Was Ratten (nicht) können
Wanderratten graben und wühlen sehr gerne. Ihre Erdbauten legen sie jedoch sehr selten tiefer als 40 cm an. Fundamente, die 60 cm in der Erde liegen, werden so niemals von Ratten untergraben werden. Wenn eine Ratte einen Bau anlegt, kann sie die Erde mit den Hinterbeinen, an der Öffnung des Ganges angelangt, 1 bis 1 1/2 m weit werfen. Durch ihre rege Grabtätigkeit können Wanderratten sogar Dammbrüche verursachen. | |
Wanderratten können schwimmend mit Leichtigkeit mehrere Kilometer zurücklegen. Auf der Flucht und auf Nahrungssuche vermag die Ratte auch hervorragend zu tauchen. Sie kann dabei mehr als 2 Minuten unter Wasser ausharren. | |
Zu Fuß unterwegs können Wanderratten jedoch im Laufen von Menschen, Hund oder Katze mit Leichtigkeit eingeholt werden. Will sie einem Verfolger entkommen, muss sie sich also schnell ein Versteck suchen, da sie bei längerem Laufen schnell müde wird und der Feind sie sonst erwischt. | |
Ratten springen nicht gerne aus größerer Höhe nach unten. Dies tun sie nur, wenn sie z. B. flüchten müssen. Ansonsten ziehen sie es vor, nach unten zu klettern. Freiwillig springen sie allenfalls aus einer Höhe von etwa 30 cm hinunter. Es wird jedoch erzählt, Ratten hätten Stürze aus 10 m Höhe unverletzt überstanden. Beweise für derlei Behauptungen gibt es jedoch nicht. | |
Auch beim Springen nach oben schafft eine Ratte allenfalls 60 bis 80 cm. Selbst mit einem langen Anlauf kann sie den oberen Rand einer glatten Wand von 1 m Höhe nicht erreichen. | |
Wird eine Wanderratte von einem Menschen in die Enge getrieben, so dass sie keine Möglichkeit zur Flucht hat, wird sie angreifen und ihn anspringen. Sie würde etwa den Menschen in Kniehöhe treffen und keinesfalls, wie so oft berichtet, ihm ins Gesicht springen (können). Das würde ihr nur dann gelingen, wenn sich der Mensch zu ihr herunterbeugen würde. Wehrt man einen Angriff nicht ab, was jedoch leicht gelingen würde, würde sie sich "auf Rattenart" im Bein verbeißen. | |
Auch im Weitspringen erreicht die Wanderratte keine Höchstleistungen. In der Natur ist sie nur selten dazu gezwungen, weite Sprünge zu vollführen, so schafft sie etwa 1/2 m und ihre maximale Weitsprungleistung soll 1 m betragen. Hat die Ratte eine weitere Reise vor sich, geht sie lieber "zu Fuß", anstatt einen Weitsprung zu vollführen, selbst dann, wenn es für sie weniger "bequem" ist. | |
Glatte Wände kann eine Wanderratte nicht erklimmen. Ist eine senkrecht Wand mit vielen Ritzen versehen, so wird er ihr das Emporklettern wahrscheinlich gelingen. Mit schräg seitwärts gestellten Vorder- und Hinterbeinen kann sie jedoch an einer rechtwinklig heraustretenden Gebäudekante weitaus besser nach oben klettern, vorausgesetzt, ihre Füße finden an einigen Unebenheiten Halt. Es kann bis zu einer 3/4 Stunde dauern, bis eine Wanderratte an einer derartigen hervorragenden Mauerkante auf diese Weise 1 m nach oben gelangt. Bäume erklimmt die Ratte wiederum mit Leichtigkeit und ist dabei sehr geschickt. Ihren Schwanz benutzt sie beim Klettern als eine Art Balancierstange, um so besser das Gleichgewicht halten zu können. | |
Beim Hindurchkriechen durch Maschendrahtzäune überwindet die Ratte eine nur 2,5 cm weite Masche. Sie stellt dabei ihren Schulter- und Beckengürtel schräg und auch ihre Bauchorgane passt sie dem Drahtring an, so dass sie hindurchschlüpfen kann. Beim Durchkriechen einer Röhre mit einer Öffnung von 3,8 cm mit festen Seitenwänden kann die gleiche Ratte jedoch durchaus Probleme bekommen. Erwachsene Ratten sollen durch einen waagrechten Spalt von 25 mm und einen senkrechten von 30 mm hindurchkriechen können. | |
Es wird immer wieder berichtet, dass sich Ratten durch Zement und Glas nagen, aber auch dies wurde nie belegt. Materialien wie Blei, Zink und Aluminium bereiten ihr dagegen weniger Probleme beim Nagen. Holz ist ihr ausgesprochen bevorzugtes Nagematerial. Da Ratten auch gerne Kabelisolierungen zernagen, sind dadurch auch schon viele Unfälle verursacht worden. |
Auch wenn man sagt, dass Ratten geradezu auf Unspezialisiert- Sein spezialisiert sind (es sind aber natürlich dennoch keine Allerweltstiere): Gerade dies macht sie zu "Allround"-Überlebenskünstlern.