Die Krankenstation

Wie und womit ernähre ich eine kranke Ratte?

Zunächst gilt es zu unterscheiden, ob eine Ratte noch in der Lage ist, selbstständig Nahrung aufzunehmen, oder ob sie, zum Beispiel im Falle einer akuten Atemwegserkrankung (evtl. vorübergehend), mittels Spritze (ohne Nadel!) gefüttert werden sollte/ muss. Im letzteren Fall ist es meist so, dass Ratten, die Probleme beim Atmen haben, im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen können. Die Tiere haben zwar Hunger und möchten gerne essen, es bleibt aber sehr oft beim Versuch, da sie dabei häufig Atemnot bekommen, das Futter fallen lassen und manchmal in Panik davonrennen.

Spätestens dann, (kein Rattenhalter sollte so lange warten), ist es nötig, der kranken Ratte die Nahrungsaufnahme zu erleichtern, da es ansonsten schnell zu Gewichtsverlust / Abmagern kommt und dies eine zusätzliche Belastung für den ohnehin durch die Krankheit geschwächten Organismus darstellt. Es ist zu empfehlen, kranke Ratten mehrmals täglich (mit einer entsprechenden Aufbaunahrung) zu füttern und da diese nur mehr langsam essen können, zu den Mahlzeiten von den anderen zu trennen. Die gesunden Tiere würden ihnen ansonsten schnell alles vor der Nase wegschnappen.

Am besten geeignet für alle kranken, alten und Babyratten sind verschiedene Milchbabybreie (Gute Nacht-Breie im Gläschen) von Hipp, Alete oder Bebivita. Da ich viele Jahre diverse Babybreie "getestet" habe, konnte ich feststellen, dass eine ganz bestimmte Sorte auch von schwierigen "Problemfällen" gut angenommen wird, deshalb bin ich inzwischen davon abgekommen, immer wieder andere Sorten auszuprobieren. Es handelt sich dabei um Bebivita Gries-Vanille-Gläschen (erhältlich u. a. bei REWE, Comet, Schlecker und anderen Märkten). Von einigen Rattenhaltern, denen ich bisher "meine Spezialmischung" empfohlen habe, kam ebenfalls durchweg positive Resonanz.

Meine "Rattenzauber- Mischung" bereite ich in einem Handmixbecher. Sie besteht aus folgenden Zutaten:

Bebivita Gries-Vanille (Gläschen)

Bebivita Joghurt-Banane (Gläschen)

Wahlweise auch Joghurt natur mit lebenden Kulturen, rechtsdrehend

etwas Kondensmilch zum Verdünnen (nur bei Ratten, die Atemprobleme haben)

Honig

Dextropur (Traubenzucker)

Multivitaminpräparat oder wahlweise

Vitamin B ((z. B. Polybion N-Tropfen. Die bisher empfohlenen Bryonon N-Tropfen werden nicht mehr hergestellt, ersatzweise können Polybion N-Tropfen verwendet werden) - je nach Art der Erkrankung ***

Mineralstoffe (z. B. Basica)

***: Achtung, die Vitamin-B Tropfen sind nicht mehr im Handel, es eignet sich besonders gut das Vitamin B-Präparat BEVITASEL- HK. Es ist ein Pulver, das jedoch am besten getrennt verabreicht werden sollte, täglich eine Messerspitze ist ausreichend.

Ergänzt werden kann das ganze evtentuell mit etwas Nutrical oder wahlweise Calo-Pet/Vita-Pet.

Schwerst kranken Tieren kann durchaus über einen langen Zeitraum hinweg auch sogenannte "Astronautennahrung", z. B. von Novartis oder Frisobin, die als Trink- und Sondennahrung in verschiedenen Variationen (verschiedene Geschmacksrichtung) angeboten wird, gegeben werden. Auch Hipp bietet Sondennahrung an Diese ballaststoffreiche Nahrung wurde ursprünglich für Astronauten entwickelt (daher auch die Bezeichnung), in der weiteren Entwicklung enstand daraus die heute verwendete Sondennahrung. Die meisten Sondennahrungen können auch oral eingenommen werden oder aber direkt über eine Sonde in den Magen-/Darm-Trakt zugeführt werden (enterale Ernährung). Alles gut gemixt, ziehe ich den halbflüssigen Brei in 5- und/oder 10 ml-Spritzen auf, die ich im Kühlschank deponiere. Bei Bedarf kurz bei Zimmertemperatur "erwärmen" lassen.

Die Gläschen halten sich geöffnet im Kühlschrank 3-4 Tage. Den Brei nicht direkt aus dem Kühlschrank füttern, da er sonst zu kalt ist, deshalb eine Portion entnehmen und kurze Zeit bei Zimmertemperatur stehen lassen). Ratten, die (vorübergehend) selbstständig keine Nahrung mehr zu sich nehmen (können), sollten mit dieser Breimischung (leicht verdünnt mit Kondensmilch) mittels Spritze (ohne Nadel) ernährt werden ( mind. 3 x täglich etwa 10 bis 15 ml oder mehr, schwerstkranken kleinere Mengen verabreichen!). Den Brei auf keinen Fall mit "Gewalt" einflößen! Da der Stoffwechsel bei schwer kranken Ratten herabgesetzt ist, kommt der Körper vorübergehend auch mit einer geringeren Nahrungsmenge aus. Zu große Mengen können den Organismus unnötig belasten. Deshalb sollte die Mischung qualitativ hochwertig sein.

Die meisten Ratten lecken den halbflüssigen Brei tröpfchenweise direkt von der Spritze. Bei schwerer erkrankten Tieren muss die Spritze eventuell ins Mäulchen hineingesteckt werden (auf keinen Fall zu weit einführen!). Geduld und etwas Fingerspitzengefühl ist nötig. Manche Ratten müssen erst lernen, mit der "Nahrungsspritze" umzugehen. Auch kann eine jede Fütterung, je nach Schwere der Krankheit, 10 bis 15 Minuten beanspruchen. Es ist darauf zu achten, dass die Ratte sich nicht verschluckt (den Inhalt der Spritze nicht zu schnell ins Rattenmäulchen entleeren). Unterstützend kann man kranken Ratten auch zusätzlich das diätische Nähr- und Kräftigungsmittel aus hochverdaulichem Serumprotein Bioersin anbieten. Es soll die Abwehrkräfte steigern und wird auch bei Abmagerung bei Krankheit empfohlen. Es muss jedoch unbedingt im Kühlschrank aufbewahrt werden und darf einmal geöffnet nach Ablauf von 5 Tagen nicht mehr verwendet werden. Bioserin läßt sich jedoch gut einfrieren. Versuche zeigten, dass Proteingehalt und Qualität des Produktes auch nach zweijähriger Lagerung bei -18 °C unverändert waren. Am einfachsten ist das portionsweise Einfrieren in einer mittels Kappe verschlossenen Kunststoffspritze. Es ist ratsam, Bioserin auf jeden Fall langsam und schonendend aufzutauen, um eine Beeinträchtigung der Einweisbestandteile durch den Auftauvorgang zu vermeiden. Anschließend sollte die aufgetaute Menge zügig verbraucht werden.

Wer nicht über entsprechende Lagermöglichkeiten verfügt, kann auf Bioserin in der Handelsform von 10 x 5 ml-Tropffläschchen zurückgreifen. Das Mittel ist jedoch relativ teuer (empfohlener Verkaufspreis ca 36,- Euro ). Es empfiehlt sich, beim Tierarzt nachzufragen, dort kann man eventuell je nach Bedarf sicher auch kleinere Mengen erwerben.

Hat die Ratte Probleme beim Schlucken, läuft viel Brei wieder aus dem Maul heraus, so kann es auch daran liegen, dass im Verlauf der Krankheit die Zähne durch ungenügendes Abnützen zu lang geworden sind. Häufig sind es die unteren Schneidezähne, die dann unbedingt gekürzt werden müssen (sh. unter Zahnpflege). Es ist empfehlenswert, bereits gesunde Ratten darauf zu "trainieren" und ihnen ab und zu als "Leckerbissen" etwas Babybrei oder Fruchtjoghurt aus der Spritze anzubieten. So lernen die Ratten schnell, welche Köstlichkeit sie auf diese Weise bekommen und dabei problemlos den Umgang mit der Nahrungsspritze. Im Krankheitsfall ist es dann viel einfacher, sie damit zu ernähren. Ratten, die noch allein und ohne Hilfe essen können, bietet man ebenfalls mindestens 3 x täglich den unverdünnten (oder je nach Schwere der Erkrankung auch verdünnten) Brei auf einem Schälchen an (zum Essen immer von den anderen trennen). Ratten sollten über einen längeren Zeitraum nur dann einzeln gehalten werden, wenn sie schwerst krank sind und womöglich unter der Anwesenheit gesunder Artgenossen leiden würden. Ansonsten gesunden kranke Tiere weitaus schneller, wenn sie mit Artgenossen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben dürfen.

Alte und kranke Ratten neigen dazu, schnell an Gewicht zu verlieren, deshalb sollten sie so viel essen dürfen, wie sie mögen. Babyratten aus schlechter Haltung oder solche, die manchmal leider zu früh von ihrer Mutter getrennt werden, bekommen einige Tage lang die gleiche Breimischung, zusätzlich Obst, Gemüse und eine vollwertige Rattenalleinfuttermischung (wie z. B. Rattima, Vitakraft oder Ixpet). Man kann und sollte eine (kranke) Ratte ausschließlich, auch langfristig, nur mit Babybrei ernähren. Ich praktiziere das seit vielen Jahren so. Alle wichtigen Nährstoffe sind darin enthalten. Wenn das kranke Tier eine Sorte gut angenommen hat, ist der Wechsel auf eine andere Sorte nicht empfehlenswert und auch nicht nötig. Ratten sind gegenüber einer neuen/anderen Geschmacksrichtung, die sie noch nicht kennen, oft misstrauisch, was unnötigen Stress zur Folge haben könnte, verbunden mit einer Ablehnung der Nahrung. Derlei Belastungen kann man einem kranken Organismus ersparen.

Der Rattenhalter muss auch unbedingt darauf achten, dass die Ratte mit der Nahrung genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, damit der Körper nicht austrocknet. Wasser muss immer angeboten werden, im Krankheitfall eventuell durch eine Elektrolytlösung zugeführt werden. (sh. dazu auch Wasserhaushalt) Künstliche Ernährung ist bei der Ratte nicht sehr erfolgreich. In der Regel kann durch den Tierarzt nur mit Flüssigkeitsgaben unterstützend geholfen werden in Form einer Elektrolytlösung subkutan (unter die Haut) oder intraperitoneal (in die Bauchhöhle, nur von kompetenter, sehr geübter Hand zu empfehlen!).

Eine 300g schwere Ratte braucht etwa 30 ml Flüssigkeit pro Tag. Es ist sicherer, diese subkutan auf verschiedene Zeitpunkte verteilt zu injizieren. (Intraperitoneale Injektion von großen Flüssigkeitsmengen kann den Kreislauf überlasten. Die Elektrolytlösung ersetzt Flüssigkeit und Salze, welche vom Tier ausgeschieden wird (Atmung, Urin, Kot, etc.). Frisst ein Tier nicht, kann zuckerhaltige Elektrolytloesung verwendet werden. Diese kann aber subkutan zu Reizungen führen. Ohne Flüssigkeitsaufnahme kann eine Ratte kaum mehr als 3 Tage überleben. Elektrolytlösung sollte nur verabreicht werden, wenn das Tier ausgetrocknet ist. Das kann einfach festgestellt werden. Man zieht mit zwei Fingern eine Hautfalte am Rücken hoch und lässt diese wieder los. Bei einem gut hydrierten Tier verschwindet die Falte sofort wieder. Ist ein Tier ausgetrocknet, bleibt die Falte etwas länger bestehen (je stärker das Tier ausgetrocknet ist, desto länger bleibt die Falte). "Vorbeugend" sollte keine Elektrolytlösung verabreicht werden!

Jeder Rattenhalter sollte bemüht sein, zumindest den Versuch zu unternehmen, seine Ratte vorübergehend, wie oben erwähnt, mittels Spritze zu ernähren. Wie lange eine Ratte völlig ohne Nahrung auskommt, hängt vom Ernährungszustand ab, vermutlich sind es etwa 10 Tage. Einige wenige Milliliter, ja sogar einige Tropfen Babybrei am Tag, können unter Umständen bereits die Chancen erhöhen, dass sich die Ratte wieder erholt. Nicht immer und in jedem Fall genesen Ratten soweit, dass sie wieder ohne Hilfe essen können. Dies ist jedoch meist nicht vorhersehbar. Wir Rattenhalter können und müssen rechtzeitig versuchen zu verhindern, dass ein Tier abmagert, _ nur _ weil es nicht mehr in der Lage ist, Nahrung selbständig zu sich zu nehmen. Eine Euthanasie halte ich erst dann für nötig, wenn sich nach einigen Tagen keinerlei "Besserung" abzeichnet, die Ratte apathisch ist, Schmerzen hat oder/und jegliche ihr angebotene Nahrung, auch per Spritze, verweigert. Erst kürzlich konnte ich selbst miterleben, wie eine meiner kranken Ratten wieder völlig gesund wurde, obwohl sie nichts mehr essen wollte, bzw konnte! Merlin lief von einem auf den anderen Tag unkoordiniert mit völlig unsicherem Gang umher und konnte keine Nahrung mehr mit seinen Händen festhalten.

Ich brachte ihn in der Krankenstation unter, ernährte ihn einige Tage mittels Spritze mit meiner "Rattenzauber-Mischung". Merlin nahm die Nahrung dankbar und problemlos an, obwohl er nicht in der Lage war, diesen Brei, angeboten auf einem Schälchen, selbständig zu essen! Zusätzlich bekam er Medikamente. Offen gestanden glaubte ich nicht an eine Genesung, wollte aber nichts unversucht lassen. Der schönste "Lohn" der Mühe war dann, dass Merlin wieder gesund wurde und heute wieder völlig genesen mit seinen Artgenossen im Rudel lebt !

Dieses Beispiel soll nur zeigen, dass nicht jede Ratte, die (vorübergehend) selbständig keine Nahrung mehr aufnehmen kann, zum Tode verurteilt sein muss, oder gleich euthanasiert werden sollte. Fällt die Ratte jedoch in ein "Wachkoma", das z. B. durch eine neurologische Erkrankung oder durch einen Schlaganfall ausgelöst werden kann und mit dem des Menschen vergleichbar ist, ist durchaus der Versuch einer medikamentösen Behandlung angezeigt und es sollte einige Tage abgewartet werden, ob sich er Zustand möglicherweise wieder verbessert. Da die Ratte währenddessen selbstständig keine nahrung aufnehmen kann, muss sie, wie bereits erwähnt, mittels Spritze ernährt werden, damit das Tier nicht verhungert (es muss darauf geachtet werden, dass die Ratte Kot und Urin absetzen kann).

Tritt eine Verschlechterung ein und ist die Ratte nicht mehr in der Lage, selbständig zu schlucken, dann muss sie euthanasiert werden! Kann keine Nahrung mehr zugeführt werden kann, kommt es zu Energiemangel, der wiederum zu Unterernährung führt. Bevor jedoch der Tod eintritt, kommt es zunächst zu Ausfallerscheinungen im Gehirn, da dieses Organ am meisten Energie braucht. Danach treten schmerzhafte Herzmuskelkrämpfe auf, etwa vergleichbar mit einem Herzinfarkt.

Es liegt also in den Händen des Rattenhalters, sein Tier, auch wenn es sich in einer Art "Dämmerzustand" befindet, vor unnötigen Schmerzen zu bewahren und nicht auf einen "natürlichen" Tod zu warten!

Ratte behindert - was kann ich tun ?

Wie pflege ich behinderte Ratten, zum Beipiel solche, die sich infolge Krankheit nicht mehr selbst "putzen" können?

Es gibt verschiedene Gründe, warum eine Ratte die Körperpflege vernachlässigt. Lähmung von Gliedmaßen, ein inoperabler Tumor, der die Bewegungsfähigkeit einschränkt oder eine andere Erkrankung, die ein Tier (vorübergehend) so schwächt, dass es nicht mehr in der Lage ist, seinen Körper allein und ohne Hilfe zu reinigen.Vielleich aber ist die Ratte auch schon sehr alt und nicht mehr so beweglich, um sich selbst zu putzen.

Zur Körperpflege gehört eine regelmäßige Kontrolle der Ohren. Eventuell ist es erforderlich, mittels stumpfem Holzstäbchen, welches mit Watte umwickelt (vorzugsweise Wattestäbchen) und in Penatenöl getränkt wurde, die Ohren zu reinigen. Äußerste Vorsicht ist dabei geboten, damit es im Inneren des Ohrs nicht zu Verletzungen kommt. Möglicherweise ist eine zweite Person erforderlich, die die Ratte fixiert. Der Rattenhalter kann dann vorsichtig das Ohr reinigen. Liegt bereits eine Ohrentzündung vor, macht sich diese unter Umständen durch Kopfschütteln und unangenehmen Geruch bemerkbar. In dem Fall ist ein Tierarztbersuch ratsam, eventuell müssen Ohrtropfen verabreicht werden. Bei gelähmten Ratten ist meist eine Ganzkörperpflege nötig. Sie umfasst neben der Ohrkontrolle eine tägliche Reinigung (eventuell mehrmals) des Genitalbereiches mittels weichen und feuchten Reinigungstüchern.

Bei Männchen darauf achten, dass sich in der Vorhaut kein Smegma ansammelt und penibel sauber halten.

Das Fell wirkt oft struppig und ungepflegt. Das Haarkleid kann/sollte mit einer kleinen Hand-/ oder Babybürste gekämmt werden, gleichzeitig wird dadurch (mittels sanfter Massage) die Durchblutung der Haut gefördert. Schwerst behinderte Ratten sollten nicht im Käfig belassen werden. Die Möglichkeiten, einen solchen wirklich behinderten- und hygienegerecht einzurichten, bzw. umzubauen, sind begrenzt. Abstriche an die behinderten oder auch an gesunde Tiere sind daher meist unvermeidbar. Meine behinderten Ratten leben im fortgeschrittenen Krankheitsstadium im Rattenzimmer. (Sh. dazu auch So leben meine Ratten) Sie haben dort (ebenerdig) ausreichend Platz zur Verfügung (Sofa, Zweisitzer, Tisch usw.).

Nicht zuletzt ist auch die Art der Behinderung ausschlaggebend für die Gestaltung der "Krankenstation". Ratten mit teilweise oder gänzlich gelähmten Hintergliedmaßen brauchen ebenso wie Ratten mit inoperablen (mehr oder minder großen) Tumoren (z. B. im Bauchbereich) einen ebenen, sehr weichen Untergrund, der auch der Hygiene gerecht werden sollte. Einstreu eignet sich bei diesen Erkrankungen ebensowenig wie bei frisch operierten/kastrierten Ratten oder solchen mit akuten Atemwegsinfekten. Ein Sofa kann mit Decken, Hand- und Papiertüchern, die leicht wasch- und austauschbar sind, ausgestattet werden.

Bei frisch operierten. Ratten oder schwer kranken/gelähmten Tieren, die längere Zeit liegen, eignen sich als Unterlage sehr gut Winderleinlagen, die saugen den Urin nach unten hin auf und die Ratte liegt trotzdem trocken, was bei normalen Tücher nicht der Fall ist, da die nach oben hin immer nass sind! Auch wenn man ständig wechselt, lässt es sich nicht immer vermeiden, dass die Ratten auf ihrem eigenen Urin liegen. Ich habe Pampers New Baby Gr. 1 (Newborn) ausprobiert, funktioniert prima. Im "Test" noch besser abgeschnitten haben Babysmile Nr 1 von Schlecker, die sind eine Idee breiter, halten noch trockener und lassen sich halbieren, sind also viel sparsamer im Verbrauch. Einfach seitlich die Klettverschlüsse abreißen, dann hat man eine glatte windel, die sich hervorragend als Unterlage eignet.

Futter und Wasser sind immer erreichar und der Untergrund ist angenehm weich und warm. Eine Alternative bietet ein ausgedientes (mindestens 1 m langes) Aquarium mit einer Ganzgitterabdeckung. Der gesamte Boden kann mit saugfähigen Tageszeitungen und weichen Küchentüchern abgedeckt werden. Halbhohe Hocker können auf beiden Seiten angebracht werden, die mit einer leicht schrägen Rampe, beklebt mit Velourteppichboden, auch von teilweise gelähmten Ratten noch bezwungen werden können und so eine erhöhte Sitz- und Liegefläche bieten. Für Ratten mit einer Hör- oder Sehbehinderung oder für gänzlich blinde Tiere ist es meist kein Problem, sich in ihrem bisherigen Revier auch weiterhin wohlzufühlen, bzw. zurecht zu finden, wenn vom Rattenhalter streng darauf geachtet wird, dass keinerlei Veränderungen im Käfig, also im Wohn- oder Freilaufbereich vorgenommen werden. Da gesunde Ratten für ihr Wohlbefinden unbedingt einen geeigneten Bodengrund zum Graben, sowie Klettermöglichkeiten brauchen, ist es ohne Abstriche weder für gesunde noch für kranke Ratten zumutbar, die Tiere weiterhin zusammen in einem Käfig zu belassen.

Bei Ratten, die in einer harmonischen Gemeinschaft mit Artgenossen in einem Rudel leben, wirkt sich eine (kurzzeitige) Trennung, etwa im Krankheitsfall, nicht gravierend auf eine "Wiedereingliederung" (nach der Genesung) auf die Hierarchie aus, d. h., es gibt kaum Probleme, denn die kranke Ratte, die für einige Zeit gesondert untergebracht werden musste, wird meist völlig problemlos "wiedererkannt" und angenommen. Bei Tieren, die erst kurze Zeit in einem bestehendes Rudel leben, kann eine krankheitsbedingte Trennung unter. Umständen dazu führen, dass es - vor allem in kleineren Gemeinschaften - zu Dominanzstreitigkeiten kommt, d. h., die Hierarchie in der Gruppe erneut ausgefochten werden muss. Dieses Problem läßt sich vermeiden wenn, soweit es die Erkrankung zulässt, immer mindestens ein (gut verträgliches) Tier der kranken Ratte (eventuell "stundenweise" oder im Wechsel) Gesellschaft leistet!

Ratten, die auch während einer Krankheit Artgenossen um sich haben, erholen sich meist rascher als isolierte Tiere. Grundsätzlich sollten kranke Ratten nur dann von anderen Ratten in der Gruppe getrennt werden, wenn sie so krank oder schwach sind, dass die Gefahr besteht, dass sie durch Artgenossen zu sehr belästigt oder gar verletzt werden könnten. Ansonsten ist es besser, wenn sie in Gesellschaft ihrer Artgenossen bleiben, da die Isolierung für ein krankes Tier eine zusätzliche Belastung darstellt und für die Genesung nicht von Vorteil ist. Eine Ausnahme sind frisch operierte Ratten, die, je nach Schwere des Eingriffs, ein oder mehrere Tage besser allein untergebracht werden sollten, damit ausreichend Ruhe zur Erholung gewährleistet ist. Manchmal ist zudem Rotlichtbestrahlung oder sonstige Wärmezufuhr nötig.

Dies trifft nicht zu für frisch operierte Ratten, die sich in der Aufwach- bzw. ersten Erholungsphase befinden, oder besonders schwache Tiere,die je nach Schwere des Eingriffs ein oder mehrere Tage einzeln untergebracht werden sollten, damit ausreichend Ruhe zur Erholung gewährleistet ist. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich ein Artgenosse auf das noch in der Narkose befindliche und/oder geschwächte Tier legt, wobei die Gefahr des Erstickens besteht, oder das kranke Tier zu sehr belästigen.

Manchmal ist zudem Rotlichtbestrahlung oder sonstige Wärmezufuhr nötig.

Zahnpflege

ist nur bei Zahnfehlstellung nötig

Achtung!:

Auch wenn keine Zahnfehlstellung vorliegt, müssen (nicht nur bei kranken Ratten) die Zähne regelmäßig kontrolliert werden, da durch die verminderte Nahrungsaufnahme und vor allem dadurch, dass erkrankte Tiere nicht mehr in der Lage sind, ihre Zähne selbst "kurz" zu halten, diese zu lang werden können. Meist wachsen die unteren Schneidezähne unkontrolliert lange und können sich dadurch in den Oberkiefer "bohren", wodurch es zu Verletzungen und Problem bei der Nahrungsaufnahme (auch bei weicher Kost!) kommen kann. Der Tierarzt ist im Zweifelsfalle zu Rate zu ziehen, um die Zähne bei Bedarf zu kürzen.

Krallenpflege

Schneiden der Krallen ist meist nicht nötig, es sei denn, eine Kralle ist eingerissen. Dann bitte sehr vorsichtig vorgehen, denn die Blutgefäße wachsen mitunter bis weit nach vorne und eine Blutung lässt sich oft nur schlecht stillen (Clauden-Watte auf die blutende Kralle drücken, oder ein kaltes feuchtes Tuch). Ein Nagelclipser oder eine kleine Nagelschere tun hier gute Dienste.

Wenn es unvermeidbar ist, Krallen zu schneiden, dann ist es empfehlenswert, dass eine Person die Ratte mit einer Hand fixiert und mit der anderen zwischen zwei Fingern deren Fuss festhält, die andere Person kann dann die Krallen mittels feiner Nagelschere oder Clipser kürzen. Es genügt, wenn nur die feine, scharfe Spitze der Kralle abgeschnitten wird, die Gefahr, dass es blutet, ist dann weitaus geringer. Aber Vorsicht! Meist versucht die Ratte gerade dann ihren Fuss zurückzuziehen oder zuckt, wenn man dabei ist zu schneiden. So kann es leicht zu bösen Verletzungen kommen. Bei sehr ängstlichen Ratten würde ich nur im Notfall Krallen schneiden, denn ein scheues und vor allem bereits erkranktes Tier leidet sehr unter Stress bei dieser Art Handling.

Bei teilweise bis gänzlich gelähmten Ratten ist ein Kürzen der Krallen ohnehin nicht notwendig, da ihr die Hinterbeine den Dienst versagen und sie sich weder kratzen, folglich auch mit möglicherweise (zu) spitzen Krallen nicht mehr verletzen kann.

Es muss jedoch darauf geachtet werden, dass die Krallen gekürzt werden, damit sie nicht einwachsen!

Ohrpflege

Da Ratten oft aufgrund ihrer Erkrankung die Körperpflege vernachlässigen (körperliche Schwäche und dergleichen), ist es wichtig, die Ohren regelmäßig zu überprüfen. Auch wenn die äußere Ohrmuschel sauber ist, kann sich Sekret im Inneren des Ohres bilden und so zu einer unangenehmen Entzündung führen. Diese macht sich z. B. durch unangenehmen Geruch aus dem Ohr bemerkbar, so dass der Rattenhalter dies auch daran erkennen kann.

Das Ohr sollte vorsichtig gereinigt werden. Sinnvoll ist es, wenn eine Person die Ratte fixiert, die andere das Ohr von Sekret befreit. Dazu umwickelt man mit etwas Watte ein Steichholz (vorher den Zündkopf entfernen), taucht es in Reinigungsflüssigkeit (beim Tierarzt oder im Zoogeschäft erhältlich), es kann auch ein klein wenig Babyöl verwendet werden (z. B. Penaten), und reinigt damit vorsichtig das Ohr. Bei jedem erneuten Mal immer frische Watte verwenden! Geeignet sind auch Wattestäbchen, wenngleich der Reinigungskopf fuer viele Rattenohren etwas zu "dick" ist und man so nicht ausreichend tief in das Ohr gelangt. Wer sich dies nicht selbst zutraut, sollte einen Tierarzt zu Rate ziehen und sich zeigen lassen, wie man am besten vorgeht, damit das Innenohr nicht verletzt wird. Bei Bedarf können vom Tierarzt auch gleich Ohrtropfen eingebracht werden. Neben der Ohrpflege sollten Ratten, die z. B. durch eine Erkrankung taub geworden sind (gewisse Qualzüchtungen können bereits taub geboren werden), sollten besonders sensibel behandelt werden (sh. Handling blinde Ratten).

Wenn die Ratte blind (geworden) ist

Ratten können mitunter auf einem oder auch auf beiden Augen erblinden. Sie finden sich in ihrer gewohnten Umgebung jedoch sehr gut zurecht, da sie die Einrichtung ihres Käfigs sehr genau kennen. Zwar sollte ein einmal eingerichteter Käfig ohnehin nicht verändert werden, aber bei blinden Tieren ist dies besonders wichtig, damit es nicht zu Unfällen kommt, wenn z. B. plötzlich eine Leiter an einem anderen Ort angebracht wurde, oder die Hängematte in einer anderen Ecke das Käfigs hängt. Eine "besondere" Pflege brauchen blinde Ratten nicht, denn sie betreiben nach wie vor Körperpflege selbst, es sei denn, sie leiden noch an anderen Krankheiten, die sie in ihrer Bewegung einschränken.

Der Rattenhalter sollte jedoch bei blinden Ratten beachten, dass diese immer angesprochen werden sollten, bevor ihr Mensch sich nähert, bzw. sie hochhebt, damit sie nicht unnötig erschrecken, da sie ihn ja nicht kommen sehen. Auch Geruchskontakt, z. B. mit der ihr vertrauten Hand des Pflegers ist von Vorteil. Bei der Integration von neuen Ratten ist besonders viel Umsicht nötig, da blinde Ratten mitunter unsicher sind und dadurch agressiv reagieren können (sh. auch Augenerkrankungen).

Nach der Operation

Wie im Kapitel Operation schon angeschnitten, sollten frisch operierte Ratten auf sauberen Tüchern 2-3 Tage, je nach Schwere der Operation bis zu einer Woche, getrennt von den anderen Ratten gehalten werden. Optimal für die Unterbringung ist eine mittelgroße Transportbox oder ein größerer Hamsterkäfig. Die Ausstattung sollte sich beschränken auf eine Wasserflasche und einen Futternapf. Wurde die Ratte mittels Inhalationsnarkose narkotisiert, ist sie meist 15 bis 20 Minuten nach der Operation bereits wieder wach. Bei Injektionsnarkose kann die Aufwachphase einige Stunden dauern. Während der Aufwachphase ist dringend darauf zu achten, dass die Ratte richtig gelagert ist, damit ihre Atemwege frei sind.

Nach dem vollständigen Erwachen kann der Ratte Trinkwasser angeboten werden und zunächst leichte Kost, wie Babybrei (sh. Kapitel 1.), etwas Banane, Apfel, Salatgurke, Karotte. Am zweiten Tag kann der Ratte zusätzlich die gewohnte Kost gereicht werden (Trockenfuttermischung). Wenn die Wunde ordentlich genäht ist (sh. Kapitel Operation), manipuliert die Ratte nicht an der Naht. Sollte sich die Ratte dennoch selbst einen oder mehrere Fäden entfernen, kann der Tierarzt die Wunde klammern. Gegen den ersten Wundschmerz sollte der Tierarzt bereits ein Schmerzmittel verabreicht haben.

Eine direkte Wundversorung sollte nicht ohne Rücksprache mit dem Tierarzt vorgenommen werden. Das heißt, der Rattenhalter sollte nicht "irgendeine" Salbe oder Puder auftragen. Meist ist dies gar nicht nötig, da Ratten durch den schnellen Stoffwechsel eine relativ schnelle Wundheilung haben. Der Rattenhalter sollte jedoch darauf achten, dass sich die Operationswunde nicht entzündet, erste Anzeichen: die Wunde fühlt sich heiss an, veränderte Wundränder, Rötungen im Bereich der Narbe. Hat sich die Operationswunde entzündet, sollte der Tierarzt aufgesucht werden.

Medizin verabreichen - wie?