Die kranke Ratte - Schwanzverletzungen, Fußverletzungen
Der Schwanz der Ratte ist eine Verlängerung der Wirbelsäule (ohne Rückenmark) und besteht aus bis zu 30 Schwanzwirbeln. Jeder Wirbel besteht aus Knochen, der an beiden Enden mit Knorpel überlagert ist (wie bei einem Gelenk). Die Wirbel werden immer kleiner und reichen bis zur Schwanzspitze hin, nur die letzten paar Millimeter sind dann nur noch Bindegewebe und Haut.
Verletzungen am Schwanz, Quetschungen, Zerrungen, Brüche, Abreißen der Schwanzhaut an der Schwanzspitze und vor allem auch Bissverletzungen sollten nicht unterschätzt werden.
Es ist natürlich Unsinn, dass der Schwanz von Ratten eine sogenannte "Sollbruchstelle am Ansatz" haben soll. Rattenschwänze sind nicht zum _Brechen_ gebaut. Der Urheber dieser Publikation scheint hier wohl etwas durcheinander gebracht zu haben und hat sich offensichtlich ins Reich der Reptilien verirrt. Empfindlich ist bei Ratten die feine Haut an der Schwanzspitze, die ein- bzw. abreißen kann (sh.oben), wenn Ratten am Schwanzende gepackt werden, deshalb sollten Ratten - wenn überhaupt - nur an der Basis, also der Schwanzwurzel, hochgehoben werden.
Es gibt Berichte, wonach Ratten nach Schwanzbissen von Artgenossen plötzlich gestorben sind. Untersuchungen der toten Tiere zeigten, dass der Tod nicht auf die Bisswunden, bzw. eine Blutvergiftung (Sepsis) zurückzuführen war. Man sieht indessen einen Zusammenhang zwischen Angriffen auf den Schwanz von Artgenossen und Todesursache (Stress).
Deshalb sollte der Rattenhalter darauf achten, dass Verletzungen (nicht zuletzt Bisse) am Schwanz weitestgehend verhindert/vermieden werden, da dies eine größere Belastung für die Ratte zu sein scheint, als irrtümlich angenommen.
Es trifft nicht zu, dass Wunden am Schwanz für die Tiere wenig schmerzhaft sind.
Im Gegenteil!
Schwanzverletzungen sind in der Regel sehr schmerzhaft und es sollte für ein paar Tage ein Schmerzmittel verabreicht werden (bei kleinen Wunden eventuell Traumeel, Aspirin), bei schweren Verletzungen oder nach Amputation z. B. Carprofen.
Wenn es, wie etwa durch den Biss eines Artgenossen, zu einer offenen Wunde kommt, sollte diese zunächst unbedingt desinfiziert und eventuell ein kleiner Verband angelegt werden, um die Blutung zu stoppen. Ist die Haut auf mehr als die Hälfte des Umfanges gespalten und der Knochen darunter gebrochen, so ist vermutlich eine sofortige Amputation notwendig.
Ist der Knochen gebrochen und keine oder nur eine kleine offene Wunde sichtbar, so wird der Knochen von selbst wieder zusammenwachsen (oft allerdings mit einem Knick). Auf die verletzte Schwanzhaut sollte dann eine Heilsalbe (z. B. Bepanthen) dünn aufgetragen werden (wenn die Ratte es duldet, leicht einreiben).
Bei einer stumpfen Verletzung (wie nach Einklemmen des Schwanzes), kann dieser durch einen Bluterguss blau werden (sofort nach der Verletzung). So ein Hämatom wird sich von selbst wieder zurückbilden. Die verletzte Stelle am Schwanz kann jedoch auch blau werden, wenn die Blutversorgung unterbrochen ist (ein paar Tage nach der Verletzung), dann muss in der Regel amputiert werden.
Es kann sein, dass der Schwanz hinter der Verletzung austrocknet. Auch dann ist eine Amputation unumgänglich. Bei der Amputation ist es wichtig, dass der letzte Wirbel komplett entfernt wird, damit keine Knochensplitter in die Wunde stoßen. Der Knochen muss unter der Haut weit genug zurück entfernt werden, damit die Haut ohne zu ziehen über das Ende vernäht werden kann.
Besonders gefährlich kann es werden, wenn in eine offene Wunde am Schwanz Bakterien eindringen.
Das könnte u. U. zu einer gefährlichen Rückenmarksinfektion führen, wodurch es zu Lähmungen kommen kann. Natürlich führt eine Verletzung am Schwanz nicht automatisch zu einer Rückenmarksinfektion, aber es liegt durchaus im Bereich des Möglichen und deshalb muss jede Schwanzverletzung entsprechend sorgfältig versorgt werden.
Daher: Bis auf ausgesprochen kleinste Verletzungen im Schwanzbereich sollte immer ein Tierarzt konsultiert werden!
Fußverletzungen
Nicht selten klemmen sich Ratten beim Klettern an den Gitterstäben des Käfigs Füße oder Zehen zwischen den Stäben ein. Das kann zu Zerrungen, Verstauchen, selbst zu einem Knochenbruch führen.
Oft bleiben die Tiere auch mit einem Zehennagel hängen. Der Nagel kann einreißen oder komplett abgerissen werden, was mitunter zu schwer stillbaren Blutungen führt, die mittels Claudenwatte oder einem blutstillenden Mittel behandelt werden sollten.
Kommt die Blutung nicht zum Stillstand sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.
Damit es nicht zu Entzündungen kommt, wie auch bei sonstigen kleineren Wunden an den Füßen, kann eine Wundsalbe (Traumeel, Bepanthen) aufgetragen werden. Sollte sich die verletzte Stelle verändern (Eiter, Rötung usw.) muss die Ratte einem Tierarzt vorgestellt werden.
Besonderes Augenmerk ist beim Öffnen und Schließen von Käfig- oder anderen Türen darauf zu richten, dass keine Rattenfüße in der Nähe sind. Auch beim Freilauf besteht die Gefahr, dass sich Ratten die
Füße verletzen (Einklemmen in Schranktüren und dergleichen).
Bumblefoot