Die Verdauung bei Ratten

Pflanzenfresser müssen aufgenommene Nahrung gründlicher kauen als Fleischfresser. Im Maul wird durch den Speichel und das Kauen die Nahrung zermahlen und bereits voreingeweicht. Der Speichel von Ratten enthält bestimmte Fermente, die (biochemische) Stärke in Zucker aufspalten. Durch Salzsäure im Magen wird die Nahrung weiter aufgelöst. Durch Pepsin, das Magenschleimhautzellen produzieren, wird Eiweiß gespalten. Ratten haben "einhöhlige" Mägen mit Vormagenabschnitten, in denen der Speichel die Nahrung weiterbearbeitet, bevor die Verdauung im Magen beginnt. Der Nährstoff Fett kann durch bestimmte fettverdauende Fermente nur wenig angegriffen werden.

Fette werden durch die in der Leber hergestellte Gallenflüssigkeit in feine Tröpfchen zerteilt, dadurch ist es den Fermenten leichter möglich, die Fette zu verdauen. Ratten besitzen zwar keine Gallenblase, die ohnehin nur als Vorratsspeicher fungiert, bilden aber dennoch wie andere Tiere auch Galle.

Besonders wichtig für die nur schwer (oder gar nicht) verdaubare Rohfaser ist eine mikrobielle Verdauung. Ratten verwerten die Produkte der mikrobiellen Verdauung dadurch, dass sie mitunter mehr oder weniger häufig einen Teil ihres eigenen (oder den ihrer Artgenossen), nährstoffhaltigen Kot zu sich nehmen (Koprophagie). Wenn ein Rattenhalter also beobachtet, dass seine Ratten Kot fressen, sollte er sie nicht daran hindern! Bei Ratten ist dies ein durchaus normaler (physiologischer) Vorgang, der jedoch bei anderen Tierarten, wie z. B. dem Hund als Störung gilt.

Im Gegensatz zu Ratten produzieren Kaninchen zwei Arten von Kot, den "normalen" und den sogenannten Blinddarmkot, der von den Tieren sofort nach dem Ausscheiden vom After weg aufgenommen wird, eine hellere Farbe und eine weichere Konsistenz als der dunkle Kot hat. Die Zäkotrophe werden im Blinddarm (Zäkum) gebildet und dann separat vom normalen Kot durch den Dickdarm transportiert. Da dies vor allem nachts passiert, bezeichnet man die Zäkotrophe mitunter auch als "Nachtkot". Diese Form des Kotfressens nennt man Zäkotrophie.

Ratten haben einen 1,3 m langen Darm, durch den im Vergleich zu Fleischfresser längeren Darm wird eine bessere Verdauung schwer verdaulicher Pflanzenstoffe möglich. Vitamin K und B werden von Darmbakterien gebildet und somit ist die Darmflora eine wichtige Vitaminquelle. Gerät das Bakterienleben im Darm z. B. durch Antibiotikumgabe durcheinander, kann es zu Durchfällen und Vitaminmangelerscheinungen kommen. In solch einem Fall sollte der Ratte zusätzlich ein Vitaminpräparat verabreicht werden. Joghurt mit lebenden Kulturen kann zusätzlich dazu beitragen, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Hilfreich ist bei Durchfall die Gabe von Bird Bene Bac, das zur Stabilisierung der Darmflora beiträgt. Ist BBB momentan nicht vorrätig kann man z.B. auch auf Actimell zurückgreifen. Zwar enthalten beide Präparate Zucker, bzw Traubenzucker, aber in geringen Mengen ist Zucker für Ratten nicht bedenklich. Er wird verdaut wie jedes andere Kohlenhydrat. Zucker ist zwar keine natürliche Nahrungsquelle für Ratten, aber Ratten sind Allesfresser, dazu gehört auch Zucker und Joghurt, sowie Alkohol (der z. B. in vielen Medikamenten enthalten ist).

Gut eignet sich auch das Präparat Darmflora plus select Dr Wolz. Die Kapseln können leicht geöffnet werden und es empfiehlt sich 1/8 bis 1/4 des Inhaltes mit etwas Joghurt oder Babybrei zu vermischen. Nicht alle Ratten nehmen dieses Präparat jedoch gleich gut an. Hin und wieder wird von Tierärzten Dysticum (ein Antidiarrhoikum/Diätetikum auf Basis von Huminsäure) verordnet, das ebenfalls zur Normalisierung der Magen-Darm-Flora beitragen soll.

Ratten können nicht erbrechen (allenfalls etwas Schleim hervorwürgen, der sich in der Speiseröhre befindet). Warum ist das so?

Der Magen der Ratte besteht aus zwei Teilen, aus dem Haut- und dem (eigentlichen) Drüsenmagen. Die beiden Teile werden innen durch einen Wulst getrennt. Diese Wulst liegt direkt über dem Mageneingang. Wenn das Tier versucht zu erbrechen, legt sich diese Wulst über den Mageneingang und verschließt ihn. Ein Erbrechen wird dadurch unmöglich.