Alte Ratten |
Physiologische Veränderungen im Alter
Anders als wir, können sich Tiere zu altersbedingten Gebrechen nicht verbal äußern.
Relativ klar ist, dass Ratten nach ungefähr 2 Jahren häufig an Tumoren der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) sterben, wenn sie nicht bereits viel früher, z. B. aufgrund einer Mykoplasmeninfektion, euthanasiert werden mussten. Der biologische Prozess des Alterns (nicht nur bei Ratten) beginnt nicht wie irrtümlich angenommen in einem gewissen Alter, sondern er schreitet quasi von Geburt an unumkehrbar fort.
In der Altersforschung werden die Mehrzahl aller Versuche an Ratten im Alter zwischen 12 und 20 Wochen durchgeführt, wenn die Tiere als adult (= erwachsen) gelten, aber noch keine altersbedingten Defizite aufweisen. Danach ist man sich unsicher, ob die Tiere noch über eine "normale" Sensorik (sehen, riechen, hören) verfügen.
Es gibt nicht d i e altersbedingte physiologische Veränderung, vielmehr ist auf allen Ebenen ein Leistungsabfall zu verzeichnen. So lassen z. B. Lern-/Gedächtnisvermögen durch biochemische Veränderungen im Gehirn nach, etwa vergleichbar mit Alzheimer-Demenz. Die Tiere lernen langsamer und vergessen schneller. Manche Ratten zeigen weniger Interesse an neuen Objekten oder haben Angst vor anderen (neuen) Ratten oder fürchten sich, wenn sie in unbekannte Umgebung gebracht werden.
Ebenso lassen Reaktionszeiten, Fellqualität, Lokomotion (=aktive Bewegung), Interesse am anderen Geschlecht, daraus folgernd Reproduktionsfähigkeit (=Fortpflanzung) etc. nach, wie bei uns auch.
Alte Ratten bewegen sich weniger und entwickeln dadurch bedingt Fettdepots. Es kann mitunter wie bei Menschen zu Stoffwechselproblemen kommen, z.B. Diabetes.
Sexualverhalten wird auch dadurch gesteuert, dass periphere (d.h. nicht von Gehirn produzierte) Hormone (z.B. Testosteron, Estradiol) auf das Gehirn wirken; gleichzeitig kann die Körperperipherie über Stoffwechselprodukte (z.B. Fette, Zucker) Einfluss auf Hirnfunktionen nehmen. Dementsprechend lassen im Körper die Prozesse nach, die man mit komplizierten Verfahren erkennbar macht: Zellteilung, Transportprozesse, Regeneration, Umgang mit Stressfaktoren... In summa werden all diese Prozesse als Altern deutlich.
Vom Grundsatz her gelten für die Betreuung, Unterbringung und Pflege von alten Ratten in der Regel die gleichen Parameter wie für kranke/behinderte Tiere unter Berücksichtigung jener Alterserscheinungen oder Krankheitssysmptome, die sich bei einzelnen Tieren bemerkbar machen.
In den Kapiteln Krankenstation, Behinderte Ratten, Zahn-, Ohr- Nagel- und Fellpflege sind die einzelnen Pflegetätigkeiten ausführlich beschrieben.
Durch die bereits oben erwähnte mit zunehmendem Alter nachlassende Aktivität verbrauchen die Tiere weniger Energie und benötigen infolge dessen weniger Nahrung, mit Ausnahme von alten _ und _ kranken Ratten, die aufgrund ihrer Erkrankung an Gewicht verloren haben! Wenn Ratten dünner werden, liegt das nicht zwingend ausschließlich am alt werden. Abmagern kann mitunter auch auf eine Krankheit zurückzuführen sein. Deshalb muss dies durch einen Veterinär abgeklärt und dem Tier evtl. entsprechende Kost zugeführt werden (z.B. Babybrei). Krankheiten wie Atemwegsinfektionen, Tumoren, Lähmungen können zwar mit zunehmendem Alter verstärkt auftreten, sind aber nicht zwingend und ausschließlich bedingte Alterserscheinungen, da diese "rattentypischen" Erkrankungen auch bei jungen Ratten vorkommen.
Ebenso ist vernachlässigte Körperpflege nicht nur auf das Alter zurückzuführen, auch wenn im Alter durch nachlassende Beweglichkeit die Fellpflege von einzelnen Individuen unter Umständen nicht mehr ganz so intensiv vollzogen werden kann. Manchmal sind Ratten aber auch aufgrund einer Krankheit nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu putzen. (Zu) lange, spitze Krallen treten ebenfalls nicht nur bei alten Ratten auf, wie auch zu lange Schneidezähne mitunter in einer Zahnfehlstellung begründet sein können.