Gefahren beim Freilauf von Ratten

Beim Freilauf gilt es einige wichtige Punkte zu beachten.

Da dem Einfallsreichtum unserer Ratten oft keine Grenzen gesetzt sind, wenn es gilt, "verbotene" Zonen in der Wohnung zu erkunden, ist es sehr wichtig, dass alle möglichen und unmöglichen Gefahrenquellen vor dem Freilauf der Ratten beseitigt werden. Zwar sollten Ratten niemals ohne Aufsicht Freilauf bekommen, jedoch sind sie oft so flink, dass dem Rattenhalter ein rasches Eingreifen bei drohender Gefahr manchmal gar nicht möglich ist, wenn nicht bereits vorher das Zimmer "rattensicher" gemacht wurde. Hier einige Gefahrenquellen, die es auszuschalten oder besonders gut zu sichern gilt.

Die meisten Pflanzen sind giftig (Liste giftiger Pflanzen) und werden leider all zu gerne angeknabbert, deshalb ein Zimmer für den Freilauf wählen, in welchen sich keine Pflanzen befinden oder diese für die Zeit des Freilaufes entfernen.

Stromkabel werden sehr gerne angenagt, evtl. mit Kabelkanälen sichern (im Fachhandel erhältlich).

Ratten klettern gerne auf und hinter Schränke, sie sollten vorher gesichert werden, denn manche Tiere lassen sich nur schwerlich wieder hervorlocken, vor allem, wenn sie noch nicht eingewöhnt sind. In dem Fall sollten sie ohnehin noch keinen Freilauf erhalten. Die Gefahr eines Absturzes ist relativ hoch, denn die glatten Flächen mancher Schränke bieten Rattenfüßen keinen Halt. Mir wurde von einem Fall berichtet, wobei sich eine Ratte beim Absturz hinter einem Schrank das Genick gebrochen hat!

Schubladen, Schrank- und Zimmertüren sollten geschlossen sein. Regale inklusive der Regalbretter müssen kippsicher befestigt werden.

Aquarien sollten abgedeckt, und Käfige von Vögeln oder anderen Tieren so untergebracht werden, dass sie von den Ratten nicht erreichbar sind.

Klettern Ratten auf Fensterbretter (das gelingt ihnen oft, indem sie z. B. an bodenlangen Vorhängen hochklettern), müssen die Fenster immer geschlossen sein (keinesfalls gekippt!)

Laufen Ratten in der Küche frei, ist unbedingt darauf zu achten, dass weder Herd, noch Toaster, Kaffeemaschine oder andere Elektrogeräte eingeschaltet sind.

Selbstverständlich dürfen beim Freilauf keine Kerzen angezündet werden.

Gibt es im Badezimmer Freilauf, ist darauf zu achten, dass Waschmaschine, Schleuder und Toilettendeckel geschlossen sind.

Ansonsten sollten im Raum leicht zerbrechliche Dinge aus dem Weg geräumt werden. Gefüllte Gläser mit Alkohol (oder sonstigen Getränken), für die Ratte unverträgliche Nahrungsmittel/Genussmittel oder Medikamente können den Tod eines Tieres zur Folge haben, zumindest schwerste Vergiftungserscheinungen hervorrufen.

Aschenbecher müssen geleert werden.

Schmale Gläser können ebenso gefährlich sein. Wenn sich die Ratte hineinbeugt um zu trinken, kann sie vornüberkippen und schlimmstenfalls ertrinken, wenn sie unglücklich stecken bleibt und sich nicht mehr befreien kann.

Ansonsten testen Ratten mit ihren Nagezähnen gerne aus, was sich denn alles benagen lässt. Besonders beliebt sind Tapeten, Bücher, Teppiche, Decken, Kissen und alle möglichen Kleidungsstücke.

Doch auch im Käfig kann es gefährlich werden.

Niemals sollten scharfe, schwere oder harte, ungesicherte Gegenstände im Käfigbereich angebracht werden, wie z. B. enge Röhren aus Stein, wie sie mitunter für Aquarien oder Terrarien Verwendung finden. Eine Ratte könnte sich hineinzwängen und darin "stecken" bleiben, schwere Teile könnten herunterfallen und das Tier verletzen. Selbst die Gitterstäbe bergen Gefahren, denn schon sehr oft haben sich Ratten beim Klettern am Käfiggitter ihre Füßchen verstaucht oder gar gebrochen, wenn sie zwischen einzelne Gitterstäbe geraten sind und sich darin verfangen haben. Einklemmgefahr für Füße und Schwanz besteht vor allem an den Käfigtüren.

Wer seine Ratten in der Wohnung nicht auf dem Fußboden laufen lassen möchte, kann sie auch daran gewöhnen, mit dem Sofa oder Bett Vorlieb zu nehmen. Dazu bedarf es jedoch einiger Erziehungsarbeit und es funktioniert nur dann, wenn die Ratten bisher keinen Freilauf im Zimmer gewohnt waren. Bei neuen Ratten ist es relativ einfach. Sobald sie keine Angst mehr vor ihrem Menschen haben, dürfen sie unter Aufsicht auf dem Sofa herumlaufen (vorher besser eine alte Decke darüber breiten, da viele Ratten gerne alles mit ihrem Urin markieren).

Der Rattenhalter muss in den ersten Tagen nur etwas Geduld und Aufmerksamkeit mitbringen und darf die Ratten nicht aus den Augen lassen. Sobald ein Tier versucht, vom Sofa zu springen, sollte es daran gehindert werden, entweder durch Zuruf oder durch Rascheln mit Papier. Die Ratte muss merken, dass sie im Begriff ist, etwas zu tun, was nicht erwünscht ist. Es ist durchaus beabsichtigt, dass die Ratte einen leichten Schreck bekommt und im Idealfall Schutz bei ihrem Menschen sucht. Sobald sie wieder auf Erkundungstour geht, sollte ihr das gewährt werden, jedoch nur so lange, bis sie erneut versucht, vom Sofa zu gleiten. Ein aufmerksamer Rattenhalter bemerkt das sofort, meist streckt sich das Tier schnuppernd vornüber. Spätestens jetzt ist es wieder nötig, die Ratte daran zu "erinnern", dass sie umkehren soll.

Das heißt: erneutes Rascheln oder Zuruf. Es wird unter Umständen einige Tage dauern, doch bald hat die Ratte verstanden, was ihr Mensch von ihr erwartet. Wenn der Rattenhalter jedoch in der Eingewöhnungsphase einmal nicht aufpasst und seine Ratte hat den Sprung nach unten geschafft, dann wird es schwer, dem Tier begreiflich zu machen, dass der Fußboden tabu ist. Die Ratte wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit versuchen, vom Sofa zu springen. Es liegt also in den Händen des Pflegers, sein Tier so zu "erziehen", dass es nicht das Bedürfnis verspürt, auf den Fußboden zu gelangen.

Bei dieser "Freilaufalternative" sind jedoch die Bewegungsmöglichkeiten enorm eingeschränkt. Deshalb ist es für Käfigtiere sinnvoller, ihnen entsprechend Freiraum zum Herumtoben in einem gesicherten Zimmer zu ermöglichen.

Wer viel Platz zur Verfügung hat, kann auch mit einem Raumteiler den Ratten einen kleinen abgesicherten Bereich zum Rennen und Spielen abtrennen. Bastler können mit Material aus dem Baumarkt gewiss oft kleine Wunder vollbringen.