Die kranke Ratte - Hauterkrankungen
Wenn eine Ratte plötzlich beginnt, unruhig zu werden, sich vermehrt kratzt und/oder putzt, wenn ihr Fell struppig wirkt und nicht mehr glänzt, wenn sich kahle Stellen im Fell zeigen, die Haut gerötet erscheint, oder/und sich kleine Pusteln/Krusten auf dem Körper befinden, dann könnte es sich entweder um Parasitenbefall (Endo- und/oder Ektoparasiten), eine Allergie oder um Hautpilz handeln.
Haarausfall kann jedoch auch durch fütterungsbedingte Mangelerscheinungen auftreten, diese zeigen sich dann unter anderem durch Ekzembereitschaft, Juckreiz, sprödes und stumpfes Haar und den erwähnten Haarausfall. Desweiteren kann es zu Pigmentstörungen und schuppender, trockener Haut kommen. Eine Hormonstörung ist ebenfalls nicht auszuschließen. Befinden sich kahle Stellen immer nur an bestimmten Körperstellen, wie Kopfbereich, Vorderbeine und Bauch, dann könnten auch die Ratten selbst dafür verantwortlich sein. Verhaltensgestörte Ratten "rasieren" sich und Artgenossen durch ständiges Belecken und Benagen die Haare vom Körper. Durch eine Behandlung mit Aconitum C 30 (Globuli) kann versucht werden, diese Unart in den Griff zu bekommen. Die "Heilungsaussichten" sind jedoch eher gering.
Ein weiteres Phänomen, das immer wieder in Erscheinung tritt, sind kleine "Schorfstellen". Sie zeigen sich meist im Kopf, Hals- und Schulterbereich. Es konnte bisher noch nicht eindeutig gekärt werden, wodurch diese Schorfstellen hervorgerufen werden. Vermutungen, dass Allergien, die möglicherweise durch Einstreu hervorgerufen werden, dafür in Frage kommen, haben sich nicht bestätigt, da auch Ratten, die nicht auf Einstreu gehalten werden, ebenso häufig an diesen Pusteln leiden. So lange nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, was als Auslöser für diese Schorfstellen in Frage kommt, kann auch die Ursache nicht beseitigt und somit allenfalls die Symptome bekämpft werden. Gut bewährt hat sich Surolan, das auf die befallenen Stellen aufgetragen wird, die danach gut abheilen. Der Schorf scheint zum Teil genauso unergründlich wieder zu "verschwinden" wie er gekommen ist (selbst ohne Behandlung).
Spekulationen reichen von trockener Raumluft bis hin zu jahreszeitlich bedingter Erkrankung. Bei Ratten mit sehr dichtem Fell werden die befallenen Stellen vom Halter oft nicht einmal wahrgenommen. Erst wenn das Fell der Ratte gründlich mit den Fingern "durchkämmt" wird, sind die kleinen Pusteln zu spüren. Ein stark vermehrter Juckreiz konnte bei den betroffenen Ratten nicht festgestellt werden. Deutlich vermehrte Körperpflege, ohne den Nachweis einer Hauterkrankung oder Parasiten, verbunden mit stundenlangem, ausgiebigem Putzen und Kratzen kann auch ein Hinweis auf falsche Haltungsbedingungen im Zusammenhang mit Unverträglichkeiten in der Gruppenhaltung sein.
In den meisten Fällen ist jedoch davon auszugehen, dass Parasiten für oben genannte Hautläsionen verantwortlich sind. Es ist daher immer ratsam, alle neuen Ratten einer Parasitenbehandlung mit einem geeigneten Antiparasitikum zu unterziehen, auch dann, wenn nicht sofort Symptome erkennbar sind.
Grundsätzlich ist noch anzumerken, dass nicht jede Ratte, die sich vermehrt kratzt, von Parasiten befallen sein muss. Häufig ist es jedoch so, dass ein geringer Befall vom Rattenhalter erst dann bemerkt wird, wenn er sich explosionsartig ausgebreitet hat und bereits deutliche Hautschäden erkennbar sind. Einer "Massenvermehrung" kann man dadurch vorbeugen, dass jeder "Neuankömmling" gründlichst untersucht und eventuell eine Quarantänezeit eingehalten wird, bevor er in eine vorhandene Gruppe integriert wird. Zu empfehlen ist ein gründliches Durchkämmen des Fells gegen den Strich, auch die bevorzugten Bereiche, wie Rücken, besonders am Schwanzansatz,Kopf-Hals-, Brustbereich und Schenkelinnenseiten sollten nicht ausgeklammert werden.
Hat man etwas gefunden, das sich auf der Ratte "bewegt", so kann man zur genauen Bestimmung einen Tesastreifen auf die betreffende Stelle drücken. Der oder die Parasiten kleben daran fest und können mit Mikroskop oder Lupe vom Halter oder Tierarzt bestimmt werden. Die Nissen der Läuse findet man meist angeklebt am Haarschaft, bei starkem Befall können die Ratten aussehen wie mit vielen kleinen "Perlen" bestickt.
Achtung: Bestimmte Milben können nur durch ein Hautgeschabsel nachgewiesen werden und sind mit bloßem Auge nicht erkennbar. Sollten diese Stellen innerhalb kurzer Zeit nicht abheilen, so besteht fast immer der Verdacht auf Parasitenbefall, der unbedingt behandelt werden muss.
Sind Parasiten als Ursache einer Hauterkrankung auszuschließen, besteht die Möglichkeit eines Hautpilzbefalles. Hautmykosen kommen nicht nur bei der Ratte, sondern bei allen Tierarten vor. Die Erkrankung äußert sich mit Haarausfall, entzündlichen Hautveränderungen und Juckreiz, ist in der Regel nicht gefährlich, sollte aber immer behandelt werden.
Eine der häufigsten Arten kann der Tierarzt unter einer "Wood-Lampe" erkennen, ansonsten muss eine Hautprobe genommen werden.
Oft führen ungünstige (mangelnde Hygiene) Haltungsbedingungen zu einer Hautpilzerkrankungen, wobei alte Tiere und solche mit einem geschwächtem Immunsystem leichter erkanken. Stress, sowie akute Erkrankungen können Hautpilzerkrankungen begünstigen, ebenso wie eine vorgeschädigte Haut (z.B. Wunden) anfälliger gegen Pilze sein kann.
Befinden sich mehrere Tiere im Bestand, sollten alle untersucht werden, da Hautmykosen ansteckend sind. Bei Ratten ist Pilz jedoch nicht so häufig anzutreffen. Wahrscheinlicher als Ursache für Hauterkrankungen/veränderungen sind Parasiten.
Flechte
Eine Infektion bei Ratten ist eher selten.
Die Flechte - eine Pilzerkrankung der Haut - wird vermutlich mittels Übertragung durch ein anderes Tier ausgelöst. Wie viele Pilzerkrankungen löst die Flechte mitunter auch Juckreiz aus. Der Pilz wächst auf der Haut und löst Haarausfall aus. Weil der Pilz kreisförmig nach außen wächst, kommt es zu kahlrunden Flecken, die im Zentrum oft trocken und schuppig sind. Der Tierarzt kann etwas Haut abschaben. Dieses Geschabsel wird auf einem Nährboden gezüchtet. Manchmal sind die Pilzfäden auch unter dem Mikroskop erkennbar, einzelne Pilzarten leuchten unter UV-Bestrahlung (sh. oben). Grundsätzlich können bei Mykosen bestimmte Fungizide (z.B. Salben) lokal aufgetragen werden, andere werden mit dem Futter verabreicht, vor allem dann, wenn bereits große Hautpartien betroffen sind.
Medikamente sollten jedoch immer erst verabreicht werden, wenn vom Tierarzt Hautpilz/Flechte diagnostiziert wurde. Meist ist eine mehrwöchige Behandlung erforderlich.
Häufig werden zu sorglos und ohne jegliche Parasitenbehandlung neue Tiere in eine bestehende Gruppe integriert, dabei leiden gerade "Notfallratten" unterschiedlichster Herkunft oft unter diesen Plagegeistern. Nicht immer ist der Befall für den Rattenhalter sofort erkennbar, denn nicht immer ist dieser von (starkem) Juckreiz begleitet. Auch sind Milben mit bloßem Auge nicht erkennbar. Werden die Tiere nicht rechtzeitig mit einem Antiparasitikum behandelt, ist schnell der ganze Rattenbestand infiziert. Die Parasiten vermehren sich unter Umständen unterschiedlich stark auf den einzelnen Individuen. Besonders gefährdet sind alte und kranke Ratten, solche, deren Abwehrkräfte herabgesetzt sind. Die körpereigene Abwehr kann auch durch Stress, ausgelöst durch die Ankunft im neuen Heim und die damit verbundene Umstellung, oder eine Integration geschwächt werden, dann haben die Parasiten leichtes Spiel und können ihren Wirt enorm schädigen.
Bei (noch) geringem Befall treten zunächst keine auffälligen Symptome auf. Bei den erwähnten, für Parasiten "günstigen" Bedingungen, kann jedoch eine rasche Vermehrung eintreten. Soweit sollte und muss man es jedoch nicht kommen lassen. Der Rattenhalter sollte seine Neuzugänge "prophylaktisch" mit einem geeigneten Antiparasitikum behandeln, damit bleiben seinen Tieren die durch Parasitenverursachten, oft unangenehmen Hauterkrankungen erspart. Wer noch niemals eine Parasitenbehandlung vorgenommen hat, sollte seinen Bestand unbedingt gegen Ekto,- sowie Endoparasiten behandeln.
Besteht aber tatsächlich eine Mykose, so kann diese durchaus auch für den Menschen ansteckend sein. Die Erreger finden sich überall in der Umwelt. Teilweise sind sie ein natürlicher Teil der Hautflora. Deshalb ist bei Pilzbefall strenge Hygiene notwendig (Händewaschen, regelmäßige Reinigung des Käfigs, der Umgebung und Einstreuwechsel).
Durch die Gabe von Antibiotikum, vor allem über einen längeren Zeitraum, kann dadurch die Bakterienflora im Darm zerstört werden. Da Vitamin H (Biotin) von Darmbakterien synthetisiert wird, kann es zu Biotinmangel kommen, der wiederum zu einer Hauterkrankung führt. Diese äußert sich z. B. durch Haarausfall, Hautjucken und Entzündung/Rötung der Haut. Durch häufiges Kratzen können Bakterien in die Haut eindringen und so zu Ekzemen führen.
Allgemein ist zu empfehlen, bei Haut-und Fellschäden (nicht nur bei Pilzerkrankung) neben einer Therapie den Ratten zur Vorbeugung gegen Hauterkrankungen und auch bei bereits auftretenden Symptomen dem Futter Bierhefeflocken zusetzen, täglich 1-3 Tropfen kaltgepresstes Distelöl mit einem kleinen Klacks Fruchtjoghurt (oder ähnlichem) vermischen. Dazu Vitamin B-Tropfen ( Polybion N), besonders rate ich zu einer Biotinkur (z. B. Canina Biotin Forte, in Apotheken erhältlich). Biotin ist besonders geeignet bei Ekzembereitschaft, glanzlosem, stumpfem Haar, Juckreiz, Haarausfall, schuppender, trockener Haut und kann/sollte täglich über das Futter verabreicht werden.
Bei einem Befall mit Pneumocystis wird zur medikamentellen Behandlung das Präparat Cotrimoxazol = 40 mg Trimethoprim und 200 mg Sulfamethoxazol (Cotrim K-ratiopharm Saft) zur Verabreichung über das Trinkwasser empfohlen. Pneumocystis Carnii führt zu Atemnot und Lungenentzündung. Bei Ratten und Mäusen wurde im Zusammenhang vereinzelt von Haarausfall berichtet.
können bei Ratten ebenso wie beim Menschen auftreten, sie sind jedoch weniger häufig verbreitet.
Barbering (Rasieren)
Zeigen sich bei einer (oder mehreren) Ratten plötzlich kahle Stellen (z. B. im Kopfbereich, am Oberkörper, Bauch und an den Vorder-und Hinterbeinen), könnte dies ein Hinweis auf eine "rasierende" Ratte sein, die sich selbst oder (einen) Artgenossen "rasiert". Das Rasieren (= "Barbering", englisch für Haareschneiden oder Rasieren) kommt bei Ratten in zwei Varianten vor.
Die erste ist das Barbering durch ein/das "dominante" Tier in der Gruppe. Es wird vermutet, dass dieses Tier dadurch seine Überlegenheit zeigen will. In diesem Fall sind alle Tiere der Gruppe, die tiefer als der Barberer stehen, auf eine ganz bestimmte Art angefressen (wie z. B. im Kopfbereich in einer Art Tonsur).
Das zweite ist das Self-Barbering. Es kommt vermutlich von einem entgleisten Putztrieb. Die Tiere putzen sich so intensiv, dass sie die Haare gleich mit entfernen. Er handelt sich meist um Stellen, die die Ratten auch gut erreichen können (Bauch, Flanken, Oberarme etc.). Der Grund für dieses Verhalten ist noch nicht geklärt. Es scheint einen genetischen Hintergrund zu haben. Bei einzeln gehaltenen Ratten könnte auch Langeweile eine Rolle spielen.
All dies wurde jedoch bisher nicht eindeutig untersucht und die oben genannten Erklärungen sind letztendlich nur Vermutungen.
Bindegewebsschwäche
Eine Bindegewebsschwäche ist bei der Ratte theoretisch möglich. Bekannt wurde mir jedoch noch kein solcher Krankheitsfall. Das Hauptsymptom wäre aber eine Brüchigkeit der Unterhaut. Die Haut kann dadurch leicht reißen und ist schwer wieder zu heilen.
Keine Erkrankung der Haut (wie auch das "Rasieren" keine Krankheit an sich ist):
Rote Schuppen
Bei älteren, unkastrierten Böcken ist insbesondere auf dem Rücken häufig eine orangefarbene bis ziegelrote Schuppenbildung erkennbar. Die Haut verfärbt sich und ist zu Schuppen verdickt. Diese Hautveränderung ist völlig unbedenklich. Sie ist normal und auf (männliche) Sexualhormone zurückzuführen. Sie entsteht nicht bei kastrierten Tieren.
Bei beginnenden Veränderungen von Haut und Haar sollte der Rattenhalter schnellstens einen Tierarzt aufsuchen, damit es nicht zu schweren (oft vermeidbaren) Hautschäden und langwierigen Behandlungen kommt. Rattenzauber liegen Erfahrungswerte durch Austausch mit vielen Rattenhaltern vor und Fragen zu Hauterkrankungen, bzw. Parasiten werden gerne beantwortet.