Die kranke Ratte - Viruserkrankungen

Viele Erkrankungen werden durch eine Infektion mit Viren ausgelöst. Viren sind so klein, dass sie nur unter einem Elektronenmikroskop erkennbar sind. Diese Krankheitserreger vermehren sich durch Zellstoffwechsel in lebenden Zellen. Da Virusinfektionen medikamentös bislang wenig beeinflussbar sind, ist Vorbeugung wichtig, damit eine Ansteckung weitgehend auszuschließen ist.

Sialodacryoadenitis Virus (SDAV)

Es gibt bei Ratten eine Viruserkrankung, die Speichel- und Tränendrüsen angreift. Insbesondere der Hals kann stark anschwellen, manchmal kommt es auch zu Entzündungen der Hornhaut. Es handelt sich dabei um den Sialodacryoadenitis Virus, einen Coronavirus (SDAV). Die Erkrankung ist hochansteckend, aber nur wenige Tiere erkranken.

Bitte nicht mit der Krankheit verwechseln, an der Menschen erkranken (Mumps). Es handelt sich zwar auch um eine Viruserkrankung, jedoch um unterschiedliche Erreger.

In der Regel bricht die Krankheit bei jungen oder sehr alten Tieren aus, oder bei solchen, die andere gesundheitliche Probleme haben. Der Virus ist in der Regel nicht tödlich, weitaus die meisten erkrankten Tiere erholen sich wieder, auch ohne Behandlung (ähnlich wie bei der Grippe), wenn sie nicht zusätzlich bereits mit bakteriellen Erregern (z. B. Mykoplasmen) infiziert sind. Leidet die Ratte gleichzeitig an einer Atemwegsinfektion, kann die Krankheit auch zum Tod führen.

Antibiotika können eingesetzt werden, um die Gefahr einer sekundären bakteriellen Infektion zu reduzieren/verhindern. Insbesondere wenn der Augen- und Nasenausfluss nicht mehr klar, sondern gelblich, trübe und verkrustend ist, sind Antibiotika notwendig. Es ist außerdem hilfreich und daher ratsam, den Tieren Flüssigkeit zuzuführen (mittels Injektion unter die Haut verabreichen).

Antibiotika haben keinen Einfluss auf Viruserkrankungen, aber sie können angezeigt sein, wenn gleichzeitig auch eine bakterielle Infektion vorhanden ist oder vorhanden sein könnte. Coronaviren sind nicht tödlich, aber die Sekundärinfektionen können es sein. Die Viren durchbrechen die Abwehr des Atemtraktes und machen den Weg frei für die Bakterien. Coronaviren sind wie Grippe. Das Tier muss sie selbst überwinden. Todesfälle treten nur auf, wenn die Tiere bereits schon andere Gesundheitsprobleme haben.

Behandlungsempfehlung:

Subkutane Flüssigkeitsgabe und Antibiotika (Chloramphenikol, besser geeignet Baytril, da primär Atemwegskeime das Problem sind).

Beispiel:

Bei einer 500 g schweren Ratte empfiehlt sich eine Injektion von 2-5 ml 0,9 %ige Isotoner Natriumchloridlösung unter die Haut ( s.c.) auf dem Rücken. (max Injektionsvolumen beachten, eventuell auf zwei oder mehr Stellen verteilt spritzen). Wenn die Flüssigkeit nach 12 Stunden nicht mehr fühlbar ist, kann nochmals injiziert werden, ansonsten reicht eine Injektion pro Tag.

Wenn eine Ratte Symptome zeigt, hat sie bereits seit 1-2 Tagen den Virus ausgeschieden, d. h., eine Trennung von anderen Gruppenmitgliedern ist dann nicht mehr erforderlich, weil eine etwaige Ansteckung ohnehin bereits erfolgt ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass bei den anderen Tieren die Krankheit ausbrechen muss (das gilt in der Regel auch für diverse andere Erkrankungen, da die Tiere meist bereits vor dem Ausbruch der Krankheit dauerhaft Kontakt zu anderen Ratten hatten).

Der Virus infiziert nur Ratten und obwohl er in extrem großer Zahl ausgeschieden wird und hoch infektiös ist, überlebt er außerhalb der Ratte nur etwa 24 Stunden. Für die Ansteckung ist deshalb direkter Kontakt oder zumindest relative Nähe nötig. Eine Übertragung ist auch möglich, wenn jemand mit infizierten Ratten spielt und dann am gleichen Tag ohne Händewaschen die eigenen Ratten berührt. Ein Transfer von Käfigen und Spielzeugen am selben Tag kann den Virus auch übertragen

Papillomaviren:

Es ist nicht bekannt, dass es einen Rattenpapillomavirus gibt, zumindest ist er noch nie beschrieben oder isoliert worden. Fast alle Tierarten haben Papillomaviren, aber nicht die Ratte. Papillomaviren sind in der Regel nicht vom Tier zum Menschen übertragbar.

Bei Ratten können u. a. folgende Viren auftreten:

Coronavirus (RCV), Hepaitisvirus der Maus, Hantavirus, Kilham-rat-virus (KRV),Polyomavirus der Maus, Sialodacryoadenitis-virus (SDA), Sendaivirus, Adenovirus.

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