bodengrund zum Wühlen ersetzt es eben nicht. Die optimale Umgebung für Ratten sollte vielfältige und unterschiedlichste Strukturen beinhalten.