Der Wasserhaushalt bei Ratten

Wasserhaushalt Ein tierischer Organismus besteht je nach Alter des Tieres zu 50 bis 80 % aus Wasser. Physiologisch ist das Wasser der wichtigste Bestandteil. Stoffwechselvorgänge können nur ablaufen, wenn sich die beteiligten Moleküle in Lösungen (wie eben dem Wasser) befinden. Im Körper eines Tieres ist der größte Teil des Wassers (ca 40-45 %) in den Zellen gebunden. Außerhalb der Zellen beträgt der Wasseranteil etwa 20 %, davon entfallen 5 % auf das Blutplasma und 15 % auf Flüssigkeit zwischen den Geweben. Knochen und Zähne z. B. enthalten weniger Wasser als Muskeln.

Die Gesundheit eines Organismus ist vom Wasserhaushalt abhängig. So können Tiere, die ihr gesamtes Fett oder etwa die Hälfte des im Körper befindlichen Eiweißes verlieren, überleben, aber bereits 10 % Verlust von Körperwasser kann zu schweren Erkrankungen führen und noch höhere Verluste zum Tod. Wasser transportiert im Organismus u.a. Stoffwechselprodukte und dient zudem als Lösungsmittel bei chemischen Vorgängen. Durch den Blutkreislauf werden Voraussetzungen zum Regeln der Körpertemperatur geschaffen. Für die Verdauung ist Wasser ebenso wichtig, da es außer Nährstoffen auch Verdaungsenzyme transportiert. Außer mit Kot, Harn und Milch wird Wasser auch als Schweiß und über die Lunge ausgeschieden (in Form von Wasserdampf). Auch über die Nieren wird überflüssiges Wasser (und die in Wasser löslichen giftigen Substanzen) abgegeben.

Der Wasserbedarf einer Ratte ist neben anderen Faktoren von der Außentemperatur, dem Alter und der körperlichen Leistung abhängig. Er beträgt im Normalfall 10 - 12 ml/100 g KGW/Tag, bzw. 5-60 ml/Tier/Tag (Wasseraufnahme 15 bis 35 ml innerhalb 24 Std). Von der Art und Menge des Futters hängt es ab, wieviel Wasser vom jeweiligen Tier aufgenommen wird ( trockenes oder feuchtes Futter, ausschlaggebend kann auch der Eiweiß- und Mineralstoffgehalt sein).

Auch das im Körper anfallende Stoffwechselwasser spielt eine Rolle bei der Menge der Wasseraufnahme. Wenn ein Tier zu viel trinkt, ist das im Normalfall nicht schädlich (außer z. B. bei einer Erkrankung wie Durchfall und/oder Erbrechen). Deshalb sollten Ratten, die ohnehin ein großes Trinkbedürfnis haben, immer ausreichend frisches Wasser zur Verfügung haben. Wird nur sporadisch Wasser angeboten, ist es zudem noch verschmutzt, zu warm oder zu kalt, so kann es durch die unzureichende Wasseraufnahme zu Leistungsabfall und letztendlich zu Erkrankungen kommen. Wichtig ist, daß das angebotene Trinkwasser stets hygienisch einwandfrei sein sollte (also keinesfalls mit Kot oder Urin verschmutzt).

Am besten eignen sich handelsübliche Trinkflaschen, wobei aber darauf geachtet werden soll, dass diese nicht undicht sind/werden, da dann der unterhalb der Flasche liegende Teil des Käfigbodens schnell sehr nass werden kann. Trinkflaschen zudem regelmäßig mit heißem Wasser ausspülen und täglich ihre Funktion überprüfen ! Eine Reserveflasche sollte außerdem immer zur Hand sein. Ratten haben ein großes Trinkbedürfnis, es ist nicht ausreichend, ihnen nur Saftfutter zu reichen und kein Wasser anzubieten!

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Wasser stets frisch zur Verfügung steht (täglich mindestens einmal wechseln), auch wenn die Trinkflaschen nicht leer sind, immer das Wasser komplett erneuern, die Flaschen ganz füllen (wer möchte gerne abgestandenes Wasser vom Vortag trinken!). Auch offene Gefäße können Verwendung finden. Sie sollten einen festen Stand haben, damit sie von den Ratten nicht umgeworfen werden können. Steingut beispielsweise ist sehr stabil und lässt sich auch leicht reinigen. Wichtig ist, dass die Wasserschalen dort aufgestellt werden, wo sie von den Ratten nicht so leicht verschmutzt werden können.

Dem Trinkwasser kann auch ab und zu ein Multivitaminpräparat zugefügt werden. Das entsprechende Gefäß sollte aber danach wieder gründlich gereinigt werden. Wasser sollte immer die Nummer 1 sein, um dem Trinkbedürfnis einer Ratte gerecht zu werden. Darüberhinaus kann aber zwischendurch gerne auch einmal Tomaten- oder Karottensaft angeboten werden. Saft sollte innerhalb eines Tages aufgebraucht sein. Bleibt etwas übrig, den Rest wegschütten! Milder Tee ohne Zucker ist nur notwendig bei kranken Tieren. Für Säfte am besten eine zusätzliche Trinkflasche kaufen.

Normalerweise nimmt ein Tier über das Trinken genügend Wasser auf, um den Körper normal zu hydrieren. Ist die Wasseraufnahme aber eingeschränkt (z. B. bei einem kranken Tier), so muss von außen Flüssigkeit zugeführt werden, damit der Körper normal funktionieren kann.

Auch in der Narkose kann ein Tier nicht trinken, es verliert Blut und aus der offenen Operationswunde verdunstet Wasser. Dem Tier wird diese Flüssigkeit mit einer Injektion zurückgegeben. Bei einer langen Operation während, bei einer kurzen danach. Elektrolytlösung sollte nur verabreicht werden, wenn das Tier ausgetrocknet ist. Das kann einfach festgestellt werden. Man zieht mit zwei Fingern eine Hautfalte am Rücken hoch und lässt diese wieder los. Bei einem gut hydrierten Tier verschwindet die Falte sofort wieder. Ist ein Tier ausgetrocknet, so bleibt die Falte etwas länger bestehen (je stärker das Tier ausgetrocknet ist, desto länger bleibt die Falte).

Es gibt keinen Grund einem Tier "vorbeugend" eine Elektolytlösung zu verabreichen (das ist so, als würde man im Regen den Rasen sprengen). Intravenös gegeben, könnte diese sogar schädlich sein. Unter die Haut gespritzt bedeutet es nur eine unnötige Belastung.

Ohne Flüssigkeitsaufnahme kann eine Ratte kaum mehr als 3 Tage überleben. Eine 300g schwere Ratte braucht etwa 30 ml Flüssigkeit pro Tag. Es ist sicherer, diese subkutan auf verschiedene Zeitpunkte verteilt zu injizieren. (Intraperitoneale Injektion von großen Flüssigkeitsmengen kann den Kreislauf überlasten. Die Elektrolytlösung ersetzt Flüssigkeit und Salze, welche vom Tier ausgeschieden wird (Atmung, Urin, Kot, etc.). Frisst ein Tier nicht, kann zuckerhaltige Elektrolytlösung verwendet werden. Diese kann aber subkutan zu Reizungen führen. Eine intraperitoneale Injektion (in die Bauchhöhle) empfiehlt sich nur von kompetenter, sehr geübter Hand!

Unter anderem kann Flüssigkeitsverlust durch Durchfall oder eine Nierenerkrankung (damit verbunden verstärkte Ausscheidungen) verursacht werden. Zur Flüssigkeitszufuhr nach einer Dehydration (was soviel bedeutet wie Wasserentzug aus Körpergewebe), eignet sich eine Infusion mittels 0,9 %iger isotonischer Kochsalzlösung (enthält 0,9 % (Massenprozent) Kochsalz (Natriumchlorid = NaCl) .

Bei einer 250 g schweren Ratte beträgt das empfohlene maximale Injektionsvolumen 2,0 ml s.c.

Beispiel:

Je nach Ausmaß der Dehydration sollten einer 500 g schweren Ratte 2 bis 5 ml 0,9 %ige isotone Natriumchloridlösung s.c.(subkutan) injiziert werden (maximales Injektionsvolumen beachten, eventuell auf zwei oder mehr Stellen verteilt spritzen). Die Injektion sollte vorzugsweise unter die Haut (s.c.) auf dem Rücken erfolgen.

Wenn die Flüssigkeit nach 12 Stunden nicht mehr fühlbar ist, kann nochmals injiziert werden, ansonsten reicht einmal pro Tag aus. Bitte KEIN destilliertes Wasser verwenden, da dies den Körperzellen Salze entzieht und eventuell sogar zu einer Hyperdehydration führen kann! Wegen des enorm hohen Zuckeranteiles sollten den Tieren auch keine elektrolythaltigen Getränke gegeben werden. Elektrolylösung eignet sich auch zum Spülen von Wunden und/oder Abszessen.

Für verschiedene Medikamente dient sie zudem als Trägerlösung.