Integration |
Die Integration (Vergesellschaftung) "neuer" Ratten in eine schon bestehende Gruppe ist oft ein Vorgang, bei dem der Rattenhalter vor allem viel Zeit, Geduld, Ausdauer und Konsequenz mitbringen sollte.
Wie integriere ich neue Ratten?
Diese Frage hat sicher schon einmal jedem Rattenhalter Kopfzerbrechen bereitet. Ich kann hier nur von meinen Erfahrungen berichten, die sich inzwischen über 20 Jahre erstrecken und durchweg positiv verliefen. Die meisten Fehler von Rattenhaltern werden natürlich nicht absichtlich gemacht, sondern geschehen leider meist aus Unwissenheit. Wie also gehe ich vor, um mir und vor allem meinen Ratten so wenig wie möglich Stress zu bereiten?
Die erste Empfehlung, die ich geben möchte ist die, daß man möglichst nicht nur eine neue Ratte in das vorhandenen Rudel integrieren sollte, ganz einfach deshalb, weil sich das restliche Rudel meist aus älteren Ratten zusammensetzt, weniger bis kaum aus Babys oder Jungtieren . Ältere Ratten möchten eher ihre Ruhe haben und sind nicht mehr so zum Spielen aufgelegt, wie (sehr) junge Tiere, die dann oft durch ihre aufdringliche Art den Alten schon mal auf die Nerven gehen können, gleichzeitig aber auch um ihre "Jugendzeit" gebracht werden, da sie keinen Spielkameraden haben, mit dem sie sich artgerecht austoben können.
Nimmt man zwei (gleichaltrige) Ratten auf, so können die beiden zusammen spielen und sind den Alten gegenüber meist nicht so aufdringlich. Sollen zwei oder mehr neue Ratten integriert werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Zusammenführung. Entweder man setzt auf neutralem Gebiet zu allen Neuen zunächst eine Alte dazu, testet, wie sie sich vertragen und setzt dann nacheinander immer wieder eine weitere aus dem bestehenden Rudel dazu. Der Rattenhalter kann aber auch zunächst nur eine Neue und eine Alte miteinander bekannt machen und jeweils ergänzen mit einer weiteren Neuen bzw Alten, oder aber es können gleichzeitig alle miteinander Kontakt bekommen. Dies sollte von Fall zu Fall je nach Verträglichkeit aller Ratten entschieden werden.
Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass weibliche Ratten öfter Probleme machen, neue Ratten zu akzeptieren, (kastrierte) Böcke jedoch toleranter gegenüber Neuankömmlingen sind. Verallgemeinern läßt sich das natürlich nicht, denn es wird bei beiden Geschlechtern immer Ausnahmen geben, weil sich nicht nur das Geschlecht, sondern auch der jeweilige Charakter der einzelnen Ratten, sowie bisher gemachte Erfahrungen uvm sich auf das Verhalten auswirken. Von Vorteil, bzw ratsam wäre anfangs ein zweiter Käfig, denn man sollte auf keinen Fall neue Ratten sofort zu den "alten" in den Käfig sperren, es könnte zu Kämpfen mit bösen Bißwunden kommen, weil die "Alteingesessenen" ihr Revier gegenüber den Neuen verteidigen wollen. Jungtiere könnten sogar getötet werden!
Neben Unwissenheit ist Zeitmangel einer der größten Feinde der Heimtierhaltung. Das A und O einer erfolgreichen Integration ist daher sehr viel Zeit, Geduld, Ausdauer und Konsequenz Wenn eine oder mehr neue Ratten ins Haus kommen, sollten sie zuerst ihren Menschen kennenlernen. Erst wenn sie vor ihm keine Angst mehr zeigen und Zutrauen gefasst haben (siehe hierzu "neue Ratte, was nun"), dann kann man eine Integration ins Auge fassen und sie mit den anderen bekannt machen und auch erst dann sollten sie Freilauf bekommen. Gewährt man ihnen Freilauf, bevor sie auf ihren Menschen geprägt sind, werden sie sich in ein Versteck flüchten, aus welchem sie nur mit Mühe wieder hervorzulocken sind. Das "Einfangen" ist dann wieder mit unnötigem Stress verbunden.
Für den ersten Kontakt sucht man am besten einen "neutralen" Ort aus, den weder die "Alten" noch die "Neuen" kennen. Er sollte keine Versteckmöglichkeiten bieten und übersichtlich sein, damit man bei einem Zwischenfall leicht eingreifen kann. Die Ratten sollten also möglichst in Reichweite sein und bleiben. Es wurde herausgefunden, dass sich das Aggressionsverhalten bei vielen (nicht allen!) Tieren reduziert, wenn sie auf (zu) engem Raum gehalten werden. Dies liegt weitestgehend daran, dass die Tiere kein Territorium aufbauen können, welches sie dann auch verteidigen müssen/wollen.
Dieser "begrenzte" Raum bezieht sich jedoch nur auf die Integration von neuen Ratten. Einmal aneinander gewöhnte und gut verträgliche Ratten sollten unbedingt in einem sehr großen und geräumigen Käfig untergebracht werden, da alle Nager einen ausgeprägten Bewegungsdrang haben! Wenig ratsam ist es, für einen ersten Kontakt die Ratten auf dem Boden im Zimmerin einem nicht abgegrenzten Bereich frei laufen zu lassen, da sie sich in Verstecke flüchten könnten und der Rattenhalter nicht eingreifen kann, wenn es zu Streitigtkeiten kommt. Auch eine Badewanne oder gar Duschkabine ist völlig ungeeignet! Selbst wenn eine Decke aus- gelegt wird, so versuchen doch die meisten Ratten immer wieder verzweifelt aus dieser ungewohnten und unangenehmen Umgebung zu flüchten.
Ein Sofa (oder z. B. ein Bett), oder ein abgegrenzter Beich auf dem Boden, oder ein sehr kleiner Raum, ohne Versteckmöglichkeiten, bieten jedoch gute Voraussetzungen für das erste Kennenlernen. Ein gefliester Boden sollte immer mit Decken ausgelegt werden, da längerer Aufenthalt auf kalte Böden zu Erkrankungen des Harntraktes führen kann. Falls das alte Rattenrudel das Sofa (oder für den ersten Kontakt ausgewählte Bereiche) bereits kennt, weil sie dort ab und zu Freilauf hatten, ist es ratsam, eine entsprechend große, frisch gewaschene Decke über das Sofa/Bett zu breiten, Böden wischen, so dass alles neutral riecht. Man kann dann die neuen Ratten auf das Sofa/Bett/ Boden Setzen und die alte(n) dazu. Dabei ist sehr wichtig, daß man die alten gut im Auge behält. Wenn man bemerkt, daß eine Ratte die Haare sträubt (borstelt) und der neuen evtl. mit ihrer Breitseite droht, so ist Vorsicht geboten. Anzeichen für Aggression sind auch Schnauben und mit den Füssen auf der Stelle trampeln.
Ein eventueller Angriff sollte unbedingt unterbunden werden. Versucht eine Altratte eine neue Ratte anzugreifen, empfehle ich beide Ratten sofort hochzunehmen und jedes Tier voneiander entfernt in eine andere Ecke des Territorials zu setzen (ähnlich wie zwei Boxer in einem Boxring). Meist versucht eine aggressive Ratte immer wieder, den vermeintlichen Feind anzugreifen, bzw. zu vertreiben. Bei jedem erneuten Angriff sollten die Ratten wie oben beschrieben getrennt werden. Das erfordert viel Zeit , Geduld und Konsequenz, hat aber in der Regel auch Erfolg. Es kommt auch vor, dass sich Ratten bei den ersten Kontakten überhaupt nicht beachten. Ist das so, empfehle ich nicht einzugreifen, sondern nur außerhalb des abgegrenzten Bereiches zuzusehen und aufzupassen, dass es zu keinem Angriff kommt. Es ist wichtig, dass die Ratten sehr viel Zeit haben, sich ausreichend über mehrere Tage hinweg kennen zu lernen. Treten mit den Hinterfüßen (Ausschlagen) ist kein aggressives Verhalten, sondern eine Abwehrreaktion, mit der eine andere Ratte auf Distanz gehalten werden soll, wenn sie zu aufdringlich wird.
Das Alter der Ratten spielt bei einer Integration eine nicht unbedeutende Rolle.
Wenn ein Rattenhalter zu wenigen Wochen alten Ratten ebenso junge Tiere integrieren möchte, sind selten oder so gut wie nie Probleme zu erwarten. Dennoch wird empfohlen, wie bei jeder anderen Integration vorzugehen (erstes Treffen auf neutralem Gebiet usw.), da auch hier eventuell negative Erfahrungen, die einzelne Individuen bisher gesammelt haben, berücksichtigt werden sollten (z. B. bei besonders ängstlichen und/oder scheuen Tieren).
Spielerische Balgereien in diesem "zarten" Alter sind harmlos und dürfen nicht mit aggressivem Verhalten, wie es bei erwachsenen Ratten vorkommt, verwechselt werden. Wir können die Kleinen bereits bei Kampfspielen beobachten, die sich jedoch deutlich von den "Ernstkämpfen" erwachsener Tiere unterscheiden, fehlen doch dabei einleitende Drohgebärden. Junge Ratten lernen in diesen Kampfspielen, wie fest sie zubeißen dürfen, um ihren "Gegner" nicht zu verletzen. Sobald im Spiel eine Ratte (zu) heftig wird, vermittelt ihr das der Partner durch Piepsen, worauf die andere Ratte sofort von ihrem "Gegner" ablassen wird.
Soziale Körperkontakte sind sehr wichtig, z. B. bei Streitigkeiten oder Feindseligkeiten unter Ratten. So kriechen bereits schon junge Ratten beim Spiel unter- oder übereinander. Ein solches Verhalten kann auch bei erwachsenen Tieren beobachtet werden. Dieses "crawling under" bzw."walking over" gehört nicht zum Aggressionsverhalten und dient im Erwachsenenalter zum Vermeiden von Kämpfen. Versucht während einer Integration ein Tier aus dem alten Rudel eine neue Ratte anzugreifen, kann es manchmal schon genügen, wenn man in tiefem Tonfall kurz und laut "Nein", "Aufhören" oder ähnliches ruft.
Es ist weniger von Belang, was man sagt, es sollte aber ein kurzer und bedrohlich klingender Laut sein. Man kann auch versuchen, kräftig mit Papier zu rascheln, auch das beeindruckt manche Ratten, jedoch lassen sich nicht alle dadurch von ihrem Vorhaben abhalten. Vorsichtshalber ist es daher angebracht, eine Zeitung parat zu halten, die sich leicht zwischen die "Kampfhähne" schieben läßt, wenn es brenzlig wird. Das dient vor allem dem Zweck, dass es nicht zu Bißverletzungen kommen kann, denn die sollte man versuchen zu vermeiden. Im Eifer des Gefechtes kann es durchaus sein, daß die Ratte gar nicht darauf achtet, wo sie hineinbeißt und kann so "versehentlich" die Finger ihres Menschen erwischen. Hat man die Streithähne durch die Zeitung erst einmal am Beißen gehindert, kann man beide Ratten jeweils in eine andere Ecke des Areals setzen.
Da manche Ratten unterschiedlich auf eine tiefe und dadurch berohlich wirkende Stimme ihres Menschen reagieren, kann es vorkommen, dass dies bei einigen Individuen die Aggressivität gegenüber neuen Artgenossen eher steigert, anstatt sie zu unterbinden! In diesen Fällen hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, die "drohende Altratte" immer dann, wenn sich eine "Neue" nähert, mit leiser Stimme, liebevollen Worten und Streicheleinheiten zu beruhigen, auch das kann zu einer erfolgreichen Integration beitragen.
Ein einfühlsamer Rattenhalter findet schnell heraus, worauf seine Altratten am besten ansprechen (Lob oder Tadel) und kann die Integration dementsprechend positiv beeinflussen. Sind die Ratten einander freundlich gesinnt und beriechen sich ohne aufgestellte Haare, kann man sie unter Aufsicht zusammen laufen lassen. Sobald aber die Stimmung umschlägt,das kann oft sehr schnell gehen, würde ich die Ratten trennen und den gesamten Vorgang einige Minuten später wiederholen, bzw. wie oben beschrieben die Ratten in ihren "Ecken" absetzen.
Junge Ratten neigen oft dazu, "vorsichtshalber" bei der Annäherung ihnen fremder älterer Ratten einen Angstschrei auszustoßen. Wenn die Alttiere keinerlei aggressives Verhalten zeigen, ist es nicht nötig, die Ratten gleich zu trennen. Wenn die Kleinen Schutz bei ihrem Menschen suchen, sollte man ihnen den gewähren, aber nach kurzer Zeit die Integration fortsetzen. Das gleiche gilt für besonders sensible, bereits alteingesessene Ratten. Diese Prozedur sollte man täglich mehrmals wiederholen und die Dauer der Kontakte je nach Verträglichkeit bemessen.
Es gibt Ratten, die vertragen sich von einer Minute auf die andere mit neuen Artgenossen, es gibt aber auch Einzelfälle, wo es einige Tage bis Wochen dauern kann, bis Neuankömmlinge in das vorhandene Rattenrudel aufgenommen, bzw. von einzelnen Individuen akzeptiert werden. Unkastrierte Böcke sind meist nur schwer integrierbar, bzw akzeptieren neue Böcke eher selten, manchmal nie. Bei kastrierten Ratten treten diese Probleme weitaus weniger auf.
Sobald sich die Ratten auf neutralem Gebiet optimal vertragen, kann man versuchen, sie alle zusammen in einem Käfig unterzubringen. Dieser sollte gut gereinigt und mit frischer Einstreu ausgestattet werden, damit auch er "neutral" riecht und so nicht mehr eindeutig als Revier von den vorhandenen Ratten erkannt wird. Dann kann man die Ratten zusammen hineinsetzen und zwar möglichst alle zusammen, also nicht etwa erst eine Ratte in den Käfig, dann eine halbe Stunde warten, dann die nächste usw. Bereits nach wenigen Minuten kann eine eingesetzte Ratte sonst diesen neuen, bzw gereinigten Käfig als ihr Revier einnehmen und die ganze Prozedur war umsonst! Trotz allem kann es im Käfig erneut zu Streitigkeiten kommen. Das ist nicht außergewöhnlich, denn trotzdem erkennen viele Ratten noch, dass sie sich in ihrem einstigen Revier befinden und wollen dies unter Umständen erneut gegen die Eindringlinge verteidigen. Nehmen die Aggressionen zu ,sollten die Tiere vorerst getrennt und später wieder auf neutralem Gebiet zusammen laufen gelassen werden. Dies unbedingt täglich einige Male wiederholen. Vertragen sie sich gut, kann erneut ein Versuch gestartet werden, die Ratten im gemeinsamen Käfig unterzubringen.
Zwar ist davon auszugehen, dass die häufigsten Ursachen für Unverträglichkeit und anfängliche Probleme meist Revierstreitigkeiten sind, jedoch nicht ausschließlich und eben nicht immer. Ratten orientieren sich primär nach ihrem Geruchssinn. Der Eigengeruch, der bei jeder, vor allem bei der ersten Begegnung zweier sich fremder Ratten eine wesentliche Rolle spielt, ist in großem Maße mit dafür verantwortlich, ob sich Ratten im wahrsten Sinne des Wortes "riechen" können, d. h., wird der Geruch als unangenehm empfunden, sind sich die Ratten bereits beim ersten Kontakt unsympathisch. Das kann durchaus zu ernsthaften Konflikten führen.
Viele Rattenhalter meinen, wenn sie beide Käfige nebeneinander stellen, würden sich die Ratten (schneller) aneinander gewöhnen. Ich halte diese Methode für ungeeignet, denn bei vielen Ratten erhöht dies die Aggressionsbereitschaft, weil sie sich ständig durch den Käfig anfeinden, d. h. den "Gegner" zwar sehen und riechen können, aber kein direkter Kontakt zustande kommt. Die Aggressionen werden so immer mehr angestaut und können sich beim ersten direkten Aufeinandertreffen entladen. Man erreicht also oft das Gegenteil: die Ratten bekämpfen sich möglicherweise gleich bei der ersten offenen Begegnung.
Der Rattenverein VdRD riet zu diesem Thema Rattenhaltern, die Käfige fremder Ratten aneinanderzustellen, damit sie "Geruchskontakt aufnehmen können" (wie die Meinung dieses Vereins jetzt ist, ist mir nicht bekannt).
Davon rate ich unbedingt ab, eben weil der gewünschte Effekt, nämlich, dass sich Ratten so aneinander gewöhnen sollen, nicht erreicht wird. Oft trifft genau das Gegenteil ein (siehe oben). Durch den Geruch von potentiellen Gegnern kommt es zu Stress, dieser führt zu einer Erhöhung des Stresshormones Corticosteron im Blut, was wiederum aggressives Verhalten auslöst. Die Schwelle der Angriffsbereitschaft sinkt und beim ersten direkten Kontakt kann es zwischen den Tieren zum sofortigen Angriff/Kampf kommen.
Dashalb niemals Käfige aneinanderstellen, da dies denkbar ungünstige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration sind. Bei besonders verträglichen Tieren ist das sowieso überflüssig.
Aus diesem Grund sollten fremde Ratten vor jeder Begegnung möglichst keinen Geruchs- oder Sichtkontakt haben, damit sich erst gar keine Aggressionen aufbauen können. Beim ersten direkten Zusammentreffen entscheidet sich zudem wie oben beschrieben, durch Aufnahme des Geruchs, ob sich die Tiere sympathisch sind. Da noch weitere Komponenten des Sozialverhaltens Einfluss auf das Verhalten nehmen, ist dies aber nur durch direkten Kontakt möglich. In "Encounter"-Tests (engl. für: Begegnung) auf Sozialverhalten wurde herausgefunden, dass sich Ratten etwa 5 Minuten lang "beobachten". Dabei spielt der Geruchskontakt eine wesentliche Rolle. Danach kennen Sie den sozialen "Charakter" jedes Partners, wie sich an ihrem Verhalten deutlich zeigt. In den Minuten danach kommt es dann unter Umständen zu Verhaltensmustern wie Niederwerfen, Aufreiten und Aggressivputzen.
Bei Integrationen lasse ich jedoch keine Angriffe (Niederwerfen, Drohen mit der Breitseite usw.) zu und habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Tiere genauso gut, bzw besser aneinander gewöhnen, wenn es während der Kennenlernphase auf keinen Fall zu frontalen Angriffen oder gar Verletzungen gekommen ist.
Ebenso bringt ein Wechsel der Ratten vom einen zum anderen Käfig selten bis gar nicht den gewünschten Erfolg, weil der gleiche Effekt (aggressives Verhalten) auftritt. Auch vom Einparfümieren der Tiere rate ich dringend ab, da die Nasen der Ratten sehr empfindlich sind und irgendwelche Deos usw. haben auf ihrem Fell nichts verloren! Das Einreiben der Ratten mit "benutzter" Einstreu ist genau so fragwürdig wie nicht empfehlenswert, denn der Duft ist schnell verflogen und der Eigengeruch der neuen Ratten dringt wieder durch, so dass diese von den Alten erneut attackiert werden und womöglich noch mehr verwirrt sind, weil sie kurz vorher (als sie noch nach Einstreu rochen) akzeptiert wurden.
Gleiches gilt auch für den Austausch der Einstreu. Es macht auch kaum Sinn, benutztes Material vom Käfig der neuen Ratten im Käfig der alten Ratten einzustreuen, oder umgekehrt. Wenn die Tiere sich noch nicht kennen, erreicht man auch damit nur, dass sich durch den unbekannten Geruch potenzieller Feinde Aggressionen aufbauen. Von daher ist es auch nicht sinnvoll, neuen Ratten ein benutztes T-Shirt ihres Menschen in den Käfig zu legen, weil damit der gleiche Effekt erzielt wird (sh. unter neue Ratten).
Lässt man seinen Ratten genügend Zeit, sich langsam aneinander zu gewöhnen, dann wird es in einem auf diese Weise integriertem Rudel später nie mehr Probleme geben und die Ratten leben dauerhaft harmonisch zusammen. Ratten reagieren mitunter sehr individuell auf andere (neue) Artgenossen, es ist ähnlich wie bei uns Menschen: Wir Menschen, bzw Ratten suchen Kontakt zu bestimmten Individuen und meiden den Kontakt zu gewissen anderen. Man könnte von einer Art Sympathie und Antipathie sprechen.
In seltenen Ausnahmefällen kann es durchaus einmal Probleme geben, denn individuelle Differenzen können in einer Gruppe so groß sein, dass eben eine bestimmte Gruppenzusammensetzung nicht aufrecht erhalten werden kann, weil dies für die Tiere mit unzumutbarem Dauerstress verbunden wäre. Manchmal führt dann kein Weg daran vorbei, die Tiere evtl in zwei gut verträglichen Gruppen zu "teilen".. Ich hatte mit meiner Integrationsmethode mit bislang weit über 150 Ratten immer Erfolg, sogar meine Wildratten konnte ich auf diese Weise in mein vorhandenes Farbrattenrudel integrieren.
Ich wünsche allen Rattenfreunden viel Erfolg bei der Vergesellschaftung ihrer Ratten und hoffe, dass der eine oder andere Tipp dazu beiträgt, dass die Integration der Tiere reibungslos abläuft!
Wer Probleme mit der Integration hat, kann sich gerne per Mail oder telefonisch an mich wenden. Da unsere Ratten große Individualisten sind, kann und wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit jede Integration anders gestalten und es können Probleme auftreten, die hier vielleicht (noch) nicht erörtet wurden.
Noch eine Anmerkung zum Schluss: Es wird immer wieder irrtümlich angenommen, Rattenbabys hätten Altratten gegenüber einen sogenannten "Welpenschutz". Davor sei eindringlich gewarnt! Dieser funktioniert nur bei eigenen Welpen, bzw. solchen, die in einem bereits bestehenden Rudel zur Welt kamen. Fremde Ratten, seien es Babys oder Altratten sind vor Attacken der "Revierinhaber" nicht geschützt, sondern müssen vorsichtig miteinander bekannt gemacht werden. Zu große Sorglosigkeit unbedarfter Rattenhalter mussten Rattenbabys deshalb schon mit ihrem Leben bezahlen. Da Ratten ihre unteren Schneidezähne nach dem Zubeißen spreizen, können sie tiefe und heftig blutende Wunden zufügen, die bei einem Jungtier leicht zum Tod führen können.
Integration unkastrierter Böcke in eine reine Männergruppe?
Die vielen Anfragen an rattenzauber bestätigen, dass es bei der Integration von unkastrierten Rattenböcken in eine reine Männergruppe in der Regel immer wieder zu enormen Problemen kommt.
Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, um nur einige zu nennen ist das die Herkunft der Ratten, die bislang gemachten Erfahrungen, genetisch bedingte Dispositionen (es gibt verschiedene Stämme mit unterschiedlich ausgeprägtem Aggressionsverhalten), die Haltungsbedingungen und vieles mehr. Wenn unkastrierte Rattenböcke sich derart aggressiv gegenüber Artgenossen verhalten, dass diese z. B. am Fressen gehindert werden oder auch daran, sich im Käfig und/oder im Umfeld frei zu bewegen, dann ist meiner Meinung nach eine Kastration angezeigt. Ständige "Kämpfe", psychischer und physischer Art, erzeugen bei allen Ratten im Rudel Dauerstress und der kann krank machen.
Werden junge Böcke in eine Männchengruppe integriert, so werden diese mitunter zunächst von den alten toleriert, dies kann sich jedoch spätestens dann ändern, wenn die Jungen in die Geschlechtsreife kommen. Erwachsene Böcke lassen sich meist nur sehr schwer bis gar nicht integrieren, häufig, jedoch nicht ausschließlich!, kommt das auch dann vor, wenn eines oder mehrere der Männchen zuvor bereits Kontakt zu Weibchen hatte. Diese Tiere sind oft hochaggressiv und es kommt im Rudel immer wieder zu Angriffen mit Bissverletzungen.
Das Argument, Rattenmännchen seien in einem relativ kleinen Käfig zwar vergleichsweise friedlich, in einem größeren Terrain würden aber die schwächeren oder auch untergeordneten Tiere gnadenlos von den Stärkeren bzw. dominanten Artgenossen gejagt, ist zunächst einmal nicht logisch.
In einem kleinen Raum ist bei fast allen Säugetieren (ausgenommen die Gesellschaft der Mulle und einige Arten, bei denen sich Aggression erst bei der Etablierung eines größeren Reviers ausprägt) die innerartliche Aggression stärker ausgeprägt, als wenn man sich aus dem Weg gehen kann. Das haben auch Versuche mit entsprechend großen Raumangebot in künstlichen Gang- und Kammer- Labyrintkolonien gezeigt. Dort wurde keine generell gegenüber der Käfighaltung gesteigerte Aggression festgestellt. Zwar werden die wenigsten Rattenhalter mehrere Käfige und ein entsprechendes Raumangebot zur Verfügung haben, wer aber für mehrere Tage so viele Einzelkäfige aufstellen kann, wie er (männliche, unkastrierte) Ratten hält (zwischen den Käfige sollte unbedingt dicker Karton angebracht werden, der den direkten, als auch Sichtkontakt unmöglich macht), kann folgendes versuchen, wenn er z.B. ein unkastriertes Tier in eine reine Männergruppe integrieren möchte:
Man trennt alle Ratten der vorhandenen Gruppe für etwa eine Woche und führt dann alle Tiere (bisherige Gruppe und das neue Tier) in einem großen, neutralem, frisch gereinigten und gut zugänglichem Käfig zusammen. Erfahrungsgemäß kommt es dann zu starkem Drohverhalten (nicht nur gegenüber dem Neuling, sondern auch untereinander) und auch zu leichteren, aber selten bedrohlichen Kämpfen. Auch hier bitte unbedingt beachten, dass Ausnahmen immer möglich sind.
Damit es nicht zu schweren Verletzungen kommt, muss die Integration über längere Zeit konsequent und streng überwacht werden! Wer sich das nicht zutraut, nicht entsprechend Zeit erübrigen kann, oder sich und vor allem seinen Tieren nicht so viel Stress zumuten möchte, der sollte sich besser für die Kastration aller Rudelmitglieder entscheiden, vor allem, da nicht gewährleistet ist, dass es nach dieser Zusammenführung in der Gruppe auch wirklich harmonisch ist bzw. bleibt!! Offen gestanden würde ich meinen Tieren so etwas nicht zumuten wollen, vor allem, da es ungewiss ist, ob sich die Tiere nach dieser Prozedur auf Dauer wirklich harmonisch in einem Rudel zusammenleben. Es kann nicht das Ziel eines Rattenhalters sein, dass es in seiner Rattengruppe immer wieder zu Streit kommt und alle Ratten ihr Leben lang unter diesen Haltungsbedingungen leiden!
Zwar heißt es, dass es in einer einmal bestehenden Männchengruppe in aller Regel keine Despoten und keine unterdrückten Tiere gibt und man statt dessen dominante und subordinate Tiere findet (beide sind gleichermaßen gestresst) und eine Fülle sozialer Auseinandersetzungen, natürlich auch aggressiver Art, doch leider bestehen unter Heimtierhaltungsbedingungen völlig andere Bedingungen als in freier Natur.
Da es kaum möglich sein wird, zu Hause wirklich naturnahe Haltungsbedingungen für Ratten zu schaffen, ist eine Kastration ethisch durchaus vertretbar, wenn sie dazu beiträgt, die Tiere vor ständigem Stress, Verletzungen und Disharmonie zu bewahren.
Das Festhalten am Schwanz kann bei (Wander)-Ratten einen Schockzustand auslösen, der sogar zum Tode führen kann. Auch sterben/starben Ratten manchmal plötzlich nach Schwanzbissen von Artgenossen, wobei Untersuchungen der toten Tiere zeigten, dass der Tod nicht auf die Bisswunden selbst, bzw. eine Blutvergiftung (Sepsis) zurückzuführen war. Man sieht indessen einen Zusammenhang zwischen Angriffen auf den Schwanz von Artgenossen und Todesursache (Stress).
Bei einer Integrationen sollte der Rattenhalter unbedingt darauf achten, dass es auf keinen Fall zu Bissverletzungen kommt. Verletzungen jeglicher Art, insbesondere Bisse im Schwanzbereich scheinen eine größere Belastung für die Ratte zu sein, als häufig angenommen wird.