Hoffentlich stößt sich niemand daran, dass ich über dieses traurige Thema eventuell zu emotionslos schreibem (wie ich aber sicher nicht fühle). Gerade bei dieser Entscheidung sollte man versuchen, seine Emotionen in den Griff zubekommen, um im Sinne des Tieres richtig handeln zu können.
Aus diesem Grund bitte ich darum, auch nachstehende Erläuterungen möglichst sachlich aufzufassen.
Wenn eine Ratte so krank ist, dass keine Heilung oder Besserung ihrer (schweren) Krankheit zu erwarten ist, dann darf der Rattenhalter nicht zögern und sollte sein Tier auf seinem letzten Weg begleiten um Abschied zu nehmen.
Welche "Methode" ist nun für die Ratte am wenigsten belastend und schmerzfrei? Mir wurde öfter berichtet, dass todkranke Tiere in den letzten Minuten ihres Lebens während der Euthanasie noch unnötig Stress und Schmerzen erdulden mußten. Für die Ratte und auch ihren Menschen gewiss eine enorme Belastung, wünscht sich doch jeder für sein geliebtes Tier einen schmerzfreien, sanften Tod. Jeder Rattenhalter sollte sich deshalb bereits zu Lebzeiten seines Tieres beim Tierarzt seiner Wahl erkundigen, wie er die Euthanasie durchführt.
Eine geeignete Methode ist die Injektion eines Barbiturates, das normalerweise in die Bauchhöhle injiziert wird. Einer wachen Ratte sollte niemals direkt ins Herz gespritzt werden!!
Viele Ratten haben noch nie eine Spritze bekommen, sind totkrank, kommen in eine ungewohnte Umgebung mit fremden Gerüchen und fremden Menschen. Plötzlich werden sie festgehalten, zappeln womöglich beim Einstich, schreien aus Angst oder/und Schmerz. So muss und darf eine Euthanasie nicht ablaufen, denn unsere Ratten sollten weder Angst haben noch unter Stress stehen, oder gar in den letzten Sekunden ihres Lebens Schmerzen haben, deshalb ist es wichtig, dass der Tierarzt eine schonende Methode anwendet!
Es sollte eine "sanfte" Methode gewählt werden, z. B. eine Induktion mit einem Inhalationsanesthetikum (z.B. Isofluran) in einer Anaesthesiekammer. Diese Art der Euthanasie ist weitaus schonender als eine (reine) Injektion. Die Narkose kann dann vertieft werden, bis das Tier tot ist, oder der schlafenden Ratte kann Barbiturat in die Bauchhöhle oder ins Herz gespritzt werden.
Dabei verspürt die Ratte dann absolut keinen Schmerz mehr. Allenfalls steht sie nur sehr kurz unter Stress oder Angst, wenn sie in die Induktionskammer gelegt wird. Dem kann aber auch vorgebeugt werden. Der Tierarzt kann der Ratte vor der Euthanasie eine Beruhigungsspritze geben, wobei hier jedoch bereits Stress durch den Einstich und das unter Umständen ungewohnte Handling entstehen kann, oder aber der Rattenhalter kann seiner Ratte ein Mittel in Pastenform verabreichen (gegen Reisekrankheiten bei Hunden), die das Tier schläfrig machen. Sofern die Ratte noch in der Lage ist, eine kleine Menge Nahrung aufzunehmen, kann ihr diese Paste 15 Minuten vorher gegeben werden (mit dem Tierarzt absprechen).
Rattenhalter berichten mir hin und wieder, dass ihre Ratten kurz nach der Euthanasie durch den Tierarzt Krämpfe haben und stellen die Frage, hat mein Tier dann noch Schmerzen, nimmt es noch etwas bewusst wahr?
Wenn die Euthanasie korrekt erfolgt ist (wie beschrieben), dann handelt es sich um Muskelzuckungen. Das Gehirn steuert Muskelbewegungen. Es regt also nicht nur Kontraktionen an, es unterdrückt auch "Fehlkontraktionen" die durch lokale elektrische Entladungen hervorgerufen werden (diese funktionieren ähnlich wie der Schrittmacher im Herzen). Ist die Kontrolle des Gehirns ausgeschaltet (Narkose, Euthanasie) so fällt diese Kontrolle weg und gewisse Muskeln beginnen selbständig zu Zucken. Diese Zuckungen können mehrere Stunden andauern. Sie sind ein Zeichen, dass das Hirn ausgeschaltet und somit auch kein Bewusstsein mehr vorhanden ist.
Völlig ungeeignet für eine Euthanasie sind:
Äther, Strichnin und Chloroform,
sowie "mechanische" Methoden, die ich hier wegen ihrer Grausamkeit nicht aufzählen möchte.
Eine korrekte, schmerzfreie Euthanasie kann und darf nur von einem ausgebildeten Tierarzt durchgeführt werden!! Alles andere wäre ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Stirbt eine Ratte einen "plötzlichen" und unerklärlichen Tod, ohne dass vorher erkennbare Krankheitssymptome erkennbar waren, kann der Rattenhalter die Todesursache eventuell durch eine Sektion feststellen lassen. Dies wäre dann empfehlenswert, wenn der Verdacht auf eine ansteckende Krankheit besteht, damit weitere Tiere vor einer Ansteckung geschützt, bzw. rechtzeitig und mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden können.
Nach dem Tod der Ratte ist der kleine Körper nach 12 Stunden Raumtemperatur schon sehr stark autolytisch (selbstzersetzt), so dass eine pathologische Untersuchung kaum mehr möglich ist. Schon nach wenigen Stunden können Darmprobleme nicht mehr festgestellt werden, da sie durch die Zersetzung bereits überdeckt werden. Bakterien vom Darm wandern innerhalb von 1 bis 2 Stunden in die Organe ein und der Nachweis einer bakteriellen Infektion ist nicht mehr möglich.
Soll eine Ratte seziert werden, muss sie so schnell wie möglich in den Kühlschrank gelegt werden. Da kaltes Wasser die Isolationskapazität des Felles verringert, ist es ratsam, die tote Ratte nass zu machen und in einem Kunststoffbeutel fest verschlossen aufzubewahren. Da Parasiten meist tote Tiere verlassen, ist sichergestellt, dass diese bei der Untersuchung noch nachgewiesen werden können, sofern Parasitenbefall vorlag.
Der Körper darf auf keinen Fall eingefroren werden, da die Eiskristalle die Zellen zum Platzen bringen, was den Zerfall der Organstruktur nur noch beschleunigt. Eine mikroskopische Untersuchung von gefrorenem Gewebe ist nicht mehr möglich. Nach der Ankunft im Labor werden die Kadaver zwar im Kühlschrank gelagert, wo sich die Zersetzung verlangsamt, das eigentliche Problem ist jedoch meist der Transportweg ins Labor, auf welchem sich die Zersetzung fortsetzt. Dazu kommt, dass auch die Pathologen spezialisiert sind auf bestimmte Tierarten. Wenn einer wenig von Ratten versteht, so ist es schwer, eine richtige Diagnose zu stellen. Die Erfolgschancen fuer die Sektion einer Ratte sind immer noch am größten, schickt der Tierarzt das tote Tier an ein Speziallabor für Versuchstierhaltung.
Die Totenstarre tritt relativ rasch ein, generell nach 15 bis 20 Minuten, das ist jedoch unter anderem abhängig von der Raumtemperatur, vom Adrenalingehalt im Blut und vom Traubenzuckergehalt in der Muskulatur. Diese erste Starre löst sich nach etwa 1 bis 2 Stunden (ebenfalls abhängig von o. g. Faktoren). Leiden Ratten vor ihrem Tod verstärkt unter Stress, kann das den Eintritt der Totenstarre hinauszögern. Tritt ein "natürlicher" Tod ein, oder ging diesem eine milde Euthanasie voraus, kann die Totenstarre unter Umständen bereits nach 5 Minuten einsetzen, um sich nach 4 bis 5 Stunden wieder zu entkrampfen. Nach 7 bis 8 Stunden ist dann eine anhaltende Starre erreicht. Bei Ratten sieht man nach dem Tod eine Verfärbung der (hellen) Krallen. Das Blut versackt in den Zehen, dadurch erscheinen die Krallen dunkel (etwa vergleichbar mit Todesflecken beim Menschen).