Die kranke Ratte - Erste Hilfe bei "Bumblefoot"
Ratten leiden manchmal an aufgeschwollenen Fußballen, deren Ursache kleinste Verletzungen und das anschließende Eindringen von Bakterien (Staphylokokken), die überall auf der Haut vorhanden sind, an den Füßen sein können (sh. auch weiter unten).
Es wird angenommen, dass bei Bumblefoot (der korrekte Name lautet Pododermatitis) die Fußsohle durch einen Mangel an bestimmten Stoffen im Futter weicher ist also sonst und daher nicht so "heilungsfreudig" , sofern man das so nennen kann. Im Prinzip befinden sich bei Bumblefoot viele kleine Mikroabszesse nebeneinander, manchmal ist Eiter mit im Spiel, d. h., es befinden sich viele kleine Eiterherde nebeneinander, womit der Körper der Ratte nicht fertig wird.
Wenn die Ratten sehr darunter leiden und sehr mitgenommen sind, ähnlich wie bei einer Allgemeininfektion, so kann man durchaus ein Antibiotikum geben.
Als korrekte Vorgehensweise wäre zu empfehlen, dass, sobald am Fuß eine kleine entzündliche Stelle entdeckt wird, die Ratte sofort einem Tierarzt vorzustellen und nicht abzuwarten, bis die Stelle größer wird und sich eitrig entzündet. Der Tierarzt sollte dann als erstes einen Abstrich machen und von der Probe eine mikrobiologische Untersuchung durchführen lassen. Dadurch kann der verantwortliche Mikroorganismus (Bakterien, Pilze) identifiziert und ein Antibiogramm erstellt werden, damit kann dann auch das beste Antibiotikum gefunden und verabreicht werden.
Wird ohne genaue Untersuchung zu lange mit allerlei "Mittelchen" "herumgedoktert", wird der Fuß total überreizt, es kann zu Sekundärinfektionen kommen und Resistenzen können sich bilden. Nur durch eine genaue Untersuchung des behandelnden Tierarztes kann ausgeschlossen werden, ob, bzw. dass nicht noch eine Infektion da ist. Eine allergische Komponente ist dann auch nicht mehr auszuschließen.
Verschiedentlich wurde von Rattenhaltern berichtet, sie hätten eine Laserbehandlung durchführen lassen. Das ist nicht zu empfehlen. Durch diese Laserbehandlung (es ist völlig unklar, was diese überhaupt bewirken soll) wird das Gewebe sehr stark gereizt und es wird unter Umständen dadurch, wie auch in einem mir berichteten Fall, Wildwuchs ausgelöst. Ist es dann durch nicht fachgerechte Behandlung zu Wildwuchs gekommen, sollte der Tierarzt unbedingt eine Biopsie vornehmen. Das Gewebe kann histologisch identifiziert werden, eine bakterielle Infektion bestätigt oder ausgeschlossen werden. Ist nur ein Fuß betroffen, kann dann auch die Frage nach einem Tumor beantwortet werden.
Auch die Verabreichung eines Schmerzmittels ist ratsam (Meloxicam, Carprofen), vor allem wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist und sich bereits tiefe Geschwüre gebildet haben, die gründlich mit Rivanol geeinigt werden müssen, bevor eine Salbe aufgetragen und gegebenenfalls ein Verband angelegt wird.
Der Fuß selbst jedoch sollte mit einer Lebertran/Zinksalbe behandelt werden. Falls die Ratte einen Verband duldet, ist dies natürlich vorteilhaft, ansonsten sollte man mehrmals täglich die Wunde mit der Salbe dünn einreiben und die Ratte während der Zeit der Behandlung nur auf stets sauberem, weichem Papier (Küchentücher u. ä.) halten.
Lebertransalbe deshalb, da sich die Vorstufe von Vitamin A darin befindet, was das Wachstum der Haut fördert, so dass sich die Wunde bald schließt. Zink trocknet die Wunde aus und tötet Zellen, so dass wir dann praktisch eine trockene Wunde haben, die sich langsam zusammenzieht. Sehr wichtig ist, dass die Wunde von innen nach außen ausheilen muss, also nicht eine Haut darüber, denn darunter werden praktisch alle Keime _begraben_ und so kann es hinterher zu einem richtigen, dicken eitrigen Abszess kommen.
Man kann unterstützend ein Multivitaminpräparat geben und die Ernährung durch ungesättigte Fettsäuren ergänzen (z. B. über längere Zeit geschälte Sonnenblumenkerne aus dem Reformhaus geben).
Vorbeugend gegen Bumblefoot sollte man auch möglichst Einstreu von Harthölzern meiden (wie Buchenhölzer) und darauf achten, dass es sich um sehr grobe, weiche Späne handelt, die keine feinen Spitzen beinhalten. Selbstverständlich sollte das Holz nicht durch Fungizide belastet sein. Durch feine, spitze Holzteilchen können an den Sohlen der bereits _vorgeschädigten_ Rattenfüße kleinste Verletzungen entstehen, wodurch es zu Bumblefoot kommen kann.
Eine der Hauptursachen für diese Erkrankung ist jedoch nach wie vor in den Haltungsbedingungen zu finden.
Ständiges Klettern am Käfiggitter, dauerhaftes Liegen auf mehr oder minder hartem Untergrund führen nach geraumer Zeit zu den bekannten Krankheitssymptomen. Durch die andauernde Belastung ist diese Krankheit vorprogrammiert, vor allem bei bereits vorgeschädigten Füßen.
Ballenabszessen kann sehr gut entgegengewirkt werden, indem verhindert wird, dass Ratten sich überwiegend auf hartem Untergrund aufhalten. Die Dächer meiner Rattenhäuser habe ich alle mit Velourteppichboden beklebt, da meine Tiere gerne oft darauf ruhen, ebenso alle Laufbretter aus Holz oder sonstige (harte) Liegeflächen. Da meine Ratten nicht in Käfigen leben, entfällt auch das Klettern an Gittern, Klettermöglichkeiten haben sie natürlich trotzdem.
An Bumblefoot ist bisher keine meiner Ratten erkrankt.
Eine Lähmung der Hinterhand ist kein Auslöser für Bumblefoot, es sei denn, das Tier liegt oft auf hartem Untergrund.
Leben (schwergewichtige) Ratten überwiegend auf weicherem Boden, so werden auch diese Tiere unter Berücksichtigung weiterer Aspekte, wie z. B. gesunde Ernährung, saubere Umgebung usw, nicht an Bumblefoot erkranken. Es muss wohl nicht ausdrücklich erwähnt werden, dass Ratten niemals in ihren eigenen Exkrementen liegen sollten. Einstreu, Tücher, Papier und dergleichen sollten für kranke wie auch gesunde Tiere immer trocken und sauber gehalten werden, wenn nötig täglich austauschen.
Ratten, die an Pododermatitis erkrankt sind oder Entzündungen an den Füßen haben, sollten unbedingt für einen längeren Zeitraum auf stets frischen, sauberen und weichen Tüchern (Küchentücher und dergleichen) gehalten werden und nicht auf hartem Untergrund liegen. Peinlichste Sauberkeit und Hygiene sind Voraussetzung für eine Heilung.