Unterbringung - So leben meine Ratten
Immer wieder werde ich gefragt, wie denn meine Ratten leben.
Für mich ist in erster Linie wichtig, dass sich die Ratten in ihrer Umgebung wohlfühlen und es ist von primärer Bedeutung, dass der gesamte Bereich den natürlichen Bedürfnissen weitgehend gerecht wird.
Diese bausatzartigen Käfigmudule mag ich persönlich weniger. Sie wirken steril und unwohnlich.
Letztendlich muss aber jeder für sich entscheiden, ob und wo er meint, dass seine Tiere am besten aufgehoben sind.
Einige wichtige Aspekte sollten aber immer berücksichtigt werden (Größe,Einrichtung, Standort, usw.)
Wer nicht die Möglichkeit hat, seinen Ratten ein eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen, dem würde ich gerne empfehlen, einen Käfig/Voliere unbedingt im oder in unmittelbare Nähe des Wohnbereiches (z.B. im Wohnzimmer) aufzustellen, damit die Ratten so viel wie möglich Kontakt zu ihren Menschen haben.
Inzwischen gibt es viele verschiedene Volieren, Käfigausführungen oder Käfigbausysteme, auf die Rattenhalter zurückgreifen können. Geeignet sind u.a. auch große Vogelfreiflugvolieren, Chinchillakäfige, Streifenhörnchenkäfige oder viele im Handel inzwischen erhältliche Rattenkäfige/Volieren, bzw. Fertigbaumodelle von Uni Dom. Wer einen Schrank umbauen möchte sollte unbedingt darauf achten, dass dieser eine ausreichende Tiefe besitzt!
(sh. dazu auch Käfig?Aquarium?Terrarium?)
Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich meinen Ratten zwei Zimmer zur Verfügung stellen kann.
In einem Raum befindet sich die "Hauptwohnanlage".
Das andere ("Ratten)Zimmer" ist eingerichtet mit einem Sofa, einem Zweisitzer und einem Tisch.
In mehreren Schlafbecken/Käfigen, die sich ebenfalls im Rattenzimmer befinden, sind meine Ratten nur während der Nacht untergebracht. Tagsüber, ab 5.00 Uhr morgens halten sich die Tiere in der Wohnanlage auf, wo sie sich frei bewegen können.
Der Fußboden ist tabu, da die Ratten genügend Platz zur Verfügung haben, sich ausreichend Bewegung zu verschaffen.
In der Hauptwohnanlage befinden sich mehrere verschieden große Aquarien
Die Aquarien stehen an zwei gegenüberliegenden Wänden und sind IMMER OFFEN! An beiden Wänden sind in einigem Abstand übereinander mehrere Laufbretter angebracht. Von einer Wand zur anderen führt ein Verbindungsbrett, so dass die Ratten die gesamte Anlage (rechte und linke Seite) nutzen können. Alle Laufbretter sind mit Leitern/Rampen verbunden, auch der Zugang zu den immer offenen verschiedenen Aquarien ist gewährleistet, ebenfalls mittels Leitern oder Rampen.
In den großen Aquarien steht je ein großes offenes Wassergefäß, in den kleinen ist jeweils eine Trinkflasche befestigt.Im Außenbereich befindet sich auch noch ein große "Badewanne". Alle Wassergefäße werden 2 x täglich mit frischem Wasser gefüllt.
In allen Aquarien befindet sich als Einstreu eine mindestens 5-8 cm hohe Schicht grobe Hobelspäne, die ich direkt vom Sägewerk/Holzverarbeiter beziehe. Diese Weichholzeinstreu wird aus frisch geschlagenem Holz gewonnen und enthält keinerlei "Giftstoffe".
Alle Laufbretter und Rampen sind mit Velourteppichboden beklebt, so finden die Rattenfüßchen festen Halt und der Untergrund ist warm und weich!. In gewissen Abständen werden die Teppiche erneuert. Teppichbodenreste gibt es günstig in jedem Teppichladen.
Im "Wohnbereich" befinden sich u.a. Meerschweinchenhäuser aus Kunststoff und mehrere "umgerüstete" Kunststoffkanister (aus PE, daher ungiftig). Neben den Häusern können meine Ratten zusätzlich Papprollen und Kartons zum Verstecken und Spielen nutzen . Alle Häuser sind mit weichem WC-Papier und/oder Küchentüchern ausgepolstert, das je nach Verschmutzung täglich gewechselt wird. Zum Auspolstern der Schlafplätzer verwende ich zusätzlich aus Tageszeitung geschreddertes Papier ( günstige Aktenvernichter sind überall zu beziehen). Auf Heu und Stroh als "Nistmaterial" verzichte ich, es besteht die Gefahr, dass damit Parasiten (Milben, Flöhe) eingeschleppt werden, auch wenn es verpackt aus dem Zooladen kommt.
Zwei große "umfunktionierte" Schubladen, die gefüllt sind mit Zeitungsschredder ergänzen die Einrichtung.
Früher habe ich diese Behälter mit Erde gefüllt. Damit die Ratten jedoch graben können, muss eine größere Menge eingefüllt werden. Nachdem die Tiere aber diese Erde auch als Klo benutzt haben, wäre es aus hygienischen Gründen notwendig, die Erde mindestens alle zwei Tage auszutauschen, was sich mit der Zeit als extrem aufwändig herausstellte. Jetzt fülle ich die Behälter ausschließlich mit Zeitungsschredder. Die die Reinigung ist einfacher und kostengünstiger und den Ratten macht es genauso viel Spaß, in Zeitungen zu wühlen. Sie haben ja außerdem noch in allen Aquarien eine dicke Schicht Einstreu, um ihre Grabtätigkeit zu befriedigen.
Immer wieder fragen mich besorgte Rattenhalter, ob die Druckerschwärze nicht giftig sei? Nein, die Druckfarben, die seit vielen Jahren Verwendung finden, sind giftfrei, also keine Angst: Tageszeitungen eignen sich sehr gut, weil sie sehr saugfähig und zudem weich und warm sind. Glanzpapier von Illustrierten ist nicht empfehlenswert.
Und hier noch in eigener Sache einige Antworten auf Fragen zu meiner Rattenhaltung:
Seit dem Erscheinen meines Buches "Das ANDERE Rattenbuch" wurde in verschiedenen Vereinen, Rattenforen und dergleichen kontrovers über meine Rattenhaltung diskutiert, obwohl seit Jahren in meiner HP beschrieben ist, wo und wie meine Ratten leben.
Etwas "Schlimmes" (spekulativ so definiert von Usern des Rattenforums) konnte bislang keiner der vielen Rattenfreunde und -halter, die uns besucht haben (neben anderen waren das Mitglieder vom Berliner Rattenverein und vom VdRD), daran finden. Im Gegenteil, jeder, der bisher meine Rattenhaltung vor Ort gesehen hat, würde eigenen Angaben zufolge seinen Ratten ähnlich viel Platz und Freiraum anbieten, wenn er die Möglichkeit hätte.
Kein Tier (so weitere spekulativen Befürchtungen im Rattenforum!) hat sich jemals in der Wohnanlage verletzt!
Meine Ratten können frei entscheiden, wann sie sich in welchem Bereich der Anlage aufhalten wollen. Deutlich weise ich immer wieder darauf hin, dass KEIN Aquarium verschlossen ist!
Durch die zur Hälfte längsseitig abgedeckten Aquarien bieten sich im Außenbereich zusätzliche Lauf- und Liegeflächen. Es gibt auch keinerlei Belastung (dies wiederum ebenfalls eine im Rattenforum geäußerte Vermutung!) durch "Ammoniakdünste" (meine Anlage wird täglich gereinigt) . Ammoniak entsteht im übrigen auch in Käfigen, wenn die Hygiene vernachlässigt wird!
Sollte jemand in seiner eigenen Rattenhaltung den Geruch von Ammoniak wahrnehmen, dann empfehle ich dringend die eigene Rattenhaltung nachhaltig zu überdenken!
Da man im Rattenforum zu glauben scheint, unser Haus hätte keine Fenster, sei mir noch der Hinweis gestattet, dass sich im Rattenzimmer zwei große Exemplare davon befinden, durch die, außer frischer Luft, selbstverständlich auch Sonnenlicht in den Raum gelangt (obwohl Ratten, wie irrtümlich weitläufig angenommen wird, zur Gesunderhaltung KEIN Sonnenlicht benötigen; weit wichtiger ist ein regelmäßiger Tages- und Nachtrhythmus, der durchaus auch mit Kunstlicht erzeugt werden kann!)
Im Sommer läuft bei Hitze zusätzlich ein Ventilator, es stehen große Badebecken zur Verfügung und ein kleiner offener Springbrunnen sorgt zu jeder Jahreszeit dafür, dass die Luft nicht zu trocken wird.
Meine Ratten leben NICHT in geschlossenen Aquarien! Sie können sich frei bewegen!
Meine Anlage ist von weit über zweihundert Ratten 25 Jahre lang praktisch erprobt und wurde von mir zudem weitgehend "behindertengerecht" gestaltet. Hätte sich jemals auch nur eine Ratte verletzt, würde ich meine Tiere dort niemals unterbringen!!
Im Rattenforum fand man es "seltsam", dass für meine Ratten der Boden tabu ist, man würde gerne wissen, warum das so ist und wie das denn überhaupt funktioniert, dass (meine) Ratten nicht hinunterspringen.
Nun, was ist daran seltsam, wenn Tiere sich in einem (ihrem) Umfeld wohlfühlen, das ihnen den ganzen Tag und die halbe Nacht auseichend Platz bietet zum Rennen, Laufen, Klettern, springen, schlafen, für allerlei Aktivitäten und soziale Kontakte zu Rudelmitgliedern, keinerlei Bedürfnis verspüren, dieses Areal zu verlassen und auf den Boden zu springen???
Das WARUM erklärt sich einerseits aus dem Platzangebot, als auch daraus, dass den Tieren in ihrer Wohnanlage keinerlei Gefahr droht, zum anderen finden sie alles, was sie zum Leben brauchen, von der Nahrung über Beschäftigungsmaterial bis hin zu Artgenossen, mit denen sie harmonisch im Rudel leben. Warum also sollten meine Ratten auf den Fußboden springen? Der Abstand vom Sofa im Rattenzimmer auf den Fußboden zum Beispiel beträgt nur wenige Zentimeter. Sie könnten also problemlos nach unten gelangen - tun es aber nicht!
Und- Rattenforum aufgepasst: Die Tiere hindert kein Stacheldraht oder sonstige irgendwelcher krankhafter Fantasie entsprungene Barrieretechnik und sie bekommen auch keine Elektroschocks :-)
Meine Tiere haben in ihrer Wohnanlage ausreichend Platz und können fast rund um die Uhr frei entscheiden, _ ob_ und _ wann _ sie welcher Beschäftigung nachgehen möchten. Das Raumangebot reicht aus, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Völlig unverständlich scheint für viele Rattenhalter die Tatsache, dass meine Tiere in kleinen Gruppen (2er und 3er) eine kurze Nachtruhe (von 23.00 Uhr bis 5.00 morgens) verbringen. Schwerstkranke Tiere sind mitunter kurzzeitig auch einzeln untergebracht (sh oben im Text). Es werden Befürchtungen laut, dass doch die Aktivität in der Nacht am größten sei.
Ratten gehören zu den dämmerungs- bzw. nachtaktiven Tieren, das heißt, sie sind in den Dunkelphasen aktiver als in den Hellphasen. Bei einem regelmäßigen Tages- und Nachtrhythmus zeigen die Tiere dabei einen konstanten Schlaf-Wachrhythmus und schlafen in der Regel in den ersten 3 Stunden während der Hellphase am meisten und am wenigsten während der ersten drei Stunden in der Dunkelphase.
Für meine Ratten, die einen geregelten Tages- und Nachtablauf gewöhnt sind, bedeutet dies nichts anderes, als dass sie in genau dieser Zeit weder in einem Käfig noch in einem anderem Behältnis eingeschlossen sind und sich ihrer Natur gemäß in ihrer Hauptaktivitätszeit frei bewegen können, da sie nur in der Zeit zwischen 23.00 Uhr und 5.00 Uhr in ihrem Nachtlager untergebracht sind. Zu berücksichtigen ist zudem, dass neben Unterschieden zwischen einzelnen Rattenstämmen die allgemeine Aktivität von Ratten ganz klar altersabhängig ist und im Alter von 6 Monaten bis 18 Monaten bedeutsam abnimmt. Außerdem zeigten Tests, dass einjährige Ratten im Vergleich zu dreimonatigen in der Dunkelphase weniger aktiv waren, während zwei- bis dreijährige Ratten im Vergleich dazu in der Hellphase eine höhere Aktivität zeigten.
Neu hinzukommende Ratten (meist sind das immer zusammen zwischen 2 bis 6 Tiere) werden nicht getrennt und bleiben selbstverständlich zusammen - und zwar Tag und Nacht! Erst später, wenn sie sich völlig eingelebt haben, werden auch sie nur für kurze Zeit in der Nacht in kleinen Gruppen (2-er, 3-er, oder auch mal 4-er Gruppen) untergebracht. Dann hat sich auch herausgestellt, wer mit wem besonders harmoniert, ein weiteres Kriterium für die Auswahl der kleinen "Nachtgruppen".
Die erwähnten Gruppierungen werden dann praktischerweise auch meist später in dieser Konstellation für die Unterbringung in der Nacht eingehalten, so dass die Tiere keinerlei "Belastung" dabei empfinden, da sie ja von Anfang an in dieser Gemeinschaft zusammen waren. Sollten sich später verschiedene Tiere zueinander hingezogen fühlen, wird dies bei der Unterbringung der kleinen Gruppen ebenfalls berücksichtigt! Bei Neuzugängen läuft das Ganze wieder genauso ab.
Da meine Ratten in einem gemischten Rudel leben (Weibchen und Kastraten) und ich in der Regel oft gleichzeitig männliche und weibliche Tiere aufnehme, ist eine spätere, kurzzeitige Trennung (Kastrationspause) sowieso notwendig.
Die Männchen werden bei Eintritt der Geschlechtsreife bis nach der Kastration getrennt von den Weibchen untergebracht, damit es nicht zu ungewollter Vermehrung kommt.
Da ich meist 2-3 Männchen und parallel dazu ebenso viele Weibchen aufnehme, gibt es also hier wiederum im eigentlichen Sinn keine kurzzeitige "Trennung", die nicht vertretbar wäre und die jeder andere Rattenhalter mit großer Wahrscheinlichkeit ebenso handhabt, handhaben muss, sofern er nicht mit verantwortlich an der ohnehin endlosen Rattenflut sein möchte, oder sich für die Haltung nur eines Geschlechtes entscheidet (von einerspäteren Haltung beider Geschlechter in getrennten Käfigen - sofern sie nicht in zwei voneinander getrennten Räumen möglich ist - würde ich wegen der psychischen Belastung der Tiere unbedingt abraten).
Erwähnen möchte ich noch, dass kleinere Becken, wie oben bereits angeführt, nur für die kurzzeitige Unterbringung schwerst kranker Tiere bereit stehen,bzw genutzt werden, zum Beispiel um zu gewährleisten, dass angebotene Medizin, oder auch Babybrei nur von dieser Ratte aufgenommen wird.Über einen mehr oder minder _längeren _ Zeitraum nur in sehr seltenen Fällen, nämlich dann, wenn eine Ratte bereits so schwer krank ist, dass sie nur noch schläft und absolut inaktiv ist, bzw sich in einer Art "Dämmerzustand" befindet.
Diese kleinen Behältnisse sind gut geeignet, sie werden mit weichen Tüchern ausgelegt und ermöglichen durch den Ganzgitterdeckel von oben leichten Zugriff auf das kranke Tier. Ich verwende außerdem noch einen Krankenkäfig (Joker), der sich sehr gut für kranke oder frisch operierte Tiere eignet.
Gesunde Tiere werden in der Nacht für wenige Stunden nur in Käfigen, bzw. Aquarien/Terrarien ab 80 cm in 2er-Gruppen , ab 100 cm mitunter auch in 3-er Gruppen untergebracht.