Das Verhalten bei Ratten - Berührungssignale

Das Zusammen"kuscheln"- oder kauern (Englisch: huddling) ist eine von mehreren Arten, womit Ratten Körperkontakt zu Artgenossen suchen. Wenn mehreren Ratten die Möglichkeit gegeben wird, z. B. in einem gro&zlig;en Käfig, sich ungestört einen "Lieblingsplatz" suchen zu können, werden immer mehrere Individuen einen gemeinsamen Platz zum Ruhen oder Schlafen belegen. Auch wenn im Käfig mehrere Häuschen auf verschiedenen Ebenen angeboten werden, werden immer mehrere Ratten eines davon beziehen, wobei das Haus durchaus auch ab und an gewechselt werden wird. Nur trächtige Weibchen werden sich von dieser Art des Sozialkontaktes ausschlie&zlig;en.

Ein Hintergrund dieses Verhaltens ist sicher das Bedürfnis der Nager nach Schutz und Sicherheit, der im Rudel besser gewährleistet ist. Die Körperwärme durch engen Hautkontakt zu regulieren, ist ein Faktor, den Ratten wohl durch "Kindheits"erfahrungen beibehalten haben. Babyratten bis zu einem Alter von mindestens 18 Tagen können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Das geschieht eben durch diesen Körperkontakt.

Soziale Körperkontakte sind auch wichtig bei Streitigkeiten oder Feindseligkeiten unter Ratten. Schon junge Tiere kriechen beim Spiel untereinander oder übereinander, je nachdem von welcher Warte das betrachtet werden mag. Dieses Verhalten kann auch bei erwachsenen Tieren beobachtet werden. Einander fremde Männchen zeigen es, wobei es keine feste Regel gibt, ob der Eindringling oder der nicht-aggressive Revierinhaber den anderen über- oder unterkriecht. Männchen zeigen dieses Verhalten Weibchen gegenüber sehr selten oder gar nicht. Eine Deutung dieses "crawling under" bzw. "walking over" ist sicher das Vermeiden von Kämpfen.

Eine 3. Form der sozialen Komponente des Körperkontaktes ist das sanfte Benagen (Englisch: grooming) des Fells von Artgenossen, wobei dieses als "allo-grooming" bezeichnet wird. Im Gegensatz zum Benagen des eigenen Körpers, dem "self-grooming". Es wird häufig bei Streitigkeiten beobachtet, allerdings nicht ausschlie&zlig;lich bei solchen Gelegenheiten. Einerseits ist es eine "Beschwichtigungs"geste, um eben einen Konflikt zu vermeiden. Andererseits kann das "grooming" während Auseinandersetzungen stattfinden. Das Tier, das über einem anderen steht und es mit einer Pfote "auf dem Boden festhält", benagt das unten liegende.

Jemand anderen zu putzen, ist immer eine kritische Angelegenheit.

Mit Zähnen kann man nicht nur putzen, sondern auch beißen, und so muss der Geputzte schon ein gewisses Vertrauen zu seinem Partner haben.

Bei Ratten enthält das aktive 'allogrooming' immer auch einen gewissen Dominanzanspruch. Der Putzende initiiert meistens den Putzvorgang (anders kann es zum Beispiel bei manchen Affenarten oder Vogelpaaren sein, wo der Geputzte zu dem Vorgang auffordert).

Damit entsteht von Anfang an eine latente Spannung, obwohl alles noch friedlich aussieht. In Wirklichkeit ist schon eine gewisse Machtdemonstration beteiligt. Deshalb kann das anfangs noch sanfte Benagen schnell in aggressives Putzen übergehen, wenn entweder der aktive Part seinen Anspruch deutlicher zeigt oder der passive Part Anzeichen von Abwehrverhalten zeigt.

Eine weitere Art des Körperkontaktes zwischen Ratten ist das sogenannte "Nosing". Dabei stö&zlig;t eine Ratte mit ihrer Nase sanft in die Flanke der anderen, oft in der Nähe deren Nackens. Dieses Verhalten kann bei einer Reihe von Begegnungen zwischen Ratten beobachtet werden, u. a. auch wenn sich ein empfängnisbereites Weibchen einem Männchen nähert.

Eine andere Variante des Körperkontaktes, das "boxing", gibt es bei Kämpfen zwischen Ratten. In aufrechter Haltung werden dabei "Pfotenhiebe" gegen den Kontrahenten ausgeteilt. Zwischendurch werden schnelle Bisse gegen die Gliedma&zlig;en oder Schwanz des Kontrahenten ausgeteilt, wobei diese meist nicht ernsthafter Natur sind.

In der Heimtierhaltung ist es wichtig, den Ratten überhaupt Gelegenheit zu geben, soziales Verhalten untereinander zu erlernen, bzw. weiterzupflegen. Einzelhaltung (sh. dazu auch: Integration, bzw. Neue Ratten), bzw. zu kleine Käfige beeinflussen Ratten in ihrem Verhalten Artgenossen und dem Menschen gegenüber.