Die Sinnesorgane der Ratte- Der Geschmackssinn
Wer von uns Rattenliebhabern wüsste nicht, wie wichtig der Geschmackssinn bei unseren Ratten ist :-)
Da die Nasen- und die Mundhöhle miteinander verbunden ist, besteht eine Beziehung zwischen der Geschmacksempfindung und der Riechzone der Nasenschleimhaut. Eine geschmackliche Empfindung ist in Wahrheit meistens ein Geruch, der wahrgenommen wird. Der Mensch, und es wird angenommen, dass dies auch bei allen Säugetieren so ist, kann nur zwischen sauer und bitter, süß und salzig unterscheiden. Die (sogenannten) Geschmacksknospen für Süßes und Salziges sitzen auf der Zungenspitze, die zuständigen für das Saure auf der Zungenseite und Bitteres wird vom Zungengrund wahrgenommen. Die Empfindung von Geschmack (gilt auch für die anderen Sinnesorgane) entsteht erst im Gehirn, er kann aber durch einen Reflex auch schon vorher Abgabe von Speichel und/oder Magensaft auslösen.
Bei der Nahrungswahl ist der Geschmack beim Tier wichtiger als bei uns Menschen. Setzt man Ratten Nahrung vor, die sie üblicherweise nicht bekommen, dann wählen sie gezielt Futter aus, das bestimmte Stoffe enthält (z.B. Vitamine), die in ihrer "normalen" Kost nicht enthalten sind. Allerdings werden Bestandteile (wie Salz), sollten diese in der Nahrung fehlen, bis ein Mangelzustand vorliegt, bei Erreichbarkeit im (schädlichen) Übermaß gefressen. Wilde Ratten haben, und warum sollte es bei unseren Farbratten anders sein, eine gewisse Vorliebe für süße Bestandteile in ihrer Nahrung, so wie sie auch bestimmte Geschmacks"richtungen" nicht mögen. In der Natur allerdings fressen sie überwiegend alles, was in direkter und damit geschützter Nähe zu ihrem Bau verfügbar ist. Dieses Futter wird gefressen, weil die Ratten damit Energie für ihren Körperhaushalt aufnehmen, nicht etwa weil es ihnen besonders gut schmecken würde. Wilden Ratten liegen über die Genießbarkeit von Futter darüberhinaus Erfahrungswerte vor: was ihnen nicht schadet (auch wenn es nicht "gut" schmeckt) wird gefressen.
Letzteres spielt beim Fressverhalten von Farbratten keine Rolle. Natürlich wird ihnen fast ausschließlich "gut" schmeckendes Futter angeboten, wovon sie meist mehr aufnehmen, als ihr Körper benötigt. Dies und gleichzeitig mangelnde Bewegungsmöglichkeiten lassen sie "dick" oder sogar fettleibig werden. In Versuchen zeigte sich, dass Ratten, die ihre Nahrung weder riechen noch schmecken konnten, zwar mehr fraßen als Artgenossen, sie aber weit weniger zum Dickwerden neigten, weil sie sich gleichzeitig ihr Futter "erarbeiten" mussten. Dies kann z. B. erreicht werden, indem die Gesamtmenge des Futters gleich bleibt, sie aber durch kleinere Einzelportionen "schwerer zugänglich" gemacht wird.
Außer den Einflüssen wie der Geschmack des Futters spielen bei der Nahrungsaufnahme andere Faktoren mit, die die Menge und die Dauer der Nahrungsaufnahme regulieren, bzw. kontrollieren:
die Zusammensetzung des Blutes und anderer Körperflüssigkeiten, sowie
die Mechanismen des Zwischenhirns.
Die beiden letztgenannten Punkte sind in der privaten Rattenhaltung nicht zu beeinflussen, wohl aber eine gewisse Kontrolle der Futteraufnahme durch Auswahl des Futters hinsichtlich dessen Geschmacks, soll heißen: nicht ausschließlich bevorzugte Leckereien anbieten. Die Ratten werden in dem Fall zu viel davon fressen.