Das Verhalten bei Ratten-
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Bei der Orientierung in ihrer Umwelt spielt das Sehen bei der Ratte die am meisten untergeordnete Rolle. Die Augen der Ratte sitzen seitlich, jedoch nicht so extrem wie bei einem Vogel (sie kann nicht hinter sich sehen wie ein Vogel). Das heißt, die Ratte hat ein Gesichtsfeld von ungefähr 300 Grad. Der Rattenhalter kann das selbst ausprobieren, indem er eine Ratte von allen Seiten anschaut. Wenn er die Augen der Ratte sehen kann, dann kann sie ihn ebenfalls sehen. Dabei wird er auch bemerken, dass er von vorne beide Rattenaugen sieht. In diesem Bereich überschneidet sich das Gesichtsfeld und in diesem Bereich kann die Ratte auch räumlich sehen (dazu braucht man nämlich zwei Augen).
Die Ratte kann Entfernungen also durchaus abschätzen. Das ist wichtig, wenn sie z. B. springen muss. Das große Gesichtsfeld erlaubt es Ratten, Bewegungen (Gefahr) beinahe auf allen Seiten gleichzeitig wahrzunehmen. Auch das ist wichtig für ein Tier wie die Ratte, das viele "natürliche" Feinde hat.
Allerdings ist das Hauptsinnesorgan der Ratte die Nase und nicht das Auge. Es wird angenommen, dass die Ratte nicht weit in die Ferne sieht (außer Bewegungen). Dafür sind Gehör und Geruchssinn besonders gut entwickelt und in der Dunkelheit auch viel nützlicher. Auch die Vibrissen, die langen Tasthaare, die sehr empfindlich sind und mit Blut und Nerven versorgt werden, setzt die Ratte bei der Orientierung ein.
Die Netzhaut des Auges ist mit sogenannten Photorezeptorzellen besetzt, Zapfen und Stäbchen. Bei der Ratte sind es überwiegend Stäbchen, die ein gutes Dämmerungssehen ermöglichen, bei allerdings reduzierter Sehfähigkeit sowie der Unfähigkeit, "farbig" zu sehen. Ratten können auch kein langwelliges Licht wahrnehmen. Dieser Umstand kann "ausgenutzt" werden, um sie z. B. bei Krankheit mit Rotlicht bestrahlen zu können, ohne dass sie, auch nachts, dadurch gestört werden.
Dieser Augentyp wird auch schnell geblendet. Vor allem Albinos und rotäugige Standards mit ihrer nicht-pigmentierten Netzhaut sind davon betroffen. Viele Ratten mit solchen Augen zeigen oft ein Verhalten, welches sich durch ein Hin-und-her-Pendeln des Kopfes äu&zlig;ert. Manche Rattenbesitzer meinen, die Tiere würden dadurch versuchen, das durch Blendung durch helle Beleuchtung in dem Fall schlechtere Sehen auszugleichen. Meine Vermutung ist jedoch eher die, dass die Ratten ihren hervorragend ausgebildeten Geruchssinn nach verschiedenen Richtungen hin einsetzen, um sich besser orientieren zu können.
Ein weit verbreitetes Verhalten unter Nagern bei Gefahr ist das "Sichern". Um bei unbekannten Geräuschen eine vermeintliche Gefahrenquelle zu orten, stellen sich Nager oft auf die Hinterbeine und kontrollieren auf diese Weise die Umgebung. Schlechter sehende Arten nehmen durch Heben und Senken des Kopfes, bzw. Hin-und-Her-Pendeln, Duftproben. Wie oben erwähnt, zeigen viele Ratten mit roten Augen dieses "Pendeln ".
Hinweise darauf, dass Albinos eine allgemein schlechtere Sehstärke haben, was von Rattenhaltern immer wieder vermutet wird, liegen mir nicht vor. Auch für andere Tierarten ist bekannt, dass es als Folge von Albinismus mit roten Augen zur Photophobie, also zur erwähnten Lichtempfindlichkeit kommen kann, und auch hier wird keine geringere Sehleistung erwähnt.;
Licht von hoher Intensität verhindert die Bildung des Sehfarbstoffs Rhodopsin in den Stäbchen, der für das Sehen unentbehrlich ist. Rhodopsin wird mit Hilfe von Vitamin A gebildet. Fehlt dieses oder ist es nur in geringem Ma&zlig; verfügbar, können Sehzellen zurückgebildet werden. Im Extremfall kann es zur Erblindung kommen.;
Bei Lichtintensitäten von etwa 20 000 lx (Lux, die Einheit der Lichtstärke) Wei&zlig;licht stellen sich bei albinotischen Ratten innerhalb weniger _Stunden_ Netzhautschäden ein. Nach bis zu 2 Tagen Lichteinwirkung sind die Schäden noch umkehrbar, nach 8 Tagen Einwirkung werden sie irreparabel.
Albinoratten, die in Versuchen 6 Monate lang einer _Dauerbeleuchtung_ von 700 lx ausgesetzt waren, entwickelten schwere Netzhautrückbildungen. Kontrolltiere, die (bei gleicher Intensität) einen regelmäßigen Licht-/Dunkelwechel hatten, wiesen dagegen keine derartigen Schäden auf.;
Solche, durch die Beleuchtung verursachten Netzhautschäden treten im Übrigen nicht nur bei albinotischen Tieren auf, sondern auch bei wildfarbenen Stämmen, deren Vertreter eine _pigmentierte_ Netzhaut besitzen (sh. oben). Das Ausma&zlig; der Schäden hängt demnach vor allem von der Lichtintensität, der Länge der Hellphasen sowie dem Ausma&zlig; der Pigmentierung der Netzhaut ab.;
Bei Langzeithaltung von Albinos sollte daher die Lichtintensität 6o lx nicht ueberschreiten.;
Dies sind jedoch Angaben aus der Versuchstierzucht, die Ratten werden dort in Makrolonkäfigen gehalten und haben keine Möglichkeit der Lichteinstrahlung auszuweichen. Im Heimtierbereich ist kaum davon auszugehen, dass Albinos Tag und Nacht einer derart intensiven Lichtintensität ausgesetzt sind, dass es zu irreparablen Augenschäden kommen kann.
Als Anhaltspunkt: wolkenloser Sommerhimmel in der Mittagszeit: bis zu 100.000 lx,;
Winter: 10.000 lx,;
Das ganze in 2 m Entfernung vom Fenster: bis zu 300 lx,;
1000 W (Fotolampe): 1.500 lx,;
Glühlampen: 20 - 40 lx;
Wie gesagt, die Tiere sollten die Möglichkeit haben, vom Licht ins Dunkel ausweichen zu können. Dadurch können oben genannte Probleme gar nicht erst auftreten.
Eine solche Ausweichmöglichkeit muss auch bei einer Bestrahlung mit Rot- oder Infrarotlicht im Krankheitsfall gegeben sein. Rotlicht ohne UV-Anteil als solches verursacht keine Augen- oder Hautschäden, es sei denn, ein Mindestabstand Lampe - Tier wird nicht eingehalten. Dieser sollte mindestens 30 - 50 cm betragen. Die Hornhaut des Auges kann zusätzlich mit Regepithel Augensalbe (enthält Vitamin A) geschützt werden.
Es ist je nach Schwere der Erkrankung sinnvoll, die Bestrahlungsdauer nach etwa 20 Minuten zu unterbrechen, um diese nach einer kurzen Pause von etwa 15 Minuten fortzusetzen. Am besten fragt man den Tierarzt, wie lange die Bestrahlung insgesamt dauern soll.
Albinoratten haben theoretisch das gleiche Sehvermögen wie normale Ratten. Der einzige Unterschied bei ihnen ist, dass das Pigment in den Augen fehlt. Dadurch sieht man die Blutgefä&zlig;e der Netzhaut und die Augen erscheinen rot anstatt schwarz. Die Iris (Regenbogenhaut) schützt die Netzhaut (Retina) vor allzu starker Lichteinstrahlung. Wenn es hell ist, verengt sich die Iris und lässt nur noch wenig Licht ins Augeninnere. Zudem ziehen sich die lichtempfindlicheren Stäbchen in die Netzhaut zurück (die weniger empfindlichen farbsehenden Zäpfchen bleiben, deshalb sieht man am Tag in Farbe und in der Nacht nur schwarz und weiß).
Bei der Albinoratte funktioniert das gleiche, die Iris zieht sich zusammen und die Stäbchen ziehen sich zurück. Da aber sowohl Iris wie auch Netzhaut durchsichtig sind, bleiben die Stäbchen weiterhin dem Licht ausgesetzt und werden beschädigt. Eine Albinoratte, die bei (zu hellem) Kunstlicht lebt, hat somit immer Augenschäden, welche das Sehvermögen stark beinträchtigen können. Wie angeführt hat sich herausgestellt, dass bereits Lichtstärken von über 40 Lux bei Albinoratten permanente Schäden an der Netzhaut auslösen können.
Wenn eine Albinoratte Sonnenlicht ausgesetzt wird, sind die Schäden meist irreparabel.
Da die Stäbchen zuerst geschädigt werden, ist insbesondere das Dämmerungssehen beeinträchtigt.