Parasiten bei Ratten - Endoparasiten

Bei nahezu allen Heimtieren kann es an Organen zu Befall mit Parasiten kommen. Bei Ratten sind dies in erster Linie Protozoen, Zestoden und Nematoden.

Die bei Ratten auftretenden Protozoen sind Spironucleus muris und Giardia muris, wobei letztere weniger krankheitsauslösend ist. Ein Protozoen-Befall kann durch Stressfaktoren wie z. B. Geburt von Jungtieren, Überbesetzung von Käfigen und andere Krankheiten zum Ausbruch kommen. Durchfall und Abmagerung der betroffenen Tiere sind die Folgen. Bei chronischen Infektionen kann das Wachstum von jungen Ratten gehemmt werden. Durch Untersuchung von frischem Kot kann im Labor die Diagnose vorgenommen werden.

Amöben und Giardia, sowie vermutlich auch Kryptosporidien und Mikrosporidien können auf den Menschen übertragen werden.

Kokzidien bestehen wie Bakterien nur aus einer Zelle und sind bei der Ratte weniger von klinischer Bedeutung. Es gibt Berichte, dass sie Darmveränderungen bei jungen Ratten auslösen, aber diese Tiere sind dann meist bereits durch eine andere Infektion geschwächt. Kokzidien bei der Ratte sind immer Darmparasiten.

Nierenkokzidiose ist bei vielen Tierarten bekannt, nicht aber bei der Ratte. Bei anderen Heintieren ist Kokzidiose relativ häufig anzutreffen.

Die Kokzidienart Toxoplasma gondii entwickelt sich im Darm von Katzen. Erhöhte Ansteckungsgefahr für andere Säugetiere und Menschen besteht durch die Ausscheidungen, nicht durch das Tier selbst. Besonders schwangere Frauen sind gefährdet, da es durch eine Infektion zu Missbildungen des Kindes im Mutterleib kommen kann. Durch Untersuchung von frischem Kot kann im Labor die Diagnose vorgenommen werden. Als Therapie sollte in erster Linie eine Verbesserung der Haltungsbedingungen vorgenommen werden. Außerdem ist es ratsam, die erkrankten Tiere warm zu halten und in Absprache mit dem Tierarzt dem Trinkwasser Metronidazol (Clont, Flagyl) beizufügen (oder orale Gabe, sh unten). Vorsicht: Metronidazol nicht bei trächtigen Weibchen einsetzen, da Fötenmissbildungen nicht auszuschließen sind!

Dosierung Metronidazol bei Giardien:

oral: 5 Tage 2 x täglich 25 mg/kg (Achtung: Der Harn kann sich dunkel verfärben!)

Dosierung Panacur bei Giardien

Zestoden (Bandwürmer, Hymenolepis diminuta und H. fraterna) kommen im Dünndarm der Ratte vor. Nur bei schweren Infektionen kommt es zu Symptomen wie Durchfall und Gewichtsverlust. Auch hier können die Parasiten mit einer Kotuntersuchung festgestellt werden. Ratten können Zwischenwirte des Katzenbandwurms (Taenia taeniaeformis) sein. Die Larven durchdringen die Darmwände, gelangen in die Leber und werden dort in einer Zyste eingeschlossen. Die Zyste bewirkt meistens eine Immunität der Ratte, bleibt aber während ihres ganzen Lebens infektionsfähig. Klinische Symptome werden nicht sichtbar, obwohl die Zyste manchmal zu einem Tumor in der Leber führen kann. Werden in einem Haushalt Ratten und Katzen auf mehr oder weniger engem Raum gemeinsam gehalten, sollten Verunreinigungen von Futter oder Rattenbehausung mit Katzenkot unbedingt vermieden werden.

Achtung: Es gibt bei Mäusen und Ratten verschiedene Bandwürmer, die auch beim Menschen parasitieren, wie z.B. H.fraterna, oder H.diminuta. Zwischenwirte können Mehlwürmer sein, bei der zweit-genannten Art Käfer und Insekten.

Ein Grund mehr, dass ein Rattenhalter unbedingt seine Ratten nicht nur gegen Ekto-, sondern auch gegen Endoparasiten behandeln sollte!

Bei einer Erkrankung mit Lungenwürmern äußern sich die Symptome durch Niesen, Husten schleimigem bzw dünnflüssigem Nasenausfluss, erschwertes Atmen, struppigem Fell, Abmagerung und Schwäche. Ausgeprägte Symptome treten aber nur bei starkem Befall und bei Jungtieren auf. Die Infektion erfolgt durch Aufnahme von Larven in infizierten Zwischenwirten mit dem Futter. Behandlungsempfehlung: Panacur-Suspension.

Magenwürmer (G. neoplasticum) parasitieren in der Magenschleimhaut der Ratte und können bis 5,5 cm lang werden. Bei schwachem Befall treten meist keine Symptome auf. Bei starkem Befall kommt es zu Durchfall, in der Folge zu Gewichtsverlust, herabgesetztem Allgemeinbefinden, Aszites (Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum, dadurch Schwellung des Bauches), Ödemen (Anschwellen von Körpergewebe infolge einer Flüssigkeitsansammlung). Als Therapie kann auch bei diesen Parasiten Panacur-Suspension (Fenbendazol) empfohlen werden.

Nematoden, bei der Ratte mit den Oxyuriden Syphacia muris und Aspiculuris tetraptera vorkommend, sind Schmarotzer des Blind- und Dickdarms.

Im Dünndarm finden sich Nippostrongylus brasiliensis und Nematospiroides, welche bei starkem Befall Durchfall auslösen.

Eine Bekämpfung ist schwierig, da die Wurmweibchen zur Eiablage den Darm verlassen und ihre Eier um den Anus herum absetzen, so dass die Würmer nicht im Darm schlüpfen. Nicht immer sind Nematoden im Kot feststellbar. Es kann daher schwer sein, Eier von Oxyuren durch eine Kotuntersuchung nachzuweisen. Da die Eier sehr leicht sind, können sie durch das Putzen der Ratten mit dem Staub im gesamten Raum verbreitet werden und erreichen dadurch auch Futtervorräte oder andere Käfige (Staubinfektion). Werden Oxyuriden festgestellt, sollten alle Käfige und Gerätschaften gereinigt werden.

Das kann mit einem Dampfstrahler erfolgen, der im 2-3 bar-Druckbereich arbeiten sollte. Erkrankte Ratten können mit Fenbendazol behandelt werden. Panacur z. B. ist sehr wirksam und gleichzeitig sehr gut verträglich . Auch eine versehentliche Überdosierung ist bis zu einem gewissen Grad ungefährlich. P. ist als 2,5 %ige Suspension erhältlich, die oral verabreicht werden kann. Die Dosierung beträgt 5 - 10 mg/kg Körpergewicht und soll im Abstand von 10 Tagen wiederholt werden (evtl. 25-50 mg/kg).

Syphacia muris ist besonders krankheitserregend, vor allem bei geschwächten Ratten. Befallene Tiere leiden unter Juckreiz im Anusbereich, sie sind unruhig und können auch Durchfall haben. Jungtiere magern durch Störungen des Blinddarms stark ab und verweigern letztendlich das Futter.

Es gibt natürlich weitere Innenparasiten, die häufigsten jedoch sind die oben genannten. Bei allen beschriebenen Symptomen sollte eine Kotuntersuchung vorgenommen werden. Wenn die Herkunft der Ratte nicht klar ist oder sie aus einem Zooladen oder Tierheim stammt, wo sie möglicherweise mehr oder weniger Kontakt mit anderen Tieren hatte, sollte vorsichtshalber eine Kotprobe auf Parasiten untersucht werden. Es kann jedoch sein, daß eventuell vorhandene Nematoden in nur einer Kotprobe nicht festgestellt werden können. Daher kann Panacur auch prophylaktisch verabreicht werden.

Gewisse Arten von Würmern können in großer Anzahl auftreten, ohne dass sie auffällige Symptome hervorrufen. Bei einem Befall mit Bandwürmern kann es, je nach Stärke des Befalls, zu blutigem Durchfall, Verstopfung, Abmagerung, Anämie, usw. kommen. Es gibt eine Bandwurmart bei Ratten, die bis 60 cm! lang werden kann (jedoch nur 3-5 mm breit). Sie findet sich im Dünndarm (auch Menschen können infiziert werden!). Im Vergleich dazu gibt es eine andere Bandwurmart, die nur 3-5 cm lang wird, dafür aber etwa 1-2 mm breit ist.

Blut im Urin könnte auch ein Hinweis auf ein Kokzid (Kokzidien im Harntrakt bei Ratten bislang kaum bekannt) oder Nematoden sein, die in der Niere und Harnblase) von Ratten leben. In beiden Fällen zeigen sich die Symptome mit blutigem Urin. Der Nachweis kann durch eine Urinuntersuchung erbracht werden. Im ersten Fall findet man Sporozysten, im zweiten Fall befinden sich die typischen Eier der Nematoden im Urin. Der Infektionsweg erfolgt durch Aufnahme der Sporozysten, bzw der Eier mit dem Futter. Es genügt der Kontakt zu anderen Ratten (oder Mäuseurin) es müssen keine "wilden" Artgenossen sein. Wichtige Prophylaxe ist in beiden Fällen sehr häufiger Wechsel der Einstreu und penible Käfighygiene. Bei Klosiella ist bislang keine Therapie bekannt. Wenn es sich um Nematoden handelt, könnte eine Behandlung mit Fenbendazol (Panacur-Suspension) helfen.

Eine zeitlang machte ein Begriff die Runde, der eventuell auch bei Ratten von Bedeutung sein könnte. Es handelte sich dabei um das "Borna Virus". Seit etwa 20 Jahren ist bekannt, daß dieses Virus verantwortlich sein kann für psychische Krankheiten des Menschen, etwa bei Depressionen. Viel länger schon ist die Existenz dieses Virus bekannt, und es hat seinen Namen nach der sächsischen Stadt, wo es zuerst beschrieben wurde. Befallene Pferde haben eine Sterblichkeitsrate von bis zu 80%. Auch andere Haustiere können davon befallen werden, und Ratten scheinen dabei nicht verschont zu werden.

Infizierte Ratten zeigen erhebliche Verhaltensänderungen: gestörtes Ess- und Fluchtverhalten, sie reagieren sie weniger auf Gefahr und ihr Lernverhalten ist deutlich gestört. Fettleibigkeit kann eine weitere Folge sein.

In der Tierwelt gibt es Verhaltensstörungen, die den menschlichen Depressionen ähneln. Erkrankte Tiere werden apathisch, bewegen sich kaum noch und fressen nicht mehr. Eine Ansteckung erfolgt durch Körperkontakt, bzw. durch Tröpfcheninfektion. In jüngster Zeit wurde das ursprünglich als Grippemittel (Influenza A) bekannte Amantadin bei der Bekämpfung des Virus eingesetzt, und es scheint, als könnte es eine hervorragende Wirksamkeit haben. Ob und in welcher Form das Borna-Virus tatsächlich eine Bedeutung bei Ratten in der Haustierhaltung hat, wird sich wohl erst zeigen müssen. Die Symptome sind bekannt, ebenso die Form des Nachweises, nämlich durch Blutuntersuchungen.