Wieviele Ratten?
Wieviele Ratten soll und kann ich pflegen?
Es ist hinlänglich bekannt, dass Ratten niemals einzeln gehalten werden sollten, sofern ein Tier nicht an einer ansteckenden Krankheit leidet, die vorübergehend eine Einzelunterbringung erforderlich macht. Es mag vereinzelt auch verhaltensgestörte Individuen geben, die nicht mehr in eine Gruppe einzugliedern sind. Es sollten jedoch Ausnahmen bleiben, wenn Ratten nicht mit ihresgleichen gehalten werden.
Wir wissen alle, dass Ratten Rudeltiere sind, die im sozialen Gruppenverband leben und unbedingt den Kontakt zu Artgenossen brauchen, den der Mensch ihnen auch nicht mit viel Zuwendung ersetzen kann.
Wer glaubt, mit der Haltung von zwei Ratten überfordert zu sein, oder meint, es genügt, wenn Kinder oder er selbst sich hin und wieder mit einem Einzeltier beschäftigen, der sollte sich vielleicht lieber für ein anderes Heimtier entscheiden.
Grundsätzlich ist es so, dass Ratten, die in einem kleinen gemischten Rudel leben, im allgemeinen weniger aggressiv, im Wesen ausgeglichener und weniger krankheitsanfällig sind. Bei Heimtieren unter Haltungsbedingungen, wie wir sie bei domestizierten Ratten wiederfinden, wird die Kastration der männlichen Tiere empfohlen. Verhaltensforscher raten dazu, Ratten nicht getrennt nach Geschlechtern zu halten. Da die Tiere bei dieser Form der Haltung meist Sicht- und/oder Geruchskontakt haben, kommt es zu sozialem Dauerstress, der selbst zu organischen Erkrankungen führen kann (über Herz-Kreislaufsystem und herabgesetzte Immunabwehr). Diese Art der Haltung ist ausserdem nur wenig artgerecht.
Wer begrenzt Platz zur Verfügung hat, sollte sich dennoch zur Haltung von mindestens drei Ratten entschließen. Drei Ratten deshalb, weil im Todesfall eines Tieres keines der anderen allein bleiben muss. So hat der Pfleger genügend Zeit, sich wieder um Gesellschaft für die beiden übrigen Ratten zu bemühen. Aus diesem Grund ist die Haltung von nur zwei Ratten weniger empfehlenswert.
Für drei Tiere wird zu einem Käfig-Mindestmaß von 80 cm Breite, 40-50 cm Tiefe und 100 cm Höhe (besser größer!) geraten. Grundsätzlich kann ein Käfig niemals groß genug sein! Je mehr Platz zur Verfügung steht, desto weniger häufig kommt es zu Aggressionen, die sich sonst im beengten Käfig an Artgenossen entladen. Dass die Ratten täglich unter Aufsicht entsprechend Freilauf bekommen, sollte selbstverständlich sein.
Wer viel Zeit und Platz hat, muss nicht davor zurückschrecken, ein kleines Rattenrudel, das aus 10 bis 15 Tieren bestehen kann, zu pflegen. Ob sich die Rudelstärke vorübergehend und kurzfristig einmal erhöhen darf (evtl. Notfallaufnahmen), sollte im Einzelfall jeder für sich individuell überdenken und entscheiden.
Ich persönlich bin jedoch der Ansicht, dass die gehaltene Anzahl der Ratten ein gewisses "Maß" nicht überschreiten sollte. Ganz einfach deshalb, weil die Erfahrung zeigt, dass eine individuelle Betreuung einzelner Tiere dann nicht mehr gegeben ist. Dies gilt besonders dann, wenn Ratten erkranken, alt, schwach und behindert, oder Rattenbabys zu betreuen sind. Dabei würde ich als Maßstab eine Zahl von 25 Ratten als obere Grenze setzen!
Wer nicht berufstätig ist, also rund um die Uhr zu Hause sein kann, der mag es für sich vertreten können, auch mehr als 25 Tiere aufzunehmen. Rattenhalter jedoch, die ganztags beschäftigt sind, werden mir sicher beipflichten, dass es fast unmöglich ist, über einen längeren Zeitraum mehr als 20 Ratten optimal zu betreuen und zu versorgen, ohne dass es zu Abstrichen kommt, die sich ganz sicher negativ auf die Betreuung einzelner Tiere auswirken.
Gehen wir von einer Zahl von 20 Tieren aus und rechnen pro Tier und Tag nur für sozialen Kontakt Mensch/Ratte mindestens 5 Minuten, was keinesfalls vertretbar (weil zu wenig) wäre, so kommen wir bereits auf einen Zeitaufwand von einer Stunde und 40 Minuten. Wenn wir dazu einen Mindestaufwand zum Reinigen des/der Käfigs/Käfige, Füttern und dergleichen von max. 30 Minuten rechnen, womit kaum auszukommen ist, dann sind wir bereits bei einem Aufwand von über 2 Stunden angelangt. Berufstätige, die häufig erst nach 17.00 oder gar noch später nach Hause kommen, haben verständlicherweise neben ihrer Heimtierhaltung auch noch andere Aufgaben zu erfüllen und sind so oft überfordert. Die Tiere bleiben meist auf der Strecke!
Tierhaltung bedeutet eine Verpflichtung übernehmen, Verantwortung für die, die sobald wir sie aufnehmen, auf uns angewiesen sind. Es soll ja kein Wettstreit stattfinden, wer hat die meisten Ratten, schließlich sind unsere Pelznasen alles kleine Persönlichkeiten, mit ganz individuellen Charakteren. Auch wenn wir Rudelhaltung praktizieren, so suchen doch alle Ratten mehr oder weniger trotzdem den Kontakt zu ihrem Menschen.
Wir sollten im Gegenzug auch nicht damit argumentieren, die Ratten haben ja untereinander Kontakt und brauchen uns nicht. Auch das ist nicht korrekt, schließlich sind ja domestizierte Ratten keine Wildtiere, sondern Heimtiere, die auf unsere Pflege, Fürsorge und Zuwendung angewiesen sind.
Deshalb bitte vorher immer gut überlegen, wieviel Zeit man hat oder in die Rattenhaltung investieren möchte, bevor es soweit kommt, dass aus dem Vergnügen eine Belastung wird und am Ende die Ratten darunter leiden müssen!