Bakterien und Ektoparasiten bei der Ratte
Bakterien
Wir finden überall in der Umgebung von Tieren Bakterien. Viele bakterielle Krankheitserreger sind auf eine Tierart beschränkt, manche jedoch können jedoch auch Infektionen bei verschiedenen Tierarten, sowie beim Menschen auslösen. Bei Erkrankungen, die durch Bakterien ausgelöst werden, setzt man üblicherweise verschiedene Antibiotika ein. Leider treten immer häufiger Probleme durch Resistenzen der Krankheitserreger auf.
Hier einige Erreger, die bei Ratten vorkommen können:
Bordetella bronchiseptica, Corynebacterium kutscheri, Klebsiella pneumoniae/oxytoca, Mycoplasma, Pasteurelle pneumotropica, Streptococcus, Staphylococcus, Yersina pseudotuberculosis.
Erkrankt eine Ratte, ist es sinnvoll, eine bakteriologische Untersuchung durchzuführen, damit eine gezieltere Behandlung vorgenommen werden kann.
Eine bakterielle Infektion als Ursache von Abszessen ist bei Ratten gar nicht selten. Es gibt die Möglichkeit, falls Abszesse verdächtig oft auftreten, eine kleine Menge des Eiters aus dem Abszess untersuchen zu lassen. Auf diese Weise kann dann gezielt gegen einen eventuell vorhandenen Erreger vorgegangen werden.
Pseudomonas
Ein Rattenhalter schrieb mir, dass bei seinen Tieren nach einem Nasen- und Rachenabstrich Pseudomonas sp. diagnostiziert wurde.
Pseudomonas ist eine bakterielle Erkrankung und führt nur bei Tieren mit stark geschwächtem Immunsystem zu Krankheiten (In der Versuchstierforschung klassisch nach radioaktiver Bestrahlung in sehr hohen Dosen, was bei Haustieren natürlich nicht vorkommt).
In der Regel verursacht Pseudomonas (z.B. Ps. aeruginosa) alleine keine Krankheitssymptome. Er ist ein typischer Opportunist, der massive Schwächen im Immunsystem ausnutzt oder aber andere Hilfsfaktoren (z. B. hohe Luftfeuchte, Temperatur oder Ammoniakkonzentration, weitere Erreger) zur Unterstützung braucht. Der Keim ist normalerweise nur mit wenigen Antibiotika zu beeinflussen. Diese Bakterien sind in der Umwelt weit verbreitet und fühlen sich überall dort wohl, wo es genügend Feuchtigkeit gibt. Die Hygieniker bezeichnen ihn als "Nass- oder Pfützenkeim". Sie können übrigens auch bei Menschen ganz massive Probleme bis hin zu Todesfällen verursachen, wenn entsprechende Schwächungen im Immunsystem oder massive andere Leiden vorliegen.
Wird der Erreger bei einer Ratte nachgewiesen und die Behandlung auf diesen Keim ausgerichtet, kann es durchaus sein, dass die Therapie nicht erfolgreich ist, weil meist noch weitere Erreger beteiligt sind. Selbst wenn das Antibiotikum gegen Pseudomonas wirkt, kann es unwirksam gegen andere beteiligte Erreger sein.
Pseudomonas kann gelegentlich auch durch schweren Stress ausgelöst werden. In diesen Fällen sollte man die Haltungsbedingungen verbessern. Eine Impfung ist nicht nötig, bzw. kaum wirksam, da häufig weitere Erreger beteiligt sind.
Übertragung von Bakterien durch Parasiten:
Ektoparasiten, also solche, die am oder auf dem Körper eines Wirtes schmarotzen, können zu einem echten Problem für das befallene Tier werden, wenn sich die Plagegeister stark vermehren. Außerdem können manche von ihnen auch auf den Menschen übergehen. Die wichtigsten von ihnen, bzw. die am häufigsten auftretenden, zeigen nachstehende Abbildungen.
Flöhe sind bei Ratten eher selten
anzutreffen. Sie sind nicht sehr wirtsspezifisch, saugen mehrmals am Tag
Blut, um danach den Wirt meist wieder zu verlassen und sich in dessen Lager
sowie der Umgebung aufzuhalten.
Nagerflöhe sind zwischen 4-6 mm groß. Bezüglich Blutsaugen sind die Flöhe zwar nicht wirtsspezifisch, aber die Entwicklung verläuft am besten bei Aufnahme vom Blut des jeweiligen Hauptwirtes. Flöhe paaren sich auf dem Wirtstier. Danach legt das Weibchen seine Eier auf dem Boden, vorzugssweise zwischen Ritzen und Fugen ab. Ein erwachsener Floh kann 1 bis 1 1/2 Jahre alt werden. |
Mechanisch
sollen Flöhe nahezu alle Erreger im Blut (Viren, Bakterien) übertragen
können. Der europäische Rattenfloh ist bis 2 mm lang und heißt
Nosophyllus fasciatus. Der Befall von Flöhen erfolgt durch Körperkontakt.
Flöhe können sehr hoch und weit springen. Die Puppe eines Flohs
kann bis zu 3 Jahre lang im Ruhezustand abwarten.Die Flöhe schlüpfen
dann auf Erschütterungsreiz meist nach 3 Wochen. Ihre Stiche führen
zu Juckreiz und rufen auch lokale Hautreaktionen hervor. Bei einem Massenbefall
können sich Ekzeme in der Haut bilden, es kommt zu Blutmangel und
Abmagerung.
Flöhe können durch Stroh eingeschleppt werden, jedoch können
auch Katzen und Hunde Flöhe mit nach Hause bringen, so dass Katzen und Hunden zur Vorbeugung
ein Flohhalsband angelegt werden sollte. Wenn die ungebetenen Gäste
bereits im Haus sind, können die Ratten auch gegen diese Schmarotzer
mit Kadox-Emulsion behandelt werden.
Die meisten Parasiten sind wirtsgebunden,
können sich jedoch auch einmal auf den Menschen verirren. Durch Sekrete
und Eiweiß im Speichel dieser Parasiten können stark unterschiedliche,
allergische Reaktionen beim Menschen auftreten, daher sollte man die Bekämpfung
ernst nehmen und vor allem auch die Umgebung der Tiere nicht vergessen!
Es gibt verschiedene Arten von Milben, wie z. B. Grab- Nage- und Saugmilben. Nagemilben ernähren sich von Hautschuppen, Demotexmilben, eine Übergangsform zwischen Nage- und Grabmilben, ernähren sich vom Talg in den Haarbälgen ihrer Wirte, wo sie auch leben, und Saugmilben von Blut. |
Durch die Zerstörung des Haarbalges und der Haarzwiebel kommt es zu
Haarausfall. Der Befall erfolgt durch Körperkontakt nur bei Jungtieren. Der
Lebenszyklus beträgt zwar nur 3 Wochen, aber durch die ständige
Vermehrung können die Parasiten lebenslang auf dem Wirt nachweisbar
sein. Einige der häufigsten Milben bei Nagern sind Psoroptes cuniculi,
Notoedres cuniculi, N.muris (Räude-Milben) oder Cheyletiella parasitivorax,
Myocoptes musculinus, Ornithonyssus (Raubmilben).
Bei einem Befall mit Räude-Milben (z. B. der Ohrräudemilbe), der
meist durch starken Juckreiz gekennzeichnet ist, zeigen sich an den Ohren
Knötchen- und Krustenbildungen (sogenannte Blumenkohlohren) und es
kann zur Verhornung der Haut kommen. Weitere Symptome sind Haarausfall
und Kopfschiefhaltung. Bei sehr starkem Befall kann es bei der Ohrräude
auch zu Bewegungsstörungen und Apathie mit Todesfolge kommen.
Grabmilben sind nur durch ein Hautgeschabsel sicher nachzuweisen. Sie können
im juvenilen Stadium durch Körperkontakt übertragen werden. Bevor
die Ratte mit einem Kontaktinsektizid behandelt wird, sollten die erkrankten
Hautstellen wie beispielsweise die Ohren von Krusten befreit werden (z.B.
mit Rivanol). In die aufgekratzen Stellen können Bakterien eindringen,
so kommt es zu einer Sekundärinfektion, die oft nur schwer vollständig
heilbar ist. Aufgekratzte Stellen sollten eventuell vom Tierarzt antibiotisch
versorgt werden. Aber auch bei Befall von stationären Milben können
räudeartige Hautveränderungen auftreten.
Eine dieser Arten kann
auch den Menschen befallen und stark juckende Ekzeme verursachen. Bei
schwachem Befall sind die Symptome eher unauffällig. Ein Befall des
Menschen mit Räudeerregern der Haustiere ist zwar selten, aber dennoch
möglich. Bei einem Massenbefall mit Raubmilben (Ornithonyssus) kann
es zu Blutarmut (Anämie) und Gewichtsverlust kommen. Empfohlen wird
von vielen Tierärzten eine Behandlung mit Ivermectin (Ivomec) oder Dectomax, wobei
alle anderen Tiere, nicht nur die befallenen, mitbehandelt werden sollten.
Als von mir und vielen Rattenhaltern erprobtes Mittel gegen alle oben beschriebenen
Arten, auch gegen deren Eier, Puppen und Larven, haben wir das Präparat
Kadox (TM, Fa. Chassot) kennengelernt
(inzwischen leider außer Handel!). In der
Sprayform (Emulsion) angewandt, genügen 2 kurze Sprühstösse
auf den Körper der Ratte (die Augen abdecken!). Es wird dann mit den
Fingern im Fell verteilt. Danach darf man das Tier nicht trockenfönen,
da durch hohe Wärmeentwicklung die Toxizität des Mittels gesteigert
wird (Katzenhalter sollten ihren Katzen nach einer Behandlung mit Kadox
nicht erlauben, sich in die Sonne zu legen!). Die Behandlung wird nach
etwa 10 Tagen wiederholt. So verfahren, ist mit keinen Nebenwirkungen für
die Ratte zu rechnen. Nach der Behandlung und einer Wartezeit von einigen
Tagen kann man mit Kadox behandelte Neuankömmlinge bedenkenlos zu
den anderen Tieren setzen. Hat man erst einmal einen starken Befall irgendwelcher
Parasiten, hilft nur eine Generalreinigung des Käfigs oder der Wohnanlage.
Die Tiere werden wie oben aufgeführt behandelt, der Käfig mit
allem Zubehör gereinigt und mit Kadox eingesprüht. Alles Ersetzbare,
wie Einstreu und Zeitungen sollte weggeworfen werden.
Bei einem Befall mit Läusen unterscheiden wir zwischen blutsaugenden Arten (Anoplura) und Beißläusen (Mallophaga, z. B. Haarlinge). Haarlinge gehören zu den Beißläusen und ernähren sich von den Hautschuppen ihres Wirtes. Die Eier werden wie bei den Saugläusen an die Haare geklebt. Durch Knabbern im Fell können die verschiedenen Entwicklungsstadien auch im Kot angetroffen werden. Für die gesamte Larvenentwicklung werden nur 3-6 Wochen benötigt, so dass eine starke Ausbreitungsmöglichkeit besteht. Symptome sind starker Juckreiz, Unruhe, bei starkem Befall Ekzeme, Verkrustungen und Haarausfall. Haarlinge bewegen sich agil auf ihrem Wirt. Befall wie bei den Saugläusen durch Kontakt mit befallenen Tieren oder deren Lager. |
Saugläuse ( Anoplura) ernähren sich vom Blut ihres Wirtes und können bei starkem Befall Anämie verursachen. Bei sehr starkem Befall kommt es zu Juckreiz, Haarverlust, Verkrustungen, eventuell Sekundärinfektionen und bei Massenbefall tritt Anämie und Abmagerung hinzu. Die Nissen werden an den Haarschaft geklebt. Nach 4 bis 14 Tagen schlüpfen Nymphen, welche sich bereits wie adulte Läuse von Blut ernähren, danach folgen drei weitere Häutungen. Die Entwicklung von Läusen ist von der Temperatur abhängig und kann daher 2-4 Wochen dauern.
Tierläuse können zwar temporär von Menschenblut leben, verlassen aber den Wirt bei passender Gelegenheit. Offenbar ist in der Ernährung die Wirtsspezifität zu groß.
Stellt der Rattenhalter Befall mit Läusen fest und steht ein "Reservekäfig" zur Verfügung, können diese Parasiten "ausgehungert" werden. Läuse überleben nur einige Tage ohne Blutmahlzeit.
Das funktioniert jedoch nur bei den blutsaugenden Arten. Da sich Haarlinge von Hautschuppen und dergleichen ernähren, bleibt hier nur komplettes Ausräumen, Reinigen und Aussprühen des Käfigs und natürlich die Behandlung der Ratten.
Wenn die Ratten einige Tage nicht im Käfig untergebracht werden, erübrigt sich zumindest eine aufwändige Reinigung/Desinfektion des Rattenheimes. Die Ratten müssen selbstverständlich mit einem geeigneten Antiparasitikum behandelt werden.
Haarlinge lassen sich von Läusen durch ihre Körperform unterscheiden. Ihr Kopf ist im Vergleich zu Läusen breiter als der Körper. Beide Arten kleben ihre Nissen meist am Haarschaft fest, so dass der Körper bei starkem Befall aussehen kann, als wäre er mit vielen kleinen Perlen bestickt. Bei dunkelhaarigen Tieren ist das besser erkennbar als bei hellen.
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die meisten Ratten unabhängig von ihrer Herkunft von Parasiten befallen sind. Das trifft auf Tiere aus dem Zooladen genauso zu wie für solche aus Tierheimen oder aus privater Zucht/Haltung. Da Quarantänehaltung nur unzureichend, bzw. gar nicht eingehalten wird und sehr wenig Ratten rechtzeitig gegen Parasiten behandelt werden, haben diese Schmarotzer oft ein leichtes Spiel. Da ein (geringer) Befall nicht immer gleichzeitig mit (starkem) Juckreiz einhergeht, wird er vom Rattenhalter häufig nicht rechtzeitig bemerkt und die Parasiten können sich mehr oder minder rasch vermehren. Bei kranken Ratten vermehren sich Parasiten weitaus schneller als bei Tieren, die in guter körperlicher Verfassung sind. Auch bei jungen Ratten wird der Befall oft zu spät erkannt. Nach geraumer Zeit jedoch haben sich die Parasiten soweit vermehrt, dass erste Symptome auftreten, wie z. B. Juckreiz, kleine verkrustete Stellen, meist im Bereich Kopf, Hals Schulter und Schwanzwurzel, auch kahle Stellen können sich bilden. Der komplette Bestand ist dann bereits befallen und wie ich den Anfragen entnehmen kann, wundern sich viele, woher denn "plötzlich" ihre Ratten Parasiten haben könnten. Da diese Parasiten Zwischenwirte von Bandwürmern sein können (Eier und Larven werden von den Ratten beim Putzen aufgenommen,) sollten sie unbedingt bekämpft werden.
Haarausfall
kann auch bei Erkrankungen der Haut (z. B. Hautpilz, Flechte) auftreten.
Ich habe schon einige Fälle erlebt, wo Rattenhalter ganz entsetzt
waren, als sie feststellen mussten, dass ihre Tiere Parasiten
hatten. Vermutlich ist das Einschleppen solcher Schmarotzer schneller geschehen,
als man denkt. Deshalb ist es immer ratsam, sich vor dem Beschäftigen
mit seinen Ratten die Hände zu waschen, egal was man vorher gemacht
hat. Das ist umso wichtiger, wenn man sich an Orten aufgehalten hat, an dem auch (andere) Tiere gehalten werden, beispielsweise in Zooläden. Auch nach dem Besuch bei einem anderen Rattenhalter
sollte man sich vor dem Kontakt mit den eigenen Tieren immer die Hände waschen,
denn das Vorhandensein von Parasiten ist nirgendwo auszuschließen.
Ein Hinweis noch zum Thema Einschleppen von Parasiten mit Heu und Stroh.
Flöhe leben nur als ausgewachsene Insekten auf Tieren, um
Blutmahlzeiten aufzunehmen. Alle anderen Entwicklungsstadien (Eier und
Larven) befinden sich in der Umgebung und können unter Umständen auch mit
Einstreu eingeschleppt werden. Voraussetzung ist allerdings, dass dieses
Material mit Wirtstieren Kontakt hatte und nicht sterilisiert wurde.
Bei Milben können verschieden Arten als Parasiten auftreten. Obligate
Parasiten, die ihren ganzen Lebenszyklus auf Tieren verbringen müssen,
können kaum durch Einstreu eingeschleppt werden (z.B. Räudemilben). Hingegen
werden Milben, die meist frei in der Umgebung vorkommen und nur einzelne
Entwicklungsstadien parasitieren, häufig durch Einstreu eingeschleppt.
Haarlinge und Läuse sind obligate Parasiten und leben ständig auf
ihren Wirten. Sie zeigen zusätzlich noch eine enge Wirtspezifität. Das
heisst, sie fühlen sich nur auf einer bestimmten Tierart wohl; ein
Mäusehaarling wird also nie auf einer Ratte oder Hamster gefunden werden, und
umgekehrt. Diese Parasiten halten sich mit kräftigen Krallen an den Haaren
fest und Kleben ihre Eier (Nissen) auch an Haarschäfte. Ein zufälliges
Abfallen von den Wirten ist sehr unwahrscheinlich und diese Parasiten können
auch nur kurz in der Umgebung überleben. Für eine Übertragung sind meist
enge Tierkontakte notwendig. Mit Fellpflegeutensilien (Kamm, Bürste) können
Haarlinge und Läuse auch übertragen werden.
All diese Hautparasiten sind gegenüber extremen Temperaturen und Trockenheit empfindlich. Nur die Eier können höhere Resistenzen zeigen und z.B. eine 60°C-Wäsche überleben. Durch Tiefgefrieren werden aber auch die Eier abgetötet. Je nach Materialmenge muss aber darauf geachtet werden, dass auch der Kern genügend lange durchgefroren wird (mehrere Tage).