Zucht von Ratten

Zucht - muss das sein?

    1)

Menschen züchten schon seit Jahrtausenden Tiere. Die weltweite Verbreitung der Zucht und die Bedeutung von Haustieren beruht auf dem vielfachen Nutzen, den Menschen aus ihnen ziehen. Ein Bedürfnis, für desssen Deckung Haustiere eine entscheidende Grundlage bieten, ist die Nahrung. Anstelle der mehr Aufwand erfordernden und mit Risiken des Misserfolgs behafteten Fleischbeschaffung durch die Jagd trat allmählich die Befriedigung dieses Bedürfnisses durch die Haltung ständig verfügbarer Haustierherden.

    2)

Auch zur Herstellung von Heil- und Arzneimitteln werden Haustiere herangezogen. Sie dienen als Lieferanten verschiedener Hormone, z.B. Thyroxin für die Therapie von Schilddrüsenerkrankungen. Mit Haustieren werden Heilseren für Schutzimpfungen gewonnen. Schweinehaut kann vorübergehend als Hautersatz nutzbar gemacht werden, Herzklappen von Schweineherzen werden für Menschen verwendet.

    3)

Einen wesentlichen Sektor der Haustiernutzung stellt die Gewinnung von Rohstoffen dar. Neben seiner Rolle für die Bekleidung nahm Leder aus den Häuten der Schlachttiere zu allen Zeiten einen breiten Raum für andere Verwendungszwecke ein. Heute reichen diese u.a. vom Bezugsmaterial für Polstergarnituren oder Autositzen über den Grundstoff für Taschen und Koffer bis hin zum Bucheinband. Aus dem Horn der Hornträger lassen sich Knöpfe, Kämme, Schmuck fabrizieren, früher Musikinstrumente und Werkzeuge. Haare fanden und finden ihre zentrale Bedeutung in Form von Wolle, ferner bei der Fertigung von Pinseln und Bürsten, zur Filzherstellung, zusammengedreht als Stricke und letztlich als wärmeisolierende Füllungen für Kissen oder Matratzen.

    4)

Von unübersehbarer Bedeutung sind die von Haustieren vollbrachten Arbeitsleistungen. Die Trag- und Zugkraft der großen Huftiere war durch die Jahrtausende ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor. Warentransporte über unwegsames Gelände konnten vor der Entwicklung moderner technischer Möglichkeiten allein mit Hilfe von Tragtieren bewerkstelligt werden. Nicht Einsatz körperlicher Kraft, sondern spezifischer Verhaltensweisen lassen einige Haustierarten besondere Arbeitsleistungen vollbringen, wobei hier der Hund im Vordergrund steht. Als Hirten-, Such-, Wach-,Schutz und Jagdhund leistet er hervorragende Dienste.

Dies alles werden Tierschützer bestreiten, bzw ablehnen und versuchen abzuschaffen. Es soll hier auch nicht darüber gesprochen werden, ob und wie weit o.g. Tier"nutzung" sinnvoll bzw. notwendig ist.

    5)

Mehr denn je müssen Haustiere heute gesellschaftliche Aufgaben erfüllen. Von zweifelhaften "Vergnügungen" wie Stier- oder Hahnenkämpfen einmal abgesehen, sind Haustiere auch Gesellschafter des Menschen. Hunde, Katzen und Kleintiere (darunter inzwischen auch Ratten) sind bedeutsam für das "Wohlbefinden" des Menschen, besonders für Kinder und Alleinstehende. Sie werden zur Therapie bei Kranken und behinderten Menschen eingesetzt.

Warum aber sollen Ratten "gezielt" gezüchtet werden? Die unter 1) - 4) beschriebenen Aspekte der menschlichen "Nutzung" von Tieren treffen allesamt nicht auf unsere Ratten zu. Der interessierte Tierliebhaber hat viele Möglichkeiten, Ratten zu bekommen.

Siehe dazu: Zooladen, Tierheim, Notfälle

Warum also sollten Ratten auch noch zusätzlich gezüchtet werden? Ein, bzw das Hauptargument züchterisch engagierter Rattenhalter ist, dass gezielt "gesunde" Ratten gezüchtet werden sollen. Wobei sich die Frage stellt, warum dieses Ziel "gesunde Ratten" so oft scheinbar nur über besonders herausgezüchtete Farben zu erreichen sein soll. Viele Züchter heben ihre besonderen Farbschläge hervor, wenn sie für ihre Nachzuchttiere werben. Das Herauszüchten von besonderen Fellfarben ist relativ "einfach" zu bewerkstelligen, wenn der Züchter etwas von den Mendel'schen Gesetzmäßigkeiten der Vererbung versteht. Diese aber können nicht mehr angewendet werden, wenn es darum geht, Gesundheit, Konstitution usw als Hauptmerkmal einer Zucht zu erreichen.

Die Farbe einer Ratte als Erbmerkmal sieht der Züchter, und er wird (oder sollte zumindest) auch die Farbe der jeweiligen Elterntiere seiner Zuchtratten kennen, sofern diese nicht wiederum von ihm selbst gezüchtet worden sind. Es ist also, wie erwähnt, relativ "leicht", Prognosen über die Fellfarben zukünftiger Rattengenerationen zu treffen.

Wie aber verhält es sich mit nicht sichtbaren Merkmalen? Rattenzüchter sagen, sie nehmen nur "gesunde" Ratten zur Zucht heran. Was verstehen sie darunter? Ist die Ratte nur zum Zeitpunkt des Deckaktes gesund? Kann sie nicht auch danach erst erkranken, z.B. an Atemwegsinfektionen oder Tumoren? Was dann? In dem Fall müssten die Nachzuchten von jeglicher Weiterzucht ausgeschlossen werden. Was, wenn sie aber bereits an andere Liebhaber weitergegeben wurden? Und womöglich bei den neuen Rattenfreunden selbst schon wieder zur Zucht herangezogen wurden (ob gezielt oder unabsichtlich wollen wir zunächst außer Acht lassen). Spätestens jetzt ist die Sache viel zu unüberschaubar geworden.

Ähnlich verhält es sich mit Zuchttieren, die zum Zeitpunkt der Verpaarung "augenscheinlich" gesund waren, also z. B. noch keine Tumoren ausgebildet hatten oder Symptome von Atemwegserkrankungen zeigten, aber dennoch symptomlose Träger von Mycoplasmose sein können, ebenso wie auch die Anlage für die Bildung von Tumoren erst viel später deutlich erkennbar werden kann. Was, wenn der Käufer einer Zuchtratte bereits Tiere bei sich daheim hält und diese den Neuerwerb mit bereits vorhandenen Krankheiten anstecken? Ein ebenso häufig und gerne angeführter Aspekt von Züchtern ist der Hinweis darauf, dass er nur mit charakterlich einwandfreien Tieren züchten will. Was aber besagt das? Eine gut veranlagte Ratte, die in schlechte Hände gerät ist Null komma Nichts "verdorben", hingegen findet eine eine "schlecht" veranlagte Ratte einen Platz in guten Händen, dann kann auch diesem Tier durchaus eine reizende, liebenswerte Ratte werden, denn ein junges Tier läßt sich durchaus "formen", die guten Anlagen fördern, die schlechten in den Hintergrund drängen, so dass diese erst gar keinen oder nur minimal negativen Einfluss auf den Charakter nehmen werden. Das ist durchaus vergleichbar mit der Aufzucht von Hundewelpen, denn Ratten haben wie diese ebenso bestimmte Prägephasen, die zeitlich begrenzt sind und in welchen bestimmte Dinge "erlernt" werden. Selbst wenn Züchter Ihre Ratten als "parasitenfrei" anpreisen, so ist das in keinem Fall ein Argument für die Zucht, denn Parasiten werden nicht zuletzt auch durch häufige Kontakte von Rattenhaltern und deren Ratten untereinander übertragen.

Praktizierende Anhänger der Rattenzucht sind davon überzeugt, den weiteren Verbleib ihrer abgegebenen Zuchtratten durch allerlei "Schutz"- oder ähnliche "Verträge" überwachen zu können. Auch dies ist unserer Meinung nach nicht möglich.

Jeder Tierhalter, ob dieser Hunde, Katzen oder Ratten hält, und der sich aus welchen Gründen auch immer seines Tieres/seiner Tiere entledigen will, wird das tun. Auch eine etwas teurere Anschaffung einer Zuchtratte ist kein Argument dagegen. Nicht umsonst sitzen schließlich zahllose "teure" Rassehunde genauso in Tierheimen wie Hunde anderer Rassen oder Mischlinge. Und wie leicht ist der Wortlaut eines Vertrages zu umgehen, nach dem Ratten an den Züchter zurückgegeben werden müssen, wenn der Besitzer sie nicht mehr haben will oder kann, indem das Tier eben gestorben oder entlaufen ist oder was auch immer. Auch eine planlose Zucht ist mit einem Vertrag nicht zu unterbinden. Was unternimmt der Züchter, wenn der Halter ihm mitteilt, dass seine "Zuchtratte" dummerweise von einem Rattenbock gedeckt wurde, der. auf welche Weise auch immer, einen Weg zum Weibchen fand? Und der nur eine "Feld- Wald- und Wiesenratte" war? Was will der Züchter gegen derlei "Unfälle" unternehmen, bzw wie will er sie unterbinden?

Auch ein weiteres Argument, das die Seriösität des Züchtens unterstreichen will, nämlich dass immer nur Tiere "auf Anfrage" gezüchtet werden, erscheint wenig realistisch. Von wievielen Jungtieren pro Wurf geht ein Züchter aus? Liegen Anfragen für 5 "blau-grüne" Ratten vor, muss er die 5 interessierten Personen bitten, solange zu warten, bis weitere 5 Anfragen kommen, um bei einem zu erwartenden Wurf von 10 Babys alle verkaufen zu können. Werden die ersten 5 Interessenten warten? Und wielange werden sie warten? Oder aber es werden mehr Ratten geboren, als Nachfragen da sind. Was geschieht mit den "übrigen"? Wird und kann jeder Züchter alle Tiere behalten? Und was passiert mit den Babys, die nicht irgendwelchen Zuchtnormen entsprechen? Wird der Züchter auch sie behalten? Oder werden sie, wie in anderen Ländern praktiziert, getötet?

Damit keine Missverständnisse aufkommen: keinem Züchter soll von vorneherein die gute Absicht abgesprochen werden. Aber zahllose Beispiele bei anderen (Heim)tierrassen zeigen, dass Zucht früher oder später zu Auswüchsen führt, die einfach nicht im Interesse des Tieres liegen können. Und gerade bei kurzlebigen und vermehrungsfreudigen, nachkommenstarken Tieren wie der Ratte sind oben angesprochene Zuchtziele und Absichten nicht durchführbar.

Sollten nicht alle Rattenfreunde an sie hier denken?

Tierheime...

Zooläden...

Notfälle...

usw., usw.,...


Farbvarianten/Farbschläge

Da sich Rattenzauber generell vom Ansinnen Ratten zu züchten distanziert( nach Selektion bestimmter Merkmale, wie spezielle Farbvarianten Fellstrukturen (z.B. Rex, hairless, patchwork,und/oder solche, die mit körperlichen Beeinträchtigungen einhergehen (z. B. Dumboratten), möchten wir auf unseren Seiten davon Abstand nehmen, Farbvarianten und dgl. näher zu beschreiben, zumal diese auf unzähligen Rattenseiten, nicht zuletzt von vielen _Rattenzüchtern_ ,ausführlich dargestellt werden.

Wir finden Zucht ziemlich fragwürdig, da nicht zeitgemäß, und sind der Überzeugung, dass angesichts der Tatsache, dass es unzählige "Notfallratten" in allen erdenklichen "Variationen" und "Farben" gibt, die kaum jemals auch nur zu einem Bruchteil vermittelt werden können, unter diesem Aspekt niemand Ratten extra und bewusst vermehren sollte!

Ich wurde mehrmals nach "Dwarf-Ratten" gefragt, unter anderem ob es stimmt, dass es sich hierbei um "tumorresistente" Tiere handelt. Es gibt eine Zwergratte, die wegen einer Spontanmutation weniger Wachstumshormon produziert und deshalb viel kleiner ist als eine normale Ratte. Sie sind mit 3 Monaten etwa 150 g schwer. Die Mutation ist 1988 per Zufall entdeckt worden und wird seither als Stamm zu Versuchszwecken gezüchtet.

Ich habe keinerlei Hinweise gefunden, dass dieser Stamm tumorresistent ist.

Tumorresistenz ist immer relativ, kein Tier oder Mensch ist je 100% vor Tumoren geschützt. Aber wie beim Menschen gibt es auch bei der Ratte Individuen, die mehr oder weniger anfällig sind. Diesen Aspekt sollten wir uns daher immer vor Augen halten, wenn es um die Frage nach Tumoranfälligkeit bei Ratten geht.

Wie bereits oben erwähnt, distanziert sich rattenzauber.de von derlei "Zuchtformen",da die negativen Aspekte in der Regel überwiegen.