Die kranke Ratte - Sonstige Erkrankungen

Index Sonstige Erkrankungen:

Vorhaut/Penisentzündung

Penisvorfall

Schilddrüsenerkrankungen

Lymphknotenschwellung

Blutvergiftung (Sepsis)

Verbrennungen

Stoffwechsel

Gehirnerschütterung

Schock

Rote Tränen (Chromodacryorrhöe)

Magengeschwüre

Leukose

Vorhaut/Penisentzündung

Bei einer Absonderung (gelbliche Flüssigkeit) aus der Vorhaut könnte es sich um eine Vorhaut- und Penis-Entzündung handeln, vielleicht verursacht durch Smegma. Das ist ein "käsiges" Sekret, welches sich aus Harnresten, Drüsensekret und abgestorbene Hautzellen zusammensetzt, und bei mangelnder Hygiene in der Vorhaut ansammelt, oft anzutreffen bei älteren Böcken, die Probleme beim Putzen haben. Bei einer Vorhautentzündung sollte das Smegma mit einem sauberen Tuch entfernt (muss evtl., wenn sich bereits ein verhärteter Pfropf gebildet hat, aus der Vorhaut "herausgepult" werden) und Surolan-Tropfen in den Vorhautsack eingebracht werden (täglich wiederholen). Auf penible Sauberkeit sollte geachtet werden, da Smegma krebserregende Eigenschaften haben soll.

Penisvorfall

Dieser wird meist entweder durch eine Infektion der Vorhautdrüsen oder durch eine Bissverletzung verursacht. Wenn die Drüsen beidseitig der Vorhaut anschwellen, dann wird der Penis nach außen gedrückt. Für das Tier ist dies sehr unangenehm und es beginnt, daran zu lecken. Dadurch entzündet sich der Penis, er schwillt an und wird noch weiter nach außen gedrückt. Bisswunden im Penisbereich führen ebenfalls zu einer Schwellung, wobei es dann zu den oben erwähnten Symptomen kommt.

In der Regel sind meist ältere Böcke betroffen (mir ist nicht bekannt, dass es bei 8 Wochen alten Tieren vorkommt).

Der Tierarzt sollte eine Vorhautspülung vornehmen, dabei muss versucht werden, die Drüsen zu leeren. Danach kann Panalog oder Surolan in die Vorhaut gegeben werden (nicht einfach nur über dem vorgefallenen Penis auftragen). Am besten geht das mit einer Spritze ohne Nadel. Die Spitze wird so weit wie möglich in die Hauttasche eingeführt und dann das Panalog/Surolan appliziert, bis es vorne herausläuft. Die Öffnung dann mit zwei Fingern zuhalten und den Vorhautbereich massieren, um die Salbe gut zu verteilen.

Konstantes Lecken durch die betroffene Ratte sollte weitgehend verhindert werden, da dies das Problem nur weiter verschlimmert. Die Erfolgschancen sind nicht sehr gut. Das Tier braucht sehr viel Aufmerksamkeit und das Grundproblem muss beseitigt werden (Drüsenentzündung, Beißereien). Wenn es nicht zur Heilung kommt, so wird der vorgefallene Penis immer mehr entzündet, es kommt zu einer Infektion mit Eiter und Gewebszerstörung, was für die Ratte sehr schmerzhaft ist. Am Ende wird der Harnabfluss gestört und das Tier muss euthanasiert werden, bevor es an Harnverhalten stirbt.

Schilddrüsenerkrankungen

Theoretisch ist bei Ratten auch eine Schilddrüsenerkrankung möglich, ist aber ebenso unwahrscheinlich wie eine Herzerkrankung. Symptome können gesteigerte Aktivität und Abmagerung sein. Eine sichere Diagnose ist jedoch nur durch eine Enzymbestimmung im Blut möglich. Die Behandlung ist im Falle einer Erkrankung durch eine tägliche Gabe von Schilddrüsenhormonen relativ problemlos.

Bei einer sehr selten auftretenden Fehlsteuerung der Schilddrüse kann es vorkommen, dass eine Ratte regelrecht fress-süchtig wird.

Stellt der Tierarzt bei einer Ratte einen inoperablen Schilddrüsentumor fest, kann eine Therapie mit Jodetten versucht werden. Es bestehen (geringe) Chancen, dass durch eine Schilddrüsenhormontherapie das Wachstum des Tumors verlangsamt wird.

Lymphknotenschwellung

Lymphknotenschwellungen werden meist durch eine Infektion ausgelöst. Der Lymphknoten verdickt sich, wird undurchlässig und die Lymphe in den Lymphbahnen davor staut sich. Es ist relativ einfach, die äußeren Lymphknoten abzutasten. Man findet sie unter dem Unterkiefer, wo der Kiefer in den Hals übergeht, unter den Vorderbeinen (in der "Achselhöhle"), in der Kniefalte (wo das Hinterbein in den Körper übergeht) und in der Kniebeuge. Ein Anschwellen bedeutet meist eine Infektion im Einzugsgebiet des Lymphknotens. Das sind der Kopf, die Beine sowie die Körperoberfläche des Rumpfes. Alle inneren Organe gehen zu inneren Lymphknoten, die von außen nicht zugänglich sind. Deshalb sind die Lymphknoten nur bedingt hilfreich. Meist ist die Infektion so oder so schon sichtbar, der geschwollene Lymphknoten deutet dann nur daraufhin, dass die Infektion schon eine gewisse Zeit existiert.

Sind alle Lymphknoten geschwollen, so deutet das auf Lymphoma (Blutkrebs) hin. Lymphoma betrifft meist das ganze Immunsystem (Lymphknoten, Milz, Knochenmark) und ist nicht therapierbar.

Blutvergiftung (Sepsis)

die in Wirklichkeit eigentlich gar keine Vergiftung ist, bedeutet, dass Bakterien ins Blut gelangen und im Blut rasch in alle Organe des Körpers getragen werden. Dadurch entsteht eine Infektion von vielen verschiedenen Organsystemen gleichzeitig, das Tier wird sehr schwer krank und stirbt, wenn es nicht sofort mit Antibiotika behandelt wird. Idealerweise wird das Antibiotikum intravenös (bei der Ratte in der Heimtierpraxis nicht machbar) verabreicht und je nach dem Zustand des Tieres sollte auch eine Infusion gegeben werden.

Aber es ist nicht immer einfach, das richtige Antibiotikum auszuwählen. Deshalb sollte vor der Behandlung eine Blutprobe genommen werden, um die Bakterien anzuzüchten und auf Antibiotika- Resistenzen zu untersuchen. Da dies aber mindestens 24 Stunden dauert und Eile geboten ist, wird deshalb immer sofort "auf gut Glück" behandelt. Sollte es dem Tier am nächsten Tag nicht besser gehen, hat man dann bereits die Laborergebnisse vorliegen, um das richtige Medikament einzusetzen.

Der Ursprung einer Sepsis ist in der Regel eine lokale Infektion. Diese kann von einer Verletzung herrühren, aber auch von einer inneren Infektion eines einzelnen Organs (z.B. Lunge, Darm oder Gebärmutter). Wenn das Immunsystem des Tieres nicht in der Lage ist, die Infektion lokal zu begrenzen, werden Bakterien in das Blut geschwemmt und eine Sepsis entsteht. Die Ursache kann vielseitig sein. Das Tier ist geschwächt durch Krankheit, äußeren Stress (soziale Missstände, schlechte Haltung, Hunger). Es kommt aber auch vor bei sehr massiver Infektion (schwere Verletzung, chronische Infektion eines Organs, Zurückbleiben der Nachgeburt oder Föten in der Gebärmutter). Meist muss eine Kombination von verschiedenen Faktoren vorliegen, damit es zu einer Sepsis kommt.

Verbrennungen

Durch Unachtsamkeit so mancher Rattenhalter haben sich Ratten leider schon Verbrennungen an heißen Toastern, Kerzen, Zigaretten, Herdplatten und dergleichen mehr zugezogen. Besonders offene Flammen sind sehr gefährlich.

Bei leichten Verbrennungen, z. B. an den Füßen, kann dünn eine Brandsalbe aufgetragen werden. Die Tiere lecken sie jedoch meist schnell ab. Bei schlimmeren Verbrennungen muss die betroffene Stelle mit einem nicht fusselnden, sauberen Tuch abgedeckt werden (z. B. aus einem PKW-Verbandskasten, oder Hausapotheke) und sofort vom Veterinär versorgt werden. Je nach Ausmaß der Verbrennung (wenn größere Hautpartien betroffen sind), kann das Tier auch in ein nicht fusselndes,feuchtes Tuch gewickelt und dann so schnell wie möglich zum Tierarzt gebracht werden. Zur Beruhigung können Rescue-Tropfen gegeben werden. Der Tierarzt kann eventuell einen Tranquilizer und ein Schmerzmittel verabreichen. Bei großflächigen Wunden besteht erhöhte Infektionsgefahr. Drohender Flüssigkeitsverlust kann vom Tierarzt durch die Gabe einer Elektrolytlösung (Infusion) ausgeglichen werden.

Achtung! Auf keinen Fall irgendwelche "Hausmittel" anwenden, wie etwa Mehl oder Öl auf die Wunde geben!!

Stoffwechsel

Da der Stoffwechsel sehr viele verschiedene Bereiche umfasst, wollen wir uns hier nur auf eine kurze Erklärung des Metabolismus, einen der lebenswichtigen Abläufe im Körper beschränken. Der Stoffwechsel umfasst alle Vorgänge im Körper, die beim Ab- und Umbau von Nährstoffen beteiligt sind - biochemische Vorgänge wie z. B. Atmung, Ernährung, dienen dem Aufbau und der Erhaltung der Körpersubstanz (Baustoffwechsel), der Energiegewinnung (Energiestoffwechsel) - und dient dem Erhalt der Körperfunktionen.

Verdauungsorgane, wie z. B. Magen, Darm und Gallenblase spielen bei diesen Vorgängen eine wichtige Rolle. Ratten haben zwar keine Gallenblase, wohl aber bilden sie in der Leber Galle (diese zähe gelbe Flüssigkeit setzt sich u. a. aus Gallensäuren, Wasser und Cholesterin zusammen und dient der Verdauung von Fetten). In diesem Zusammenhang ist noch erwähnenswert, dass Ratten keine Gallensteine bilden, da sich die Galle nirgends staut, sondern direkt in den Darm abläuft.

Bei krankhaften Veränderungen chemischer Abläufe im Körper spricht man von einer Stoffwechselstörung, die zum Beispiel erworben oder auch genetisch bedingt sein kann. Stoffwechselkrankheiten betreffen selten nur einzelne Organe, sondern meist mehrere Bereiche des Körpers.

Neben Diabetes, einer Erkrankung im Kohlehydratstoffwechsel, gehören z. B auch Schilddrüsenfehlfunktionen (Unterfunktion) zu den Stoffwechselkrankheiten. Übergewicht (Adipositas) kann beispielsweise das Risiko für Stoffwechselerkrankungen erhöhen.

Gehirnerschütterung

Gehirnerschütterung bei der Ratte kann immer nur eine Verdachtsdiagnose sein. Die Symptome äußern sich in Form von Desorientierung und die Ratte hat Probleme, "normal" zu laufen (wackliger, schwankender und unsicherer Gang), hin und wieder kommt es auch zum Speicheln. Im Extremfall befindet sich das Tier im Koma. Allerdings kann auch eine Reihe anderer Erkrankungen die gleichen Symptome verursachen. In der Regel muss deshalb die Vorgeschichte eines Unfalls vorliegen (z. B. wenn der Halter beobachtet hat, dass seine Ratte im Käfig von einer Etage oder in der Wohnung aus größerer Höhe nach unten gestürzt ist).

Dabei kommt es jedoch eher zu Verletzungen der Wirbelsäule oder der Gliedmaßen.

Da Ratten mitunter sehr widerstandsfähig sein können, ist weniger häufig davon auszugehen, dass eine Gehirnerschütterung vorliegt, ohne dass das Tier nicht gleichzeitig andere, eher schwere Verletzungen aufweist. Besteht nach einem Sturz (oder sonstigem Unfall) der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung, muss die Ratte unbedingt getrennt von anderen Ratten auf weiche Tüchern gebettet werden (dafür eignet sich z. B. eine mittelgroße Transportbox). Stress ist unbedingt zu vermeiden, eventuell sollte auch der Raum abgedunkelt werden.

Wenn sich das Tier nicht innerhalb weniger Stunden wieder "normal" verhält und/oder Anzeichen von Schmerzen äußert (Druckempfindlichkeit am Körper oder an den Gliedmaßen), sollte die Ratte schnellstmöglich einem Tierarzt vorgestellt werden. Ist sie ohne Bewusstsein, muss sofort ein Veterinär aufgesucht werden (Notfallmaßnahmen).

Schock

Befindet sich eine Ratte in einem Schockzustand (ein solcher kann durch einen Unfall oder ein traumatisches Erlebnis hervorgerufen werden), sollte sie zunächst allein in einem ruhigen, leicht abgedunkeltem Raum untergebracht werden. Bis zu einer Behandlung durch den Tierarzt können Notfalltropfen (Bachblüten) verabreicht werden. Der TA wird der Ratte eventuell ein Kortisonpräparat injizieren (z. B. Dexamethason).

Rote Tränen (Chromodacryorrhöe)

Manche Ratten niesen häufig und haben "rote (oder rosa) Tränen" oder rötlichen Nasenausfluss (manchmal auch Blutnase genannt).

Diese rote Flüssigkeit ist kein Blut. Die Färbung kommt durch das (Hämato)- Porphyrin, Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin), das aus den Harderschen Drüsen (die hinter den Augen sitzen) mit der Tränenflüssigkeit abgesondert wird. Die Absonderung dieses Sekretes kann beispielsweise neben anderen Ursachen auch durch Stress ausgelöst werden, auf eine allgemeine Schwächung des Immunsystems oder auf eine bereits im Körper manifestierte Krankheit hinweisen.

Aber: Diese Erscheinung tritt bei bestimmten Rattenstämmen, besonders im Alter, auch unter normalen Bedingungen auf und muss nicht mit klinischen Symptomen einhergehen.

Eine weitere Ursache für "rote Tränen" kann auch eine Infektion mit dem Corona Virus sein. Bei dieser Erkrankung kann es neben der Absonderung des Porphyrins auch (jedoch eher selten) zu "echten" Blutungen im Auge kommen. Ob es sich bei "roten Tränen" tatsächlich um Blut oder Porphyrin handelt, kann nur durch eine Laboruntersuchung festgestellt werden. In der Regel ist es jedoch kein Blut.

Magengeschwüre

Magengeschwüre kommen bei Ratten vermutlich häufiger vor als man annimmt. Die Ursachen sind unterschiedlich, aber Stress spielt eigentlich immer eine große Rolle. Die Tiere zeigen keinerlei klinische Symptome, die Magengeschwüre werden in der Regel zufällig bei einer Autopsie entdeckt. Die Ratte hat im Magen zwei verschiedene Schleimhäute. Die Schleimhaut der Speiseröhre reicht in den Magen hinein und bedeckt etwa 1/3 der Oberfläche. Diese Schleimhaut hat keine Drüsen und hat keine Verdauungsfunktion. Der Rest des Magens ist mit normaler Magenschleimhaut bedeckt. Geschwüre entwickeln sich meist entlang der Grenzlinie dieser zwei verschiedenen Schleimhauttypen.

Eine Behandlung ist in der Regel nicht möglich, da die Geschwüre nicht diagnostiziert werden. Die Behandlung besteht aus Stressreduktion. Natürlich sprechen Ratten im Prinzip auch auf Antazide an. Symptome entstehen in der Regel erst, wenn ein Geschwür durchbricht und der Mageninhalt in die Bauchhöhle ausläuft (dies ist äußerst selten), aber sehr schmerzhaft und führt zu Entzündung, Fieber und sehr schnell zum Tod. In der Regel sind diese Tiere nicht mehr zu retten.

Leukose

Leukose kann auch bei der Ratte vorkommen, allerdings nicht sehr häufig. Bei einem bestimmten Rattenstamm (Fisher 344) ist das eine _wichtige_ Krankheit. Anders als bei anderen vielen Tierarten (sehr bekannt auch bei Katzen), wird Leukose bei der Ratte nicht durch einen Virus hervorgerufen. Außerdem ist Leukose bei der Ratte nicht infektiös. Die Symptome bei Ratten sind unspezifisch und eine Therapie ist nicht möglich.